Elektromobilität: Verein Deutsche Ingenieure mahnt Technologieoffenheit an

VDI-Studie: Einseitige Fokussierung auf Batterie-Pkw gefährdet CO2-Ziele

Elektromobilität: Verein Deutsche Ingenieure mahnt Technologieoffenheit an: VDI-Studie: Einseitige Fokussierung auf Batterie-Pkw gefährdet CO2-Ziele
Erstellt am 2. November 2020

In der aktuellen öffentlichen Diskussion um Pkw-Antriebskonzepte steht die Reduzierung von NO2- und insbesondere CO2-Ausstößen klar im Vordergrund. Damit dies gelingt, setzen Politik und Teile der Industrie derzeit voll auf den batterieelektrischen Antrieb. Die neue VDI-Studie "Ökobilanz von Pkws mit verschiedenen Antriebssystemen" zeigt jedoch, dass eine solche einseitige Fokussierung eher kontraproduktiv für die Umwelt ist. "Ein komplementäres Miteinander der Technologien ist unsere einzige Chance, die CO2-Ziele für 2030 zu erreichen", fasst VDI-Präsident Dr.-Ing. Volker Kefer das Ergebnis der Studie zusammen. Und die Stimme, die sich mahnend erhebt, ist nicht irgendein Zwischenruf von irgendwem. Der VDI Verein Deutscher Ingenieure existiert seit mehr als 160 Jahren und ist mit seinen rund 145.000 Mitgliedern der größte technisch-wissenschaftliche Verein Deutschlands.

Ob Batterie, Brennstoffzelle oder Verbrennungsmotor - alle Antriebskonzepte haben noch große Potenziale, signifikant zur CO2-Reduktion in der Mobilität beizutragen - so lautet eine Aussage der Studie. Dem VDI ist wichtig, nicht allein auf Batteriefahrzeuge zu setzen, sondern auch die Brennstoffzelle und moderne Verbrennungsmotoren mit umweltfreundlicheren Treibstoffen wie Gas oder synthetischen Kraftstoffen weiter zu stärken.

Energieträger bei Produktion entscheidend

Einen wesentlichen Anteil an den emittierten CO2-Emissionen hat die jeweilige Energieversorgung der Fahrzeuge in der Produktion und im Betrieb. "Wenn die Energieträger nicht von ihrem CO2-Rucksack befreit werden, kann keine der Technologien helfen", sagt Dr.-Ing. Ralf Marquard, Vorsitzender des VDI-Fachbeirats Antrieb und Energiemanagement der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik und einer der Mitinitiatoren der Studie. "Nur wenn die Energieträger auf erneuerbarer Basis gewonnen werden, können alle Technologien helfen, die Umweltbilanz zu verbessern."

Verlagerung der Batteriezellenfertigung nach Europa

In Anbetracht der kompletten Wertschöpfungskette sind moderne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren heute oft noch schadstoffärmer als Elektrofahrzeuge. Batterieelektrische Antriebe leiden unter dem aktuell hohen Energie- und Materialaufwand in der Produktion. "Ein erfolgreiches und energiesparendes Batterierecycling ist hier der Schlüssel zum Erfolg, den es zwingend gilt zu fördern, da dies aktuell nicht in industriellem Maßstab praktiziert wird", so Marquard. Dies ist ein wesentlicher Baustein, um die Umweltbilanz der Fahrzeuge deutlich zu verbessern. Eine weitere Empfehlung der Studie ist, die Batteriezellenfertigung schnell von China nach Europa zu verlagern. Dies hätte einen deutlich positiven Einfluss auf die CO2-Emissionen zur Folge. Grund dafür sind kürzere Transportwege und der kohlelastige Strommix in China.

Die Studie betrachtet die CO2-Emissionen der verschiedenen in Frage kommenden Antriebssysteme über die gesamte Lebensphase - von der Erzeugung der Rohstoffe über die Produktion und der Nutzungsphase bis zum Recycling. Sie vergleicht den Stand im Jahr 2020 mit prognostizierten Zahlen im Jahr 2030, in beiden Fällen unter Berücksichtigung eines unterschiedlichen Nutzerverhaltens. Die komplette Studie ist HIER kostenfrei downloadbar.

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