Formel 1 Grand Prix von Kanada

Hamilton endgültig zurück auf der Sieg-Spur!

Formel 1 Grand Prix von Kanada: Hamilton endgültig zurück auf der Sieg-Spur!
Erstellt am 13. Juni 2016

Als wären die ersten Saison-Rennen nicht gewesen: Nach dem Großen Preis von Kanada ist alles wie in den letzten Saisons. Lewis Hamilton als strahlender Sieger, Nico Rosberg als hadernder Verlierer. Innerhalb von drei Rennen hat es Hamilton geschafft, den Siegeszug von Nico Rosberg brutal zu unterbrechen und sich selbst wieder ganz nach oben zu pushen. Mit allen Mitteln...

Nicht wenige hatten Nico Rosberg nach der brillanten Siegesserie zu Saisonbeginn schon als sicheren Weltmeister 2016 abgestempelt. Lewis Hamilton schien überraschend zahnlos, unmotiviert und sah keinen Stich gegen den Deutschen. Dass man einen derart erfahrenen und gerissenen Top-Piloten wie den Briten nicht unterschätzen darf, machte Nico deshalb auch bei jeder Gelegenheit klar. Und sollte damit auch leider Recht behalten.

Hamilton ohne Skrupel!

Wieder einmal hat sich gezeigt, dass in der Formel 1 am Ende nur der gewinnt, der ohne Rücksicht auf alles andere nur seine eigenen Interessen im Auge hat. Lewis Hamilton und Nico Rosberg sind die besten Beispiele dafür. Nachdem Nico Rosberg in Monaco als fairer Sportsmann seinen Teamkollegen vorbei ließ und ihm so den Sieg ermöglichte - was ihm auf der menschlichen Seite viel Respekt und Hochachtung einbrachte - "bedankte" sich Hamilton nun in Kanada mit einem Rammstoß in der ersten Kurve, der seinen Teamkollegen um jede Siegchance brachte. Wie kam es dazu?

Der Moment vor dem Knall: HAM und ROS gehen gleichauf in die erste Kurve!

1:1-Situation mit besserem Ende für Hamilton - wieder einmal!

Der Auslöser war ein wiederholt schlechter Start von Pole-Setter Hamilton, während Nico Rosberg deutlich besser aus den Startblöcken kam. Einen wahren Raketenstart hatte hingegen Ferrari-Pilot Sebastian Vettel, der mühelos an beiden Silberpfeilen noch vor der ersten Kurve vorbei zog und damit zusätzliche Unruhe in die Spitzengruppe brachte. Dahinter versuchte Nico Rosberg, den auf gleicher Höhe in die Kurve einbiegenden Hamilton außen zu attackieren. Dieser ließ sich weit nach außen tragen und drängte damit Nico Rosberg in die Auslaufzone ab, wo dieser bis auf Platz 10 zurück fiel. Dabei berührten sich die beiden Silberpfeile auch, was ganz sicher nicht im Sinne des Teams gewesen sein dürfte. Nicos Kommentar hinterher "Ich musste es einfach probieren!" zeigt auch, dass der Deutsche auf Teufel komm raus dagegen halten will und muss, um nicht wieder unter Hamiltons Räder zu kommen. Irgendwie zieht er dabei aber ziemlich oft den Kürzeren. Hamilton war sich nach dem Rennen offensichtlich seiner Schuld bewusst. Nicht umsonst betonte er bei jeder Gelegenheit - sogar noch vor de Siegerehrung im Gespräch mit Vettel - seine Chancenlosigkeit gegen das Untersteuern in der ersten Kurve, wodurch er seinen Teamkollegen in Schwierigkeiten gebracht hatte.

So sehen Sieger aus!

Trotzdem steht der Brite am Ende als der strahlende Sieger auf dem Podest, während sein Kontrahent als Fünfter mühsam seine Emotionenn unter Kontrolle zu halten versuchte. Alles richtig gemacht also! Nur so wird man Weltmeister, das haben die Beispiele Senna, Prost und natürlich Schumacher deutlich gezeigt. Mit übertriebener Fairnes und Gentlemen-Attitüden hingegen wird man wohl nicht so weit kommen. Was für ein gerissenes Schlitzohr Hamilton ist, zeigt die Tatsache, dass er es innerhalb von nur drei Rennen geschafft hat, das viel beschworene "Momentum" mit gezielten Attacken wieder komplett auf seine Seite zu ziehen. Zwar liegt Nico Rosberg noch knapp in der WM in Führung, aber Hamilton ist wieder voll im Geschäft.

Die rote Gefahr lauert!

Nur müssen die beiden aufpassen, dass ihnen ein roter Korsar nicht kräftig in die Suppe spuckt. Was Sebastian Vettel in den ersten Rennrunden gezeigt hatte, war allererste Klasse. Nach dem Blitzstart zog er Hamilton locker davon. Selbst Ober-Sternenkrieger Toto Wolff gab hinterher zu: "Ohne den Startegiewechsel hätten wir Vettel heute nicht geschlagen!". Man griff also zu einer riskanten Einstopp-Stategie und brachte Hamilton so an Vettel vorbei. Der britische Mehrfach-Weltmeister managte seine alten Reifen meisterhaft und gewann so das Rennen. Von der Performance her war Ferrari zumindest mit Vettel mindestens ebenbürtig. Die Saison ist noch lang, und wenn sich die beiden Silberpfeile noch öfter gegenseitig im Wege stehen, könnte Vettel am Ende als lachendner Dritter dastehen. Wäre nicht das erste Mal!

Lewis Hamilton  Ich weiß nicht, was am Start passiert ist. Mein Probestart vor der Einführungsrunde war perfekt. Deshalb dachte ich mir: "Das wird ein Kinderspiel am Start". Als es aber ernst wurde, funktionierte es nicht. Jetzt muss ich herausfinden, woran das gelegen hat. Dann hatte ich starkes Untersteuern in Kurve eins. Um mich herum waren überall Autos und es kam zu einer unglücklichen Berührung mit Nico. Danach machte ich mich auf die Jagd nach Sebastian. Er war auf der ersten Runde blitzschnell und wir hatten beide in der Folge eine gute Pace. Abgesehen von einem kleinen Verbremser in Kurve zehn machte ich das gesamte Rennen über keinen Fehler. Damit bin ich sehr zufrieden. Heute ging es allem voran darum, auf die Reifen zu achten. Das Team hat bei der Strategie genau richtig gelegen. Das Rennen hat mir richtig Spaß gemacht. Alles lief absolut glatt. Immer wenn Sebastian aufholte, hatte ich genug in der Hinterhand, um den Vorsprung zu halten. Ich war richtig im Rhythmus. Während der letzten 10-15 Runden dachte ich ständig an Muhammad Ali: Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene. Es fühlte sich tatsächlich so an, als ob ich schweben würde. Er war für mich und sicher auch jeden anderen eine riesige Inspiration. Dieser Sieg war für ihn. Ich habe hier 2007 meinen ersten Grand Prix gewonnen und dieser Erfolg heute fühlt sich genauso großartig an. Es ist ein Segen. Vielen Dank an alle, die heute hier waren. Wir kommen jedes Jahr aufs Neue hierher und erleben eine fantastische Woche.

Nico Rosberg  Das war ein richtig hartes Rennen. Lewis hatte einen schlechten Start, meiner war ordentlich und der von Sebastian super. Ich war neben Lewis und versuchte es außen herum. Ich musste es probieren oder akzeptieren, hinter ihm zu sein. In Barcelona hat das funktioniert, hier leider nicht. Es war ein hartes Manöver von ihm, aber das gehört zum Racing dazu. Nächstes Mal muss ich bessere Arbeit abliefern. Ich verlor viele Plätze, als ich durch den Notausgang fuhr, und das kostete mich meine Chancen in diesem Rennen. Ich gab danach alles, um mich zurückzukämpfen, und es bestand die Chance auf einen Podestplatz. Aber dann hatte ich einen Reifenschaden und musste noch einmal an die Box. Verdammt! Ich griff voll an, um die verlorenen Plätze wieder gut zu machen. Aber ich hatte alle Hände voll zu tun, auf das Auto zu achten. Es gab Warnmeldungen von den Bremsen und mein Benzin ging zur Neige. Der Kampf gegen Max war schön. Auch diesmal war es am Limit, aber gutes Racing. Ich gab alles, um an ihm vorbeizukommen, und drehte mich gegen Ende des Rennens. Auf der letzten Runde schleppte ich das Auto geradeso vor Kimi auf Platz fünf ins Ziel. Das ist ein enttäuschendes Ergebnis. Denn unser Auto war heute fantastisch. Aber so läuft es eben manchmal. Jetzt bleiben mir zwei Tage zuhause, um mich auf Baku vorzubereiten. Dort werde ich wieder angreifen.

Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef  Dies war ein fantastisches, actiongeladenes Rennen, wie wir es von Montreal gewohnt sind. Lewis ist ein sensationelles Rennen gefahren und hat den Sieg verdient. Vor dem Rennen waren wir uns nicht ganz sicher, ob bei diesen kühlen Bedingungen ein oder zwei Stopps die richtige Entscheidung waren. Es hing davon ab, wie schnell die Reifen auf Temperatur kommen würden. Nachdem Sebastian in der VSC-Phase an die Box gegangen war, wurde uns klar, dass ein Stopp uns die besten Siegchancen ermöglichen würde. Danach lag es an Lewis, die Reifen so lange am Leben zu halten, die Stints auszudehnen und die nötige Pace zu gehen. Das ist ihm grandios gelungen. Als wir an anderen Autos feststellten, dass die weichen Reifen gut hielten, wurde uns bewusst, dass wir auf Siegkurs lagen. Nicos Rennen wurde von der ersten Kurve bestimmt. Danach sah er sich einer Aufholjagd gegenüber. Lewis sagte im Funk, dass er vor der Kurve Untersteuern und kalte Reifen hatte. Dabei bestand das Risiko, dass Nico auf der Außenbahn sein würde. Es war ein hartes Manöver. Wenn du aus der ersten Reihe ins Rennen gehst, rechnest du natürlich nicht damit, dass du nach der zweiten Kurve auf den Rängen zwei und neun liegst. Aber ehrlich gesagt stellen diese Diskussionen nach jedem Rennen für mich ein gewisses Déjà-vu dar. Danach krempelte Nico die Ärmel hoch und zeigte eine fantastische Leistung. Er lag auf Podiumskurs, als er plötzlich einen schleichenden Plattfuß hatte. Das war der Grund dafür, warum wir ihn zu einem zweiten Stopp hereinholen mussten. In der Folge achtete er auf das Auto, auch, weil er ein wenig mit dem Benzin aufpassen musste. Deshalb konnte er nicht auf jeder Runde attackieren. Er hatte einen großartigen Zweikampf mit Verstappen, der sich sehr gut verteidigte. Nico kämpfte hart um jeden Punkt, verlor dann aber das Auto beim Anbremsen der letzten Schikane. Aus Sicht des Teams führte eine Reihe an Faktoren dazu, dass wir heute nicht mit zwei Podestplätzen abreisen. Dennoch haben wir heute die meisten Punkte aller Teams geholt. Die Pace von Ferrari und Red Bull hat jedoch gezeigt, dass die Konkurrenz da ist. Wir müssen alles richtig hinbekommen, um unsere Position an der Spitze zu behalten.

Paddy Lowe, Executive Director (Technical)  Das war von Anfang bis Ende ein ereignisreiches und unterhaltsames Rennen. Der Beginn war natürlich alles andere als perfekt. Wir wussten, dass es bei so kühlen Bedingungen knifflig werden würde. Denn auf dieser Strecke ist es selbst an einem heißen Tag schwierig, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Sebastian hatte einen außergewöhnlich guten Start und überholte unsere beiden Fahrer noch bevor ihnen in Kurve zwei die Strecke ausging. Danach mussten wir versuchen, das Rennen zu retten. Sobald Ferrari beide Autos sehr früh auf eine Zwei-Stopp-Strategie gesetzt hatte, entschieden wir uns dazu, mit beiden Fahrern eine Ein-Stopp-Strategie zu verfolgen. Das funktionierte gut und spielte eine große Rolle beim Sieg von Lewis. Leider zwang ein später Reifenschaden Nico zu einem zweiten Boxenstopp. Es schien so, als ob er auch ein paar Teile in einem seiner Kühler aufgesammelt hätte. Jedenfalls kämpfte er während des Rennens mit Überhitzungsproblemen. So etwas mag sich nicht unbedingt auf seine Performance auswirken, aber es würde eine große Ablenkung darstellen, damit umzugehen. Heute war für ihn ein Podestplatz drin. Aber leider kam es nicht so. Glückwunsch an Lewis zu einem weiteren Sieg in Kanada. Aber auch an das Team in der Box und am Kommandostand. Ihre Boxenstopps und Strategieentscheidungen waren einwandfrei. 

 

1 Kommentar

  • egide aus belgien

    Egide aus belgien

    Sehr Schade fur Nico, und das Manöver von Lewis?????.

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community