Kommentar zum geplanten Verbrennungsmotoren-Verbot der EU: Sackgasse und Einbahnstraße zugleich

Syn-Fuels wären der U-Turn zurück auf den Weg der Vernunft!

Kommentar zum geplanten Verbrennungsmotoren-Verbot der EU: Sackgasse und Einbahnstraße zugleich: Syn-Fuels wären der U-Turn zurück auf den Weg der Vernunft!
Erstellt am 13. Mai 2022

Es gibt plausible Gründe, warum man zwei bestimmte Straßenschilder niemals gemeinsam antrifft: Das Schild für Einbahnstraßen und das Schild für Sackgassen.

Warum das so ist, erschließt sich jedem Zweitklässler sofort, dass - einmal in die Straße abgebogen - kein Weg mehr herausführt!

Exakt dies plant aber die EU-Kommission derzeit in der Frage, wie sich die Europäische Mobilität im Rahmen von „Fit for 55“ in Zukunft gestaltet. Während man die Weichen stellt, das Aus – bzw. das Verbot der Neuzulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ab 2035 zu beschließen, weigert man sich gleichzeitig, alternative Kraftstoffe wie HVO100 oder zukünftige, synthetische Kraftstoffe - auch efuels genannt - im Rahmen der Flottengrenzwertregelung anzuerkennen. Dies wäre nämlich wichtig, um Autos mit Kolbenmotor auch nach 2035 noch zulassen und auch, um sie so steuerlich als „klimafreundlich“ einstufen zu können, was letztendlich auch den Betrieb deutlich günstiger machen würde.

Hierzu sollte man folgendes wissen:  Synthetische Kraftstoffe emittieren lediglich die Menge an CO2, die für ihre Produktion zuvor der Atmosphäre entnommen wurden, oder bei biobasierte Kraftstoffen zuvor in der Pflanzenmasse gebunden war. Im Fall von HVO (hydrotreated vegetable oils / hydriertes Pflanzenöl) bedeutet dies, dass in der Gesamtbilanz ca. 90% weniger CO2, sowie deutlich weniger NOx und Feinstaub über den Auspuff an die Atmosphäre abgegeben wird. Dabei werden übrigens nur biologische Abfallstoffe für die Produktion verwendet, die ansonsten der unkontrollierten Verbrennung in Müllverbrennungsanlagen zugeführt würden, wo sie deutlich mehr Schadstoffe emittieren. Das Ziel sollte es eigentlich sein, die Ölquellen versiegen zu lassen und kein fossiles CO2 mehr in die Atmosphäre abzugeben, statt eine Technologie zu begraben und eine andere zu hypen, die mehr Fragen, als Antworten hinterlässt.

Klimaschutz durch alternative Kraftstoffe funktioniert sofort, ab der ersten Tankfüllung und ohne jegliche Umbauten. Die meisten Hersteller haben übrigens bereits Kraftstoffe, wie HVO für viele Ihrer Motoren freigegeben. …auch VW und Mercedes. Stattdessen sollen sie dazu in der EU dazu verdammt werden, auch in 10 Jahren noch fossiles Benzin und Diesel zu tanken.

Mit synthetischen Kraftstoffen können – ihren globalen Markthochlauf vorausgesetzte – weltweit über 1.4 Mrd. Fahrzeuge sofort 90% ihrer CO2-Emissionen einsparen. Auch der potentielle Lagerbestand würde weltweit Unmengen von CO2 in produziertem Kraftstoff binden. Dauerhaft, wenn weltweit die jeweils nationalen Speicher groß genug geplant werden.

Beim Elektroauto sieht das etwas anders aus: Zum einen gelten sie nur deshalb als „Zero-Emission Vehicle“ weil sie keinen Auspuff haben, ihre CO2-Ersparnis nur auf dem Papier ermittelt wurde und bei der Erstellung der Abgasbilanz die Stromerzeugung nicht einbezogen wird. Zum anderen liegt genau hier der Hund begraben: Insbesondere in Deutschland sind wir meilenweit entfernt von einer flächendeckenden Stromversorgung aus regenerativen Quellen.

Kohle und Atomstrom bleiben auf absehbare Zeit an der Tagesordnung und der grüne Wirtschafts- und Umweltminister Habeck geht weiter fleißig auf Shoppingtour, unseren Hunger nach fossilem Öl und Gas zu stillen und um unsere Kraftwerke zu betreiben, die auch den Strom für Elektroautos produzieren. Windkraft und Photovoltaik schaffen das nämlich nicht und sind so volatil und kaum speicherbar, dass in Zukunft elektrische Energie rationiert werden müsste.

„Sie wollen mit Ihrem EQS fahren? …passt Ihnen Montag in drei Wochen? Da haben wir noch ein Slot frei, um Ihre Wallbox scharf zu schalten!“

Als Auslöser für Elektro-Hype darf man den Diesel-Gate Skandal im Hause VW betrachten, bei dem durch Schummel-Software die Abgasbilanz der verkauften Diesel-VWs geschönt wurde. Der Diesel war tot – egal, wie weit seine Entwicklung als nachhaltigster Antrieb voranschreitet. Umweltverbände haben die Industrie regelrecht gegrillt und in die Ecke getrieben.

Völlig ungelegen kam der Elektro-Hype Herbert Diess in Wolfsburg und Ola Källenius aus Untertürkheim allerdings nicht; man ist ja flexibel. Leichter konnte man nämlich niemals zuvor aufgrund der Flottengrenzwertregelegung teure, deutsche Arbeitsplätze ins Nicht-EU Ausland verlagern, wo der Kolbenmotor für den Weltmarkt weiterhin eine blühende Zukunft hat. Die einzig rühmliche und seinen Kunden gegenüber ehrliche Ausnahme ist und bleibt Oliver Zipse, der geniale CEO von BMW.

„Alles für´s Klima“ kann bei den anderen beiden leicht ausgetauscht werden gegen „alles für den Aktionär“, der sich über höhere Renditen und steigende Aktienkurse durch Pille-Palle-Produktionskosten, wegfallende Importzölle und Luxussteuern im neuen Kernmarkt China freut.

Da macht der kleine, deutsche Markt den Bock nicht fett, denn die Zukunft liegt eh in China und anderen, aufstrebenden Ländern. 40% des Gesamtabsatzes von VW findet übrigens derzeit im Reich der Mitte statt. Made in Germany? Wen interessiert das schon? Bei „Made in Germany“ sind wir aber wieder beim eigentlichen Thema: Deutschland ist ein verhältnismäßig kleines, rohstoffarmes, aber reiches Land (noch). Das Kapital ist dieses Landes im Herzen Europas war sein legendärer Ingenieursgeist, die Schwäche für Qualität und das nimmermüde Bestreben, etwas Gutes noch besser zu machen: Der Inbegriff der Technologieoffenheit beim Finden von Lösungen, wenn ein definiertes Ziel zu erreichen ist.

Ganz egal, ob es Ihr guter Stern auf allen Straßen, die Freude am Fahren, oder der Vorsprung durch Technik war: Deutsche Autos begeisterten – überall auf dieser Welt, weil es stets das Beste war, was man auf vier Räder stellen konnte. Sie könnten auch die saubersten Autos mit Kolbenmotor sein, die jeden TESLA wie einen Sondermüllhaufen aussehen lassen, wenn man die Ingenieure in Untertürkheim, Wolfsburg und Weißach nur machen ließe.

Vielleicht ist es der grassierende Auto-Hass, oder ein kleines Bisschen Neid der Nachbarländer, aber wenn 2035 tatsächlich das Ende des von mir so geliebten und – mit dem richtigen Kraftstoff betankt – nachhaltigen Antriebs kommen sollte, dürfte der Heimatmarkt völlig an Bedeutung verlieren. Zudem stehe ca. 500.000 Jobs auf der Kippe. Die EU-Kommission, die größtenteils aus technischen Laien besteht, juckt das nicht. …Steffie Lemke übrigens auch nicht, die wirklich denkt, dass es der Auspuff ist, der den Unterschied zwischen „dreckig“ und „sauber“ …äh „klimaneutral“ macht.

Spätestens, wenn man CO2-Emissionen nicht mehr nur schönrechnet, sondern tatsächlich misst, dämmert dem einen oder anderen Parlamentarier, dass efuels und biobasierte, synthetische Kraftstoffe doch keine so schlechte Idee gewesen wären. Kurz vor der Nachricht über die Entscheidung des Umweltausschusses der EU hatte nämlich die Bundesregierung noch bekräftigt, wie wichtig alternative Kraftstoffe für die Defossilisierung unserer Mobilität sind.

Schließen möchte ich mit einem Zitat eines ARAMCO-Managers, mit dem ich kürzlich sprach. Ich erzählte ihm von meinem Engagement für HVO, efuels und die Potentiale in der Zukunft. Er gab mir zwar recht, aber antwortete dann: “ …alles schön und gut – sind wir längst dran, aber wir haben Deutschland als Markt komplett abgeschrieben. Unser Geschäft findet zukünftig fast ausschließlich im Asien statt und dort investieren wir jetzt schon.“

Klimaschutz könnte so einfach sein. Ab morgen, für alle, egal wie alt Dein Auto ist. Es sind die EU und große Teile der Bundesregierung, die pragmatischen Klimaschutz zugunsten des Klimaschutzes verhindern. Klingt paradox – ist es aber auch.

 

Christian Nikolai war über 20 Jahre in der Zentrale der Daimler AG und bei Mercedes-Benz Händlern in verschiedenen Funktionen im Marketing, Vertrieb sowie mit dem Aufbau von ClassicPartner Sparten beschäftigt.  Heute ist Christian als selbständiger Unternehmensberater mit seiner Firma RaumLenker MotorConsult tätig, die sich auf die Entwicklung von Kommunikations- und Vertriebskonzepten für die Automobilindustrie spezialisiert hat. Aktuell kümmert er sich hauptsächlich darum, die Marke „FuelMotion“ für klimafreundliche Kraftstoffe im Markt bekannt zu machen und dem biobasierten, synthetischen Kraftstoff HVO100 den gesetzlichen Boden zu bereiten, der der den freien Verkauf an Endkunden ermöglicht. Christian schreibt außerdem für Online-Formate wie Mercedes-Fans regelmäßig Artikel zu unterschiedlichen Automotive-Themen

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