Als Mercedes-Benz mit Verbrenner-Kompetenz prahlen und punkten konnte, da war China für den ältesten Autobauer der Welt das Land des Lächelns. Pkw von Mercedes-Benz verkauften sich im Reich der Mitte wie geschnitten Brot. China wurde zum wichtigsten Markt. Doch der chinesische Kunde will immer öfter elektrisch fahren. Die Pkw seiner Wahl tragen aber nicht den Stern, sondern die Signets heimischer Autobauer. Verbrenner war gestern. Die Otto-Motor-Kompetenz liegt Mercedes in China wie ein Mühlstein um den Hals, meint das Handelsblatt in einem Artikel mit dem Titel „„Markenerbe wird zur Last“ - VW, BMW und Mercedes stürzen in China weiter ab“. In einem anderen Handelsblatt-Artikel ist in diesem Zusammenhang von einem "China_Fiasko" die Rede. Und da ist es kein Trost für die Stuttgarter, dass auch BMW, Audi und Volkswagen in China auf dem Weg vom Hero to Zero sein sollen.
„Die deutschen Autobauer sitzen in China in einer Falle. Ihr Markenerbe wird zur Last“, zitiert das Handelsblatt Andreas Herrmann, Direktor am Institut für Mobilität an der Universität St. Gallen. Dass Mercedes-Benz zusammen mit den anderen deutschen Autobauern offenbar auf einem absteigenden Ast in China sitzen, vermögen derzeit die noch akzeptablen Verbsenner-Verkaufszahlen im Reich der Mitte zu kaschieren. Doch bei den Verkäufen von den in China immer beliebter werdenden E-Autos bleiben Mercedes & Co nur die Krümel vom großen Kuchen. BYD, Great Wall, Geely und die vielen anderen chinesischen Autobauer, die oftmals Newcomer in dem Geschäft sind, erzielen E-Auto-Absatzzahlen im Reich er Mitte, von denen man bei Mercedes-Benz nur träumen kann. Warum ist das so? Für den chinesischen E-Auto-Kunden sind die Verbrenner-Könige von heute die Herrscher über eine Technologie von Gestern.
Das Neue. Das Moderne. Das Digitale. Das Elektrische - traut man ihnen offenbar nicht zu und lässt sie deswegen bei der E-Auto-Kaufentscheidung links liegen.
Diese Entwicklung ist für Mercedes-Benz deswegen fatal, weil der Stern vom Verkaufserfolg in China absolut abhängig ist. Das war nicht immer so. Einer Auswertung des renommierten Center of Automotive Management ist zu entnehmen, dass die Marktrelevanz (Anteil des China-Geschäfts vom Gesamtabsatz im Jahr 2022 bei Mercedes-Benz 36,8 Prozent betrug. Zehn Jahre zuvor betrug der China-Anteil am Mercedes-Benz-Gesamtabsatz „nur“ 18 Prozent. Nun steckt man also in der China-Falle. Wie will Mercedes-Benz da herauskommen?
Mercedes-Pro-China-Strategie: „Inspired by China, Innovating in China“
Piep, piep, Mercedes hat Euch lieb: Auf der Auto China 2024 strengt sich der Stern enorm an, Symphatie-Signale ins Reich der Mitte zu senden und sich intensiver und deutlicher als bislang zu seiner zweiten Heimat China zu bekennen. „Inspired by China, Innovating in China“ heißt die Strategie mit neuen Produkten, landesspezifischen Entwicklungen und for-China-only-Features.
„China ist unser wichtigster Markt und ein entscheidender Technologie-Hub für die globale Automobilindustrie. Zudem ist China Vorreiter bei Tech-Innovationen und Zukunftstrends. Daher setzen wir unsere Investitionen hier fort, vergrößern unseren Forschungs- und Entwicklungsbereich vor Ort und stärken gleichzeitig unsere regionale Produktion. So gewinnen wir bei der Transformation in Richtung Elektrifizierung, Digitalisierung und CO₂-Neutralität weiter an Fahrt“, unterstreicht Ola Källenius, Vorsitzender des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG. die hohe Bedeutung des asiatischen Landes für den Erfinder des Automobils.
Man kann auch von einem Schmusekurs reden, den der Stern in China fahren will. Deutsche Ingenieurskunst beispielsweise verneigt sich tief vor der Leistung der chinesischen Mitarbeiter, wenn Entwicklunsgvorstand Markus Schäfer sagt: „Unsere Entwicklungsteams in China leisten auf dem größten Automarkt der Welt einen wichtigen Beitrag zum rasanten Fortschritt in den Bereichen künstliche Intelligenz, autonomes Fahren und Spitzensoftware. Ich habe keinen Zweifel, dass eine starke Forschungs- und Entwicklungspräsenz in China entscheidend für unsere Führungsrolle bei Elektroantrieben und Fahrzeugsoftware sein wird.“ Das wird man in China vermutlich ebenso gerne zur Kenntnis nehmen wie die Bevorzugungsprogramme für chinesische Kunden, wie etwa die Partnerschaft mit Video-Game-Entwickler Electronic Arts, von der vorerst nur chinesische Mercedes-Kunden profitieren werden.
Die Frage ist, ob die speziell für China ausgedachten Extrawürste am Ende des Tages reichen werden um den chinesischen E-Auto-Kunden in großer Zahl zu gewinnen. Gewiss ist wohl nur eines: Insofern Mercedes-Benz seinen Fokus auf das Reich der Mitte als wichtigsten Absatzmarkt behält, dann wird die Marke Mercedes-Benz kontinuierlich chinesischer werden.
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