Mercedes-Benz hat in fernerer Vergangenheit große Erfolge in Le Mans gefeiert. Seit vielen Jahren allerdings startet man nicht mehr beim 24h-Klassiker. Hat das Warten bald ein Ende? Renn-Legende Hans-Joachim "Striezel" Stuck vermutet es!
Gegenüber "Motorsport-total.com" äußerte sich der aktuelle DMSB-Chef und ehemalige Formel1-Pilot sehr zuversichtlich hinsichtlich eines Comebacks von Mercedes in Le Mans. Hintergrund ist die boomende Klasse GTE, bei der mittlerweile 6 Werke vertreten sind und mit BMW in der kommenden Saison einer der direkten Mitbewerber einsteigt. GTE-Autos basieren ähnlich wie die GT3-Boliden, mit denen AMG in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich war, auf Straßen-Sportwagen. Hans-Joachim Stuck hat das Geschehen beobachtet und ahnt Großes:
Für Stuck wäre ein Mercedes-Einstieg logisch!
"In der GT-Szene haben wir so viele Hersteller wie sonst nirgends. Es gibt 14 Marken mit GT3-Fahrzeugen oder mit GTE/GTLM-Autos. Das ist sagenhaft", sagt DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "In der WEC kommt nun noch BMW hinzu, und aus meiner Sicht steht Mercedes auch vor der Tür. Die haben gerade in Macao gewonnen, waren im GT Masters oft vorn. Die sind nun aus der DTM ausgestiegen. Da muss nun was kommen. Ich schätze schon, dass sie in diese Richtung entwickeln", so Stuck weiter. "Lamborghini und McLaren liebäugeln auch mit GTE."
GT-Reglemente zusammenführen
Wie man neue Werke wie Mercedes in die GTE-Klasse locken will, hat sich Stuck auch schon überlegt: „Ich bin schon länger mit Jean Todt im Gespräch. Wir müssen die Hersteller an einen Tisch bekommen und schauen, ob wir es nicht doch schaffen, ein weltweit einheitliches Reglement hinzubekommen", sagt „Striezel“. Der Plan wäre, GT3-Fahrzeuge per Upgrade-Kits zu GTE-Fahrzeugen aufzurüsten. Momentan erfordert die GTE-Klasse noch ein komplett neu entwickeltes Fahrzeug, was beispielsweise Mercedes-AMG bislang davon abhielt, in Richtung GTE zu denken. Stuck setzt auf die sogenannten Konvergenzgespräche. "Da müssten IMSA, Stephane Ratel, WEC und auch Leute vom GT Masters mit in der Runde sitzen. Meine Idee wäre, dass es eine GT-WM gibt, wo die Hersteller mit ihren Autos samt mildem Hybrid die großen Langstrecken-Klassiker fahren: Sebring, Daytona, Nürburgring, Spa, Bathurst und Le Mans. Stellt euch das vor: Da starten 80 Autos und davon können 40 gewinnen. So etwas brauchen wir", sagt Stuck. Seine Vorstellung von einer funktionierenden weltweiten GT-Sport-Szene muss man sich als Pyramide vorstellen. "Unterhalb dieser WM machst du nationale Serien mit GT3. Alles ist etwas unter der Weltmeisterschaft angesiedelt, auch technisch. Denn nur dann können es auch kleinere Teams machen. Diese Autos könnten einen kleinen Einheits-Hybrid fahren, es gibt schließlich solche Baukasten-Systeme. Dann hast du doch alles", meint Stuck. Zumal sich unterhalb der GT3-Klasse mit der ebenfalls boomenden GT4, in der Mercedes-AMG seit kurzem auch vertreten ist, ein starker Unterbau entwickelt.
Der neue BMW M8 GTE greift nächstes Jahr ins Geschehen ein.
Klassenaufstieg in den USA?
Die GTE-Boliden fahren aber nicht nur in der WEC und in Le Mans, sondern auch in der viel beachteten IMSA Weathertech SportsCar Championship in den USA. Die dort "GTLM" genannte Klasse rangiert über den GT3-Fahrzeugen, die "GTD" genannt werden. Und genau in dieser GTD-Klasse war Mercedes-AMG mit dem GT3 in diesem Jahr das erste Mal am Start, und das überaus erfolgreich. Im nächsten Jahr steigt wie erwähnt BMW mit dem M8 GTE ein, aber eben in der stärkeren GTLM-Klasse, in der sich auch Mitbewerber wie Porsche, Aston Martin oder Corvette tummeln. Kaum vorstellbar, dass Mercedes-AMG dort weiter nur in der "2. Liga" antreten möchte.
Auf Anhieb in den USA erfolgreich: Der Mercedes-AMG GT3!
Momentan mit GT3 und GT4 ausgelastet
Bereits vor einigen Monaten hatten wir das Thema eingehend beleuchtet und hatten wenig Hoffnung auf ein baldiges Comeback. Mercedes-AMG verwies damals auf die bestehenden Werkseinsätze in der F1 und der DTM. Durch das Ende des DTM-Einsatzes allerdings müsste man die entsprechenden Kapazitäten bei HWA eigentlich frei haben. Hier warten hochqualifizierte Motorsport-Spezialisten auf neue Aufgaben, die sie in der Formel E sicherlich nur zum Teil finden werden. Ein GTE-Einsatz würde da absolut Sinn machen, zumal man dort auch auf die große Erfahrung gerade in aerodynamischen Dingen aus der DTM zurückgreifen könnte. Auf unsere Nachfrage bei Mercedes-AMG hielt man sich erwartungsgemäß bedeckt. Natürlich behalte man die Entwicklung aller Rennserien genau im Auge. "Alles andere wäre aus Sicht eines Sportwagenherstellers, der auch in unterschiedlichen Motorsportklassen aktiv ist, fahrlässig." Kurzfristig ist allerdings wohl nicht mit einem Mercedes-AMG GTE zu rechnen. "Definitive Bestrebungen zum Aufbau oder zur Entwicklung eines GTE-Rennwagens gibt es im Moment jedoch nicht. Wir sind mit unseren GT3-Aktivitäten sowie mit der Einführung des neuen GT4-Rennwagens ausgelastet." Mercedes-Fans.de bleibt am Ball!
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