Der ab 1971 in den Showrooms stehende und bis 1989 gebaute R107 zählte immer schon zu den Lieblingen der Mercedes-Scene. Seinen Erfolg verdankt er dem Gullwing-Designer Friedrich Geiger, dessen Entwurf auch viele Designelemente der kommenden Mercedes-Modelle vorwegnahm. Der 107 traf den Zeitgeist total, was dem R107 eine 18-jährige Produktionszeit bescherte. In dieser Zeit produzierte Mercedes 237.287 Exemplare vom SL und von 1972-1981 immerhin noch 62.888 Exemplare vom SLC Coupé. Dieser Erfolg ist mitverantwortlich dafür, dass SL und SLC im Vergleich zu vielen anderen Mercedes Modellen, auch als Klassiker immer noch vergleichsweise günstig sind. Denn sie sind zwar sehr beliebt, aber auch in ausreichender Stückzahl verfügbar.
Leder und Teppich sind frisch gemacht
Für einen Mercedes Klassiker sind sowohl der Roadster als auch das Coupé zu einem akzeptablen Preis auf dem Markt erhältlich. Der stabile Marktpreis und das elegante Design tragen ihren Teil dazu bei, dass sich an der Beliebtheit der Baureihe 107 bis heute nicht viel verändert hat. Hinzukommt, dass die Fahrzeuge, die heute am Markt sind, oft schon eine Restauration hinter sich haben. Was bedeutet, dass die Autos, die leider auch eine gewisse Korrosionsfreudigkeit aufwiesen, 40 bzw. 50 Jahre nach ihrem Stapellauf heute oft in einem besseren Zustand sind, als in den Neunzigern. Denn die guten Exemplare haben meistens schon eine Restauration hinter sich. Unrestaurierte R 107 sind auf dem Markt dagegen eher eine Seltenheit und kommen heute nur noch ganz selten aus den USA. Billig sind diese US-Re-Importe außerdem schon lange nicht mehr, und wenn doch, ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt.
Die R/C 107 Modelle sind heute oft rostfreier als vor 40 Jahren
Ob sie als Restaurationsbasis gelten, muss man dann von Fall zu Fall entscheiden. Wir haben registriert, dass das Angebot in unseren Breitengraden mittlerweile qualitativ besser ist als vor 10 oder 20 Jahren. Erst recht, wenn der Vorbesitzer dem Fahrzeug eine professionelle Restauration inklusive Hohlraumversiegelung hat angedeihen lassen.
Hinzukommt, dass ein restaurierter SL oder SLC oft nur noch zu Wochenend-Einsätzen bei strahlendem Sonnenschein aus der Garage geholt wurde. Keine Gelegenheit für den Rost sich festzubeißen und wieder aufzublühen.
Zuletzt war der rote SL über 20 Jahre in einer Hand
Die Käufer wird es freuen, sie stoßen auf ein breit gefächertes Angebot zwischen 30.000 und 50.000 € und können zudem aus verschiedenen Motorvarianten wählen.
Spätestens seit ein roter 560 SL der heimliche Held des aktuellen Rolling Stones Videos Angry ist, dürfte der R 107 bei einigen Cabrio- und Mercedes Freunden wieder ganz oben auf der Shopping-Liste prangen. Grund genug für uns mal zu schauen, was denn bei E&R Classics im Showroom steht, den wir am letzten September Wochenende im Rahmen der 8. MIB-Rallye ansteuern werden.
Um 40-50 Mercedes Klassiker finden sich immer im Showroom und auch diesmal haben wir einen roten Stern entdeckt, der einen zweiten Blick lohnt. Ein roter 450 SL, Baujahr 1974 in der Europa-Version wird dort für 29.950 € angeboten. Für den leistungsstarken V8 mit noch ungedrosselten 225 PS und Dreigangautomatik ist das erst einmal ein guter Preis. Die technische Beschreibung ist etwas knapp ausgefallen, aber beim genauen Betrachten der Fotos kommen wir zu dem Ergebnis, dass die geforderten 29.950 € ein guter Deal sind. Allerdings unter der Voraussetzung, dass das Auto keine mechanischen Mängel aufweist und auch kein Unfallwagen ist. Das aber lässt sich prüfen, wenn man am Wochenende vor Ort ist
Bei der 8. MIB-Rallye einfach mal anschauen
Die Fotos zeigen einen roten Roadster mit schwarzer Lederausstattung im guten Allgemeinzustand. Ob die Lackierung neu ist, erfahren wir aus der Beschreibung nicht, dafür aber, dass das Auto aus dem Besitz eines niederländischen Mercedes-Enthusiasten stammt, der Leder und Teppich hat aufarbeiten lassen.
Rost oder Dellen können wir keine entdecken, das Interieur ist nicht verwohnt. In der Türverkleidung untergebracht sind die Lautsprecher, der Hi-Fi Anlage, das sollte man verschmerzen können. Aber sonst haben wir am Interieur wirklich nichts auszusetzen.
Schon toll, was Mercedes in den siebziger Jahren für eine Qualität ablieferte, die 50 Jahre später immer noch so einen hervorragenden Eindruck macht. Und nicht zu unterschätzern: im heutigen Verkehr perfekt mitschwimmt.
Der Preis ist heiß! Oder gibt es versteckte Mängel?
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Der Blick in den Motorraum macht ebenfalls Lust auf mehr. Wir würden dem Auto vor der ersten längeren Ausfahrt vielleicht eine Schlauchkur angedeihen lassen. Es würde uns sehr überraschen, wenn der Kompressionstest hier negativ ausfällt, auch wenn die Gesamtlaufleistung in der Anzeige leider nicht erwähnt wird.
Es bleibt noch zu erwähnen, dass die Barockfelgen und Reifen neu sein sollen und das schwarze Stoffverdeck ist nicht nur dicht, sondern auch so gut wie unverschlissen. Auf jeden Fall sind die Plastikscheiben weder blind noch verkratzt. Wer heute gerne einen Mercedes Roadster kaufen möchte, freut sich immer darüber, wenn auch das Hardtop vorhanden ist. Zwar möchte niemand seinen SL dem Regen aussetzen, aber das Hardtop wollen wir schon alle gern haben. Vielleicht ist es der Sammler in uns, vielleicht aber auch die Tatsache, dass man quasi im Handumdrehen, mit dem Aufsetzen des Hardtops einen anderen Look erzielt.
Wir kommen zu folgendem Schluss. Wer mit einem SL der 107er Baureihe liebäugelt, sollte sich dieses rote Exemplar einmal genauer anschauen, vielleicht auch im Rahmen der 8. MIB Rallye. Wir werden das in jedem Falle tun. Wenn sich herausstellt, dass das Fahrzeug in einem mechanisch guten Zustand ist und auch keine Unfallschäden aufweist, dann sind die geforderten 29.950 Euro ganz sicherlich nicht zu viel verlangt. Erst recht, wenn jetzt viele Rolling Stones-Fans und Rock'n Roll-Freunde durch das neue Video „Angry" auf den Geschmack kommen.
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