In den vergangenen Jahren hat das eigene Auto mächtig auf die Kappe bekommen. Car Sharing, öffentliche Verkehrsmittel, Mietroller und Billig-Busfahren haben dem motorisierten vierrädrigen Untersatz das Leben schwer gemacht. Doch in Zeiten der Corona-Krise besinnen sich mehr Leute denn je wieder des eigenen Fahrzeugs, wie Mercedes-fans.de neulich schon dargelegt hat
Lehre aus der Corona-Krise: Das eigene Auto ist und bleibt ein sicherer Ort
Wünsch dir das: Fahrten im eigenen Auto mindern die Infektionsgefahr
Wer derzeit durch die deutschen Metropolen fährt, freut sich angesichts der schwierigen Lage infolge der Corona-Pandemie nicht über vieles. Immerhin: die Straßen sind leerer denn je und man kommt angesichts der einschränkten Ausgangssperren schneller als gewohnt zur Arbeit. An den Straßenecken im Herzen von München, Berlin und Hamburg stehen deutlich weniger der bunten Mietroller, die Mietfahrradständer sind prall gefüllt und die Bushaltestellen sind leerer als je zuvor. Derweil meldet Google, dass sich in den Bereichen um Bahnhöfe herum 68 Prozent weniger Menschen aufhalten und ein Blick in die Züge der deutschen Bahn zeigt leere Sitze. Wer ein eigenes Auto hat, will auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen auf Nummer sicher gehen und lässt die öffentlichen Verkehrsmittel so gut als möglich außen vor. Auch wenn sich Deutsche Bahn und die lokalen Verkehrsbetriebe mühen so gut es geht: man kann nicht hinter jedem Fahrgast hinterherputzen und so ist die Ansteckungsgefahr in einem öffentlichen Verkehrsmittel ähnlich hoch wie im Supermarkt um die Ecke. In S-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen wird während der Fahrt mehr oder weniger nah gesessen und gestanden. Man nutzt dabei Haltestangen und Griffe, um sich bei der Fahrt zu sichern; drückt auf Öffnungstaster und nutzt an den Haltestellen die Fahrkartenschalter. Völlig anders die Situation auf dem Fahrrad, dem eigenen Motorroller / Motorrad oder eben im eigenen Auto. Hier ist man allein unterwegs und muss die überschaubare Ansteckungsgefahr allenfalls dadurch minimieren, dass man beim Tanken an der Zapf- oder Ladesäule die Hygienevorschriften befolgt.
Bleibt abzuwarten, wie sich die Situation im Flugverkehr entwickelt. In Vor-Corona-Zeiten saß man hier im Alltagsbetrieb noch näher dicht an dicht und hatte auch am Flughafen keinerlei Abstand zu anderen Fluggästen oder dem Sicherheitspersonal. Derzeit sind über Europa nur wenige Maschinen unterwegs und kaum jemand hebt ab, um längere Strecken zurückzulegen. Die deutsche Flugsicherung (DFS) hat es nach eigenen Angaben derzeit mit gerade noch 15 Prozent der Flüge zu tun; viele von ihnen sind dabei Frachtmaschinen. DFS-Geschäftsführer Klaus-Dieter Scheurle geht davon aus, dass die Flüge erst ab Mitte Mai wieder langsam zunehmen werden. Als Ansteckungsorte sind die Flughäfen und speziell die Passagiermaschinen zumindest derzeit daher kein großes Risiko. Bleibt abzuwarten, wie sich dies in den nächsten Monaten darstellt. Die Lufthansa beispielsweise will zum Sommer nur einen kleinen Teil seiner Flotte aus rund 750 Maschinen wieder in Betrieb nehmen. Kaum anzunehmen, dass hier Passagiere in der Economy Class wieder wie vor der Corona-Krise dicht an dicht nebeneinander sitzen. Aktuell wird beispielsweise bei der Lufthansa auf den wenigen Flügen immer der Nachbarsitz freigehalten. Auch wenn eine Hygieneabstand von 1,5 Metern in einem Flugzeug ebenso wenig einzuhalten ist, wie oftmals in U- oder S-Bahn, werden sich die Fluggesellschaften etwas einfallen müssen, um die Passagiere zukünftig deutlich mehr als bisher voneinander zu trennen.
Ähnlich sieht es bei den Bahngesellschaften oder Anbietern von Busreisen / Busfahrten aus, denn im Rahmen einer maximalen Effizienz dürfte sich nicht mehr daran festhalten lassen, in erster oder zweiter Klasse wie in einer Sardinenbüchse zu sitzen. „Jeden Tag bringen wir Millionen von Menschen und Gütern sicher und umweltfreundlich an ihr Ziel. Deshalb wollen und werden wir unseren Beitrag zum Funktionieren unserer Gesellschaft leisten und den Bahnbetrieb so lange und so gut wie möglich aufrechterhalten", so DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz. An Bahnhöfen und Reisezentren hat man sich derweil ebenso auf die Corona-Situation eingestellt wie in den Supermärkten. So wurden Plexiglasscheiben installiert, um die Mitarbeiter zu schützen. Auf der DB-Homepage gibt es einen offiziellen Reisehinweis, nur dann zu fahren, wenn unbedingt nötig: „Geben Sie Acht auf sich und andere. Fahren Sie in den kommenden Wochen nur, wenn es unumgänglich ist. Wir bitten Sie, aufgrund der aktuellen Situation auf tagestouristische Aktivitäten zu verzichten.“ In den Zügen werden Tickets allenfalls noch auf Sicht kontrolliert, in Bussen bleibt die vordere Bustür beim Fahrer geschlossen, der Ein- und Ausstieg erfolgt ebenso wie bei den lokalen Verkehrsbetrieben nur noch über die hinteren Türen.
Bereits jetzt arbeiten in den Unternehmen Scharen von Krisenteams daran, wie man den regulären Betrieb bei Bahn, Fluggesellschaften und Busunternehmen langsam wieder hochfahren kann. Doch da die meisten Unternehmen nach dem Mini-Max-Prinzip arbeiteten, dass sich die Transportleistungen nur dann lohnten, wenn man möglichst viele Menschen auf möglichst wenig Raum von A nach B transportierte, dürfte die Corona-Krise für viele dieser Mobilitätsanbieter das Ende des bestehenden Geschäftsmodells bedeuten. Viele Fluggesellschaften könnten die Unterstützung des Staates in Anspruch nehmen müssen, um überhaupt überleben zu können. Die großen Bahnunternehmen sind zumeist ohnehin Staatsbetriebe und so wird es besonders für jene Unternehmen eng, die auf dem freien Markt agieren. Car Sharing, Miet-Roller und Miet-Fahrräder brauchen zumindest in einer Übergangszeit bis ins nächste Jahr hinein neue Geschäftsideen.
Unter der Corona-Krise zu leiden haben jedoch nicht nur die Car-Sharing-Anbieter, sondern auch die Mietwagenfirmen. Auch wenn deren Finanzdecke zumeist deutlich dicker sein dürfte, wie jene so manches gerade erst gestarteten Car-Sharing-Unternehmens, sind die Autoanmietungen deutlich zurückgegangen. Die Vermieter reinigen seit Ausbruch des Corona Virus verstärkter denn je nicht nur die Mietwagen selbst, sondern auch die Theken und Tresen der Vermietschalter. „Wir haben auch die bereits umfänglichen Reinigungstechniken unserer Fahrzeuge nach jeder Vermietung weiter verbessert. Insbesondere achten wir auf die Stellen, die von den Menschen berührt werden, wie Lenkräder, Türgriffe und andere harte Oberflächen“, teilt beispielsweise Avis mit. Ähnlich bei Anbieter Sixt, der mir Sixt Share auch eine Carsharing-Flotte anbietet: „Wir reinigen unsere Filialen intensiv, um die Virusübertragung zu minimieren. Alle Fahrzeuge unserer Sixt-Flotte werden in einem mehrstufigen Verfahren professionell gereinigt, um das potenzielle Übertragungsrisiko zu minimieren.“
Trotzdem liegen bei den Vermietfirmen ganze Regionen brach, denn nicht nur im Süden Europas steht der Betrieb seit Wochen still. In vielen europäischen Regionen wird die Sommersaison wohl komplett abgeschrieben und in 2020 gar nicht mehr nach oben gefahren. Zu hoch sind die Kosten, den Betrieb aufzunehmen und zu gering die Chancen, nennenswerte Auslastungszahlen zu generieren. Und wenn nach den Ausgangssperren die Lust auf das nächste lange Wochenende oder den Urlaub steigt, wird dieser oftmals im eigenen Land oder der direkten Umgebung stattfinden. Bei der Anreise dürfte das eigene Auto das Fortbewegungsmittel Nummer eins sein. Für den ein oder anderen könnte das dann in einem brandneuen Auto stattfinden, denn es ist anzunehmen, dass es ab Mitte des Jahres nennenswerte Programme zur Stabilisierung des Automarktes und seiner Wirtschaft geben dürfte. Bei der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren hatte eine Abwrackprämie für einen mächtigen Verkaufsschub gesorgt. (Titelbild: freepik)
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar