Die Truck-Race-EM machte am vergangenen Wochenende in Österreich Station. Auf dem Red Bull Ring in Spielberg wurde ein - im wahren Sinn des Wortes - heißes Rennen gefahren. Mit dabei: Ellen Lohr. Für Mercedes-Fans.de berichtet die Rennfahrerin vom Rennwochenende.
Freitag 05.07. FIA ETRC Redbullring.
Es gibt viel zu tun. Auch in Österreich gibt es, wie schon in Nogaro am Freitag die Möglichkeiten an Pressefahrten teilzunehmen. Wer das macht, bekommt vom Veranstalter zusätzlich eine ganze Stunde freies Training am R.B.-Ring geschenkt. Für uns eine echte Möglichkeit alle Neuerungen auszuprobieren. Unter anderem versuchen wir ein anderes Dämpferfabrikat. Der Veranstalter gibt Vollgas. Erstmals seit 10 Jahren gibt es hier wieder einen Truck EM Lauf und das heisst, dass man das Publikum wieder `ranziehen`muss. Wobei das Interesse gross zu werden scheint. Schon donnerstags bei einer Vorstellung der Trucks in der Spielberger Innenstadt, wird unser Mechaniker Joe den ersten Packen der nagelneuen Poster los.
Heute dann ein langer Tag. Soviele Kilometer bekomme ich ja sonst selten unter die Räder. Die Ergebnisse stimmen uns zufrieden, auch wenn es nicht einfach wird hier zu bestehen. Schliesslich fahren wir die Kurzanbindung und die ist nur 2,3 Kilometer lang. Das hat den Vorteil, dass die Rundenzeiten nah beieinander liegen aber auch den Nachteil, dass im Fall eines kleines Zwischenfalls direkt die Überrundung droht. Der Ring an sich ist fantastisch in Schuss. Golfrasen neben der Strecke, Superduschen für die Mechaniker, Catering im Pressezentrum, Willkommensparty bereits am Freitag Abend. Hier wurde richtig Geld investiert und eine Rennstrecke mit Liebe zum Detail hergerichtet. Ob sie am Ende dann wirklich für ein spannendes Truckrennen taugt, werden die beiden nächsten Tage zeigen, aber die Vorzeichen stehen bis hin zur Wetterprognose sehr gut.
Samstag 06.07. FIA ETRC Redbullring
Heute war so ein Tag, ein Tag, an dem man nach der Zieldurchfahrt nicht wirklich weiss, auf welchem Platz man eigentlich gelandet ist. Es hagelte Strafen, für umgeworfene Poller (`Corner Marker`), Überfahren von weissen Linien der Streckenbegrenzungen oder auch Overspeeding. Was war los? Nach dem Qualifying sind wir im Team grundsätzlich nicht unzufrieden, ein 16. Platz springt raus, was inzwischen unsere Standardposition im Quali zu sein scheint. Einige unserer ärgsten Konkurrenten aus dem hinteren Feld sind hier nicht angetreten, um das Material bis zum Nürburgring zu schützen. Das macht insofern Sinn, als dass Trucksport nun mal ein Kontaktsport ist und das Saisonhighlight in der Eifel ja nur ein Wochenende später stattfindet. Die FIA kümmert`s traditionell wenig, ob die Teams durch einen solchen Terminplan in Schwierigkeiten geraten könnten und deshalb geht es für alle von Österreich direkt an den Ring.
Im Rennen erwarte ich für mich wenig Ereignisreiches, da der Abstand zum Mittelfeld immer noch zu gross ist um wirklich zu attackieren und von hinten widerum wenig Gefahr drohen kann. Doch weit gefehlt. Beim ersten Lauf des Tages geht es bereits richtig zur Sache. Durch die vielen Kämpfe schaffe ich es recht gut, am Mittelfeld dran zu bleiben und nach hinten habe ich Platz. Doch dann wird meine Fahrlust bestraft, ich bekomme eine Durchfarhtsstrafe aufgebrummt. Das ist zwar in dem Moment ärgerlich, doch in der Startaufstellung zum zweiten Lauf stellt sich heraus, dass es andere ebenfalls getroffen hat. Ich beende das erste Rennen in Österreich schlussendlich als 13. Das ist unser bisher bestes Ergebnis, allerdings deutlich subventioniert durch die Fehler anderer und das oben erwähnte Fehlen einiger Konkurrenten. Trotzdem ein schöner Erfolg, zumal mich das beim Start zum zweiten Rennen des Tages durchaus in eine gute Ausgangsposition bringt.
Strafe für zu schnelles Fahren
Um es kurz zu machen, auch im zweiten Rennen hagelt es Strafen, leider auch für mich. Schon während des Rennens merke ich, dass ich in Gefahr bin über die erlaubten 160km/h Topspeed hinaus zu kommen. Ich versuche es zu vermeiden, aber es ist wirklich nicht einfach, die Elektronik mit dem Fuss zu überlisten. Einmal gelingt es mir nicht und dafür gibt es nach Zieldurchfahrt eine 10 Sekunden Strafe auf die Gesamtfahrzeit. So wird mein schöner 14. Platz zu einem 16., aber so richtig ärgern kann mich das nicht, denn zumindest in der ersten Hälfte des Rennens konnte ich wieder am Mittelfeld dran bleiben. Gegen Ende allerdings war der Motor im Notprogramm unterwegs. Vor mir nix-hinter mir nix, da kann man das verschmerzen, aber ein bisschen schade ist sowas natürlich immer. Nach dem Rennen habe ich das dumpfe Gefühl, dass ich vergessen habe den Lüfter einzuschalten, aber sicher bin ich mir nicht, deshalb checken die Mechaniker ob vielleicht die Elektrik gesponnen hat.
Im Übrigen lerne ich heute eine neue Berufsbezeichnung: White Line Guard. Das ist der, der wie beim Tennis beobachtet, ob jemand mit seinen vier Ecken die Streckenbegrenzung (weisse Linie) überfahren hat und deshalb Bestrafung verdient. Ich war nämlich nach dem ersten Rennen und meiner Durchfahrtsstrafe in der Rennleitung um mich zu erkundigen, wofür ich eigentlich bestraft wurde, seitdem kenne ich nun auch den White Line Guard....Die Poller gab es im zweiten Lauf nicht mehr. Nachdem ein in der Gegend rumfliegender Corner Marker den Ranult von Markus Bösiger im ersten Rennen nachhaltig beschädigt hatte (A Säule und Scheibe zerdonnert) hat die Rennleitung beschlossen, auf diese Art der Streckenbegrenzung bis auf weiteres zu verzichten. Noch mehr Arbeit für den White Line Guard....
Ergebnisse des Tagesstrafenbereinigt
Erster Lauf: 1. Albacete 2. Hahn 3. Kiss 4. Oestreich 5. Mäkinen
Zweiter Lauf: 1. Lacko 2. Kiss 3. Mäkinen 4. Albacete 5. Hahn
Sonntag 07.07. FIA ETRC Redbullring.
Ein Tag mit Tiefen und Höhen. In Kurzform: Zeittraining auf Platz 16 - normal; Rennen drei Ausfall; Rennen vier 14. auf der Strecke 12. im Ergebnis. Auch wenn an diesem Wochenende immer genau der gleiche 16. Platz im Zeittraining herausspringt, heisst das nicht, dass meine Mechaniker nicht immer wieder neue Ideen ausprobieren und umsetzen. So fahren wir heute einen kleineren Turbo für besseres Ansprechverhalten. Der kostet aber in den höheren Drehzalbereichen etwas Leistung. Unterm Strich gewinnen wir und verlieren wir also zu gleichen Teilen. Trotzdem war es den Versuch wert. Was die Konstanz im Rennen angeht entwickeln wir uns durch viele kleine Änderungen auf jeden Fall weiter und so gelingt es mir im Laufe des ersten Rennens näher an der grossen Mittelfeldgruppe dranzubleiben als bisher. Dann macht es aber gegen Mitte des Laufs puff und das bedeutet das Aus, denn der Ansaugschlauch zum Turbo ist geplatzt.
Beim zweiten Rennen heisst es also ganz von hinten, von wirklichder allerletzten Position zu starten. Da ich ganz alleine in meiner Reihe stehe, gibt mir das am Start die Möglichkeit unbehindert meine Linie zu wählen. Dementsprechend gut läuft es und ich mache schonmal zwei Plätze gut. Dann gibt es gleich in Runde zwei noch ein Techtelmechtel zwischen Reinert und Vojtisek was mich ebenfalls weiter nach vorne bringt. Die beiden kämpfen sich allerdings zurück auf die Strecke und lange kann ich mich nicht zur Wehr setzen. Egal, denn zwei Konkurrenten fallen technikbedingt aus (Östreich und Lacko) und zwei (Steffi Halm und Janiec) werden nach dem Rennen wegen Overspeeding disqualifiziert (das passiert, wenn man mehr als zwei mal die vorgegebenen 160 km/h Topspeed überschreitet) und dann heisst am Ende ein 12. Platz im Klassement.
FIA ETRC Truck Trophy RedBullRing der Sonntag
In der Gesamtwertung hat Jochen Hahn an diesem Wochenende geschwächelt und muss Antonio Albacete die Führung überlassen. Nächste Woche geht es ja bereits weiter mir dem Saisonhighlight am Nürburgring, aber auch hier in Österreich war es ein prima Publikum. Zum ersten Auftritt der Trucks seit 10 Jahren kommen immerhin gleich 25.000 Zuschauer am Wochenende.
Ergebnisse
Erster Lauf: 1.Östreich 2. Albacete 3. Kiss 4. Hahn 5. Bösiger
Zweiter Lauf: 1. Vrsecky 2. Kiss 3. Albacete 4. Bösiger 5. Hahn
1 Kommentar
Chris1966
8. Juli 2013 20:01 (vor über 11 Jahren)
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