Die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas sind unverkennbar männlich ¬– ebenso wie ihre Ersatzfahrer Nico Hülkenberg, Stoffel Vandoorne und Nyck de Vries sowie die weiteren 30 Rennfahrer, die bei anderen Formel-1-Rennställen unter Vertrag stehen. Und nicht nur in dieser Saison sind ausschließlich Männer in der Königsklasse des Rennsports unterwegs. Abgesehen von der mittlerweile verstorbenen Formel 1-Test-Pilotin Maria de Villota war es 1992 das letzte Mal, dass eine Frau versuchte, sich für einen Grand Prix zu qualifizieren. Das letzte Formel-1-Rennen mit einer weiblichen Pilotin fand 1976 statt. Ohnehin haben im Laufe der Geschichte der Rennserie nur fünf Frauen bei offiziellen Veranstaltungen am Steuer eines Boliden gesessen. Aber warum ist die Zahl so gering? Warum gab und gibt es nicht mehr Frauen in der Formel 1?
Seit über 127 Jahren betreibt Mercedes-Benz Motorsport auf höchstem Niveau, bis auf die erfolgreiche DM-Pilotin Ellen Lohr und die Rallye-Pilotin Ewy Rosqvist sucht man in der Mercedes-Renngeschichte erfolgreiche Rennfahrerinnen vergeblich. Dabei fing doch quasi alles mit einer Frau am Steuer an!
Erste Frau im Ziel
Die erste Dame in der wichtigsten Rennserie der Welt war die Italienerin Maria Theresa de Filippis. Sie wurde 1954 italienische Vize-Sportwagenmeisterin, woraufhin Maserati sie unter Vertrag nahm. Allerdings zog sich der Rennstall 1957 aus der Formel 1 zurück. Er ermöglichte es einzelnen Fahrern aber, den Maserati 250F zu nutzen. Das tat de Filippis und startete 1958 bei der Qualifikation zum Großen Preis von Monaco. Den Sprung in die Startformation des Rennens verpasste sie allerdings. Beim Großen Preis von Belgien einige Wochen später bestritt sie dann aber ihr erstes Formel-1-Rennen und landete auf Platz zehn. Bei zwei weiteren Rennen der Saison 1958 kam sie nicht ins Ziel, beim Großen Preis von Monaco 1959 verpasste sie erneut die Qualifikation.
Ein historischer halber WM-Punkt
16 Jahre später sollte Lella Lombardi zur bislang erfolgreichsten Frau in der Formel-1-Geschichte werden. In der Saison 1974 scheiterte sie noch beim Großen Preis von Großbritannien an der Qualifikation. Die Saison 1975 brachte ihr dann aber zehn Rennstarts ein. Bei einem davon, dem Großen Preis von Spanien, gewann sie sogar einen halben WM-Punkt. Damit ist sie bis heute die einzige Rennfahrerin, die in der Formel 1 Punkte erhalten hat. Insgesamt startete sie bei zwölf Rennen und beendete sieben.
Drei erfolglose Versuche
Weniger erfolgreich war die nächste Frau in der Formel 1. Die Britin Divina Galica versuchte 1976 und 1978, sich für drei Rennen zu qualifizieren, schaffte es jedoch nicht. Auch ihrer Nachfolgerin, der Südafrikanerin Desiré Wilson, blieb ein Start bei einem Grand Prix vergönnt. Sie war bei der Qualifikation zum Großen Preis von Großbritannien 1980 nicht schnell genug. Immerhin gelang es ihr im gleichen Jahr, in der britischen Formel-1-Meisterschaft das Rennen von Brands Hatch zu gewinnen. Somit ist sie die erste und bislang einzige Frau, die ein Rennen in einem Formel-1-Boliden für sich entschieden hat. Die bis heute letzte Frau in der Formel 1 war die Italienerin Giovanna Amati. Sie ging in die Saison 1992 als Stammfahrerin von Brabham-Judd. Weil sie aber in den ersten drei Rennen jeweils die Qualifikation verpasste, wurde sie ab dem vierten Rennen durch Damon Hill ersetzt.
Verhindern festgefahrene Strukturen den Nachwuchs an Pilotinnen? Fehlen die Vorbilder?
In einem äußerst informativen Blogbeitrag von Betway Wetten sind einige Gründe aufgeführt, weshalb bisher so wenige Frauen in der Formel 1 vertreten waren. Ausgeschlossen wurden körperliche Gründe, weil es ja doch einige Frauen im Rennsport zu Erfolgen gebracht haben. So gewann Ellen Lohr 1992 ein Rennen in der DTM und Michèle Mouton 1981 und 1982 sogar vier Rennen in der WTC. Die Ursachen sind vielmehr struktureller Natur. Jungs und junge Männer werden deutlich besser gefördert, wenn sie in den Rennsport einsteigen wollen. Die meisten Nachwuchsprogramme bevorzugen männliche Kandidaten. Zudem fehlt es Mädchen, die irgendwann in der Formel 1 fahren wollen, an weiblichen Vorbildern. De Filippis, Lombardi und Amati hat keines von ihnen fahren sehen, was das Nacheifern erschwert. Immerhin schicken sich derzeit junge Fahrerinnen wie Sophia Flörsch und Esmee Hawkey an, die männerdominierte Rennsportwelt zu erobern.
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