In Europa wird über Elektroautos diskutiert, die Münchner IAA totgeredet und das Auto zum Feindbild Nummer eins erklärt. Bei „The Quail“, exklusiver Höhepunkt der Monterey Autoweek, ist die Welt dagegen noch in Ordnung. Man zelebriert die Autos von vorgestern, heute und morgen mehr denn je zu Coronazeiten – egal ob sündhaft teuer oder einfach nur abgefahren. Die einen sind elektrisch – die anderen nicht. Kurz: es ist nicht weniger als die schönste Autoschau der Welt.
Da überrascht es, dass sich die europäischen und speziell die deutschen Autohersteller mehr als in den letzten Jahren zurückhalten und der spektakulärsten Autoschau der Welt weitgehend fernbleiben und sich auf die IAA zu konzentrieren scheinen. Immerhin: Audi ist hier und zeigt voller Stolz seine neue Konzeptstudie Skysphere Concept und gleich nebenan das nicht weniger spektakuläre Vorkriegsmodell des Horch 853 als Ahne. Porsche präsentiert erstmals in den USA sein elektrisches Kombimodell des Taycan Cross Turismo. Doch Marken wie BMW und Mercedes sucht man auf dem exklusiven Event im Quail Lodge & Golf Club in Carmel vergeblich. Volkswagen hat neben Audi immerhin seine Konzernmarken Bentley und Lamborghini mit neuen und alten Modellen sowie das scheidende Unternehmen Bugatti auf die grüne Spielbahn geschickt und Rolls-Royce hält verstohlen für die wohl betuchte Kundschaft die BMW-Fahne hoch.
Kleinserienhersteller wie BUSSINK trumphen auf
Andere Marken hauen lauter auf den Putz und feiern das Automobil mit seinen mehr als 125 Jahren an Geschichte. So sind es Kleinserienhersteller wie Bollinger, Singer, Bussink, Meyer Manks, Gunther Werks oder Luxusfirmen wie Hennessy, Rimac, Bugatti oder Bugatti, die ihre neuen Stars bei The Quail erstmals der exklusiven Öffentlichkeit zeigen. Dabei ist es die Mischung, den Szenetreff auf der Monterey Autoweek so einzigartig macht. Collector Cars, Einzelstücke, Designstudien und spektakuläre Klassiker dieser Qualität gibt es nirgends anders auf der Welt Tür an Tür mit Neufahrzeugen auf einer Veranstaltung zu sehen. Elektrofahrzeuge wie der Lucid Air, Bollinger B1, Rimac Nevera oder Pininfarina Battista stehen schiedlich friedlich neben bollernden PS-Boliden von vorgestern und heute. Wo sonst bekommen Autofans historische Ungetüme wie einen La Bestioni, ein zum Tourenwagen umgebautes Feuerwehrauto von 1920 mit 14 Litern Hubraum und einem Gewicht von mehr als drei Tonnen zu sehen, neben dem der Bentley Blower aus den 1930er Jahren aussieht wie ein Kleinwagen? Ein Volvo P1800 in dunkelgrün parkt neben violettem Rolls-Royce Ghost neuester Generation, aquamarinblauem Cullinan oder historischem Rallye Ford Escort aus den frühen 1970ern. Leben und leben lassen – und alle haben Spaß an den einzigartigen Fahrzeugen.
Der Eintritt kostet knapp 1.000 Dollar
The Quail zeigt wie keine andere Veranstaltung, wie schön Autos sein können, wenn sie nur dürfen. Selbst als eine Horde brüllender US-Tourenwagen aus den 60er und 70er Jahren durch die stilvolle Veranstaltung donnert oder ein historisches Wasserflugzeug im Tiefflug seine Runden dreht, sorgt das nur für strahlende Gesichter. Lamborghini, Lotus, Acura oder Bugatti enthüllen in der entspannten Atmosphäre eines großen Familienfestes neue Modelle und alternative Hoffnungsträger. Dabei ist man zugegeben nur allzu gern unter sich. Mit einem Eintrittspreis von knapp 1.000 Dollar ist die Veranstaltung inklusiv Beköstigung eine der teuersten ihrer Art – und bereits Monate vorher ausverkauft. Die Wartelisten sind auch zu Coronazeiten länger denn je und an vielen Ständen ist zu vernehmen, dass nach dem Ausfall im vergangenen Jahr gerade in diesem Jahr die Zahl der Anfragen größer denn je war. Dafür wurde die Zahl der Aussteller und Besucher coronabedingt reduziert und die Abstände vergrößert. Der Stimmung auf dem sattgrünen Rasen im Carmel Valley tut das keinerlei Abbruch.
Ein Traum für jeden Auto-Liebhaber
Man kommt wie jedes Jahr in der dritten Augustwoche mit buntem Outfit und gerne mit Hut; nur um sich danach mit Luxuslimousine, Helikopter oder Shuttle zu seinem Haus oder Hotel bringen zu lassen, wo man sich für die noch exklusiveren Abendevents aufhübscht. Denn so lässig die Atmosphäre doch ist – auch The Quail ist nicht nur Familien- und Szenetreff, sondern eine Automesse, auf der Fahrzeuge in Millionenwerten über den bunt dekorierten Tisch gehen. Wo sonst kann man dem ein oder anderen Vorstand die Hand schütteln, dem CEO seine automobilen Markenleiden schildern und bei den Designern die eigenen Wünsche für zukünftige Modelle loswerden? Dass Klassiker und exklusive Neufahrzeuge hier ebenso nebeneinander in friedlicher Eintracht stehen wie Verbrenner und Elektroautos, macht das Ganze nur zeitgemäßer. So etwas gibt es eben nur in The Quail.
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar