1994: Große Fahrer und ein kleiner Helfer

Die Mercedes-Chronik des Jahres 1994

1994: Große Fahrer und ein kleiner Helfer: Die Mercedes-Chronik  des Jahres 1994
Erstellt am 20. Januar 2010

Die erste 1994 gezeigte 1:1 Mercedes SLK-Studie war Roadster pur und verzichtete sogar auf ein Dach!



Wenn es um die Highlights anno 1994 geht, muss man nicht lange suchen: Sportsfreunde durften vor gut 15 Jahren bei der Fußball-WM in den USA und den Olympischen Winterspielen in Lillehammer mitfiebern. Für Spielernaturen brach mit der Weltpremiere der Sony Playstation in Japan eine neue Zeitrechnung an. Und woran erinnern sich treue Mercedes-Fans? Sicherlich an die offizielle Rückkehr der Stuttgarter in die Formel 1. Und vielleicht auch daran, dass die Marke ihres Herzens 1994 einen unscheinbaren Kasten präsentierte, den man als (sicherheitsbewusster) Autofahrer heute nicht mehr missen möchte: ESP

Vorhang auf für SLK, MCC und FCC

Turin 1994: Mercedes-Benz präsentiert eine 1:5-Design-Studie des kommenden Mercedes-Benz SLK-Roadster

1994 ist die Stunde Null für ein Mercedes-Modell, dass dem Unternehmen eine völlig neue Käuferschicht erobert und in seiner Klasse bis heute Maßstäbe setzt. Die Rede ist vom Mercedes-Benz SLK. Der kompakte Roadster wird uns zunächst in Appetit-Häppchen serviert: Es entstehen mehrere Studien im Maßstab 1:5 die andeuten, was uns demnächst den Sommer versüßen soll. Tatsächlich finden sich im späteren Serienmodell viele Gemeinsamkeiten mit den Studien wieder, eine jedoch nicht: So knallhart offen wie die erste Design-Version, nämlich ganz ohne Dachkonstruktion, kommt der echte SLK (zum Glück) nicht auf den Markt.

Mercedes feilt aber nicht nur an der Zukunft des Roadsters. Bei anderen Studien stehen vielmehr Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit im Fokus. Das gilt für das Micro Compact Car (MCC), das 1994 in gleich zwei Versionen vorgestellt wird und einen Vorgeschmack auf die „smarte“ Mobilität in unseren Städten gibt.

Darüber hinaus präsentiert Mercedes die Studie FCC, was für Family Car China steht und – nomen est omen – der Massenmobilisierung im Reich der Mitte dienen soll.

Böser Dagobert, guter Nelson

Ob Kaufhauserpresser Dagobert die Polizei in diesem C-Klasse-Renner abgehängt hätte?



Dagobert hält alle zum Narren – zumindest die, die ihn über Monate hinweg jagen. Die Rede ist natürlich nicht von Fantastillionär Dagobert Duck aus Entenhausen, sondern von Kaufhauserpresser Dagobert, alias Arno Funke. Funkes kriminelles Genie flackert 1988 erstmals auf, um zwischen 1992 und 1994 seine Hochphase zu erreichen. Bei seinen Erpressungen beweist er eine beeindruckende Raffinesse, was den Arm des Gesetzes ein ums andere Mal ziemlich schlapp aussehen lässt. Als man ihn schließlich doch stellt, sind einige Menschen sogar ein bisschen traurig – schließlich bedeutet dies das Ende eines Krimis, der lebensechter und spannender war, als 90 % aller „Tatorte“.

Ein anderer Mann schreibt 1994 Politikgeschichte: Nelson Mandela, der wie kaum ein anderer für die Rechte der schwarzen Bevölkerung seiner Heimat kämpft, wird erster schwarzafrikanischer Präsident Südafrikas. Bis zu diesem historischen Moment musste der Mann mit dem Leitspruch „Der Kampf ist mein Leben“ nicht weniger als 27 Jahre in politischer Gefangenschaft verbüßen.

Vorn in the USA, back in the F1

1994 beweist Mercedes-Benz sein Können in einer uramerikanischen Domäne – der IndyCar-Serie. Teampartner bei dieser rennsportlichen Exkursion ist der erfolgsverwöhnte Penske-Rennstall. Dass man mit Stuttgarter Technik aufs richtige (Renn-)Pferd gesetzt hat, beweist der IndyCar Penske-Mercedes PC 23 schnell: Sein Ilmor-Mercedes-Benz Motor trägt mit dazu bei, dass sowohl die prestigeträchtigen „500 Meilen von Indianapolis“, als auch die IndyCar World Series gewonnen werden können.

Ebenfalls 1994 kehrt der Name Mercedes endgültig auf die Formal 1-Bühne zurück. Er klebt selbstbewusst auf dem Sauber-Mercedes C 13. Dessen Antrieb ist ein Zehnzylinder, der bei Ilmor gebaut wird. 765 PS bei 14000 Umdrehungen stellt das Aggregat seinen Fahrern Heinz-Harald Frentzen, Karl Wendlinger und Andrea de Cesaris zur Verfügung. Die Jungs geben ihr Bestes, mehr als der 8. Platz in der Konstrukteurswertung ist 1994 aber (noch) nicht drin.


F1: Ein Großer geht, ein Großer kommt

Schumi wurde 1994 erstmals Weltmeister - und 2010 mit Mercedes vielleicht wieder?



Viele, die es nicht im TV verfolgt haben, können es nicht glauben: Ayrton Senna soll in seinem Rennwagen tödlich verunglückt sein? Das Fahrergenie, das am Lenkrad scheinbar auch Unmögliches möglich macht? Doch es ist bittere Wahrheit. Wie schon Roland Ratzenberger im Training findet auch Ayrton Senna auf der Grand Prix-Strecke von Imola den Tod. Die tatsächliche Unfallursache bleibt bis heute ungeklärt.

Zumindest für deutsche F1-Fans liefert die 1994er-Saison dann aber doch noch einen Grund zur Freude: Michael Schumacher schlägt seinen Rivalen Damon Hill in der Fahrerwertung um einen einzigen Punkt und wird erstmals in seiner Karriere Formel 1-Weltmeister.

DTM: C wie Champion

Die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft DTM ist auch 1994 hart umkämpft. Mercedes hat dabei mit einem besonderen „Handicap“ zu kämpfen: Die Fahrzeuge mit dem Stern setzen auf Hinterradantrieb, während die Konkurrenz von Opel und Alfa-Romeo mit Allrad an den Start geht. Um aus dem Mercedes-Antriebskonzept das Optimum herauszuholen, wird 1994 ein komplett neues Modell ins Rennen geschickt: Die AMG-Mercedes C-Klasse. Der Wagen besitzt einen bis zu 510 PS starken V6 mit halbautomatischem Sechsganggetriebe. Ebenfalls an Bord sind eine elektronischer Traktionskontrolle, ein elektronisch geregeltes Fahrwerk, ein Zusatzgewicht das für eine optimale Radlastverteilung beim Bremsen hydraulisch nach vorn oder hinten geschoben werden kann sowie Kühlluftschächte im Bug, die sich in schnellen Kurven schließen und so für eine ausgefeilte Aerodynamik sorgen. Trotz dieser geballten Hightech-Ansammlung wiegt eine DTM C-Klasse 1994 nur rund 1000 Kilogramm. Das alles weiß Klaus Ludwig perfekt einzusetzen und gewinnt mit dem neuen Auto auf Anhieb die Fahrerwertung. Die Markenwertung geht mit 11 Siegen in 24 Rennen ebenfalls nach Stuttgart.

Neue Wege in der Mobilität

Perfekter Service und ohne Verzögerung wieder Durchstarten - davon können Bahnreisende (bis heute) nur träumen



Es soll ja Menschen geben, die lieber mit der Bahn als mit dem Auto fahren. Für diesen Personenkreis ist das Jahr 1994 von besonderer Bedeutung, markiert es doch die Geburtsstunde der Deutsche Bahn AG. Ebenfalls per Schiene kann ab 1994 England erreicht werden: Mit der Eröffnung des Eurotunnels zwischen Calais und Dover haben Menschen mit Seekrankheit endlich die Chance unsere britischen Nachbarn zu besuchen, ohne dabei ihre letzte Mahlzeit zu „verlieren“.

Dass Autos nicht nur zum Fahren, sondern auch zum lautstarken Protestieren geeignet sind, beweisen die Menschen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon: Sie geben 1994 ein gigantisches Massenhupkonzert, um auf die ihrer Meinung nach miserable Wirtschaftspolitik der Regierung hinzuweisen.

ESP: Schleudern nur noch in der Waschmaschine

Im März 1994 bibbern internationale Journalisten am zugefrorenen Hornovan-See in Nordschweden. Doch das Frieren lohnt sich, denn die versammelte Journaille erlebt die Premiere eines automobilen Meilensteins – die des aktiven Fahrsicherheitssystems ESP. Dessen Fähigkeit, instabile Fahrzustände auszugleichen, soweit es die Physik denn zulässt, demonstrieren zwei S-Klasse-Coupés eindrucksvoll: Während das eine wild schlingernd Kreise auf dem Eis zieht, beweist das zweite Coupé eine fast schon unheimliche Spurtreue. Das Mercedes-Benz S 600 Coupé (C 140) ist dann auch das erste Serienfahrzeug mit ESP an Bord.

ESP wird gemeinsam von Mercedes-Benz und der Robert Bosch GmbH entwickelt und beweist schon früh sein Potenzial, wenn es darum geht, Autofahrer vor kritischen Fahrzuständen mit anschließenden Unfällen zu bewahren. Heute ist ESP bei Mercedes-Benz so selbstverständlich, wie ABS und Airbags.

Let‘s rock!

Trotz geilem Sound nie in den Charts: V6 des 94er DTM-Mercedes



1994 war auch in musikalischer Hinsicht nicht ohne. So gründeten sich in diesem Jahr einige legendäre Bands, wie Limp Bizkit, The Rasmus oder auch Rammstein. Eine andere Kultband löste sich hingegen auf: Nirvana, die „Erfinder“ des Grunge, mochten ohne ihren Frontman Kurt Cobain, der sich kurz zuvor erschossen hatte, nicht weiter machen.

Den Nummer eins Hit des Jahres 1994 in Deutschland lieferte ebenfalls eine Rock-Legende: Meat Loaf röhrte sich mit seiner Ballade „I would do anything for Love“ erst in die Boxen und dann in die Herzen seiner Fans. Das gelang Phil Collins gleich mit einer ganzen Platte: „Both Sides“ wurde zum erfolgreichsten Album des Jahres 1994 in Deutschland.

Und dann war da doch noch was mit einer Technologie, die heute in aller Munde ist. Richtig, Mercedes-Benz pflanzt in den MB 100 eine Brennstoffzelle. Der Mercedes-Benz NECAR 1 (New Electric Car) getaufte MB 100 geht in Erprobung. Es ist tatsächlich das erste Brennstoffzellenfahrzeug der Welt. Bis zur Serienreife würde es wohl noch etwas dauern: Denn noch nimmt der Antrieb den kompletten Laderaum des Transporters MB 100 ein. An eine B-Klasse F-Cell ist noch nicht zu denken...

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