„Automatisiertes Fahren“

Neue Prüfmethodik für modernste Sicherheitssysteme

„Automatisiertes Fahren“: Neue Prüfmethodik für modernste Sicherheitssysteme
Erstellt am 7. Mai 2010

Bei dem „Automatisierten Fahren“ handelt es keineswegs darum, wie sich Mercedes-Benz die Zukunft des Autofahrens vorstellt. Die Stuttgarter haben vielmehr eine innovative Prüfmethodik in das Portfolio der Erprobungsverfahren aufgenommen, den mal im Volksmund auch Autopiloten nennen könnten.

Als einziger Automobilhersteller weltweit nutzt Mercedes-Benz das „Automatisierte Fahren“ als ergänzenden Bestandteil der Erprobung von Fahrzeugen. Auf speziellen Prüfgeländen wird es in Tests eingesetzt, die manuell kaum reproduzierbar sind, wie das Einscheren mit variablen Geschwindigkeiten und Abständen, besonders risikobehaftete Tests, bei denen beispielsweise ein Fahrzeug scharf vor einem anderen abbremst welches im letzten Moment ausweicht, sowie sicherheitskritische Versuche, bei denen etwa im Kreuzungsbereich ein Fahrzeug kurz vor oder hinter einem zweiten Fahrzeug dessen Fahrspur kreuzt.

Das „Automatisierte Fahren“ unterstützt die Entwicklung Prüfung und Absicherung von Assistenzsystemen und anderen Sicherheitsfeatures. Tests im Grenzbereich können so ohne Gefahr und gesundheitliche Belastung für die Entwickler durchgeführt werden. Systeme wie der Totwinkel- Assistent, Attention Assist oder der Nachtsichtassistent setzen gezielt an Unfallschwerpunkten wie Spurwechsel, Übermüdung oder schlechte Sicht bei Nacht an. „Mit künftigen Assistenzsystemen werden wir noch komplexere Verkehrssituationen adressieren können und damit weitere Unfallschwerpunkte – etwa den Kreuzungsbereich - entschärfen“, so Prof. Bharat Balasubramanian, Leiter Produktinnovationen & Prozesstechnologien in der Konzernforschung und Vorentwicklung der Daimler AG. „Die neue Erprobungsmethode des automatisierten Fahrens hilft dabei, unsere bei Sicherheitssystemen besonders hohen Anforderungen in punkto Qualität und Betriebssicherheit noch effizienter zu erfüllen.“

Der Mensch denkt – der Roboter lenkt

Bei den dabei eingesetzten Versuchsträgern handelt es sich um Serienfahrzeuge, die mit „Robotern“ für Lenkung sowie Gas und Bremse versehen sind. Ein Bordrechner steuert die Autopiloten so, dass ein vorher programmierter Kurs exakt nachgefahren wird – auch wenn mehrere Fahrzeuge an einem Manöver beteiligt sind. Testingenieure im Leitstand überwachen alle Vorgänge und können die Fahrzeuge jederzeit stoppen. Parallel kontrollieren sich die Fahrzeuge selbst und bremsen automatisch ab, sollten sie Unstimmigkeiten feststellen. Damit ist der Testaufbau sicher und trotzdem flexibel: Mit der technischen Ausrüstung für „Automatisiertes Fahren“ an Bord lassen sich alle Modelle von Mercedes-Benz ausrüsten. Zudem können unterschiedliche Sicherheitssysteme und -ausstattungen erprobt werden.

Beim „Automatisierten Fahren“ prüfen die Ingenieure die Sicherheitsinnovationen unter realen Bedingungen im Fahrzeug und haben dabei zwei entscheidende Herausforderungen im Blick:



- Reproduzierbarkeit. Um die Systeme exakt abzustimmen, müssen dieselben Versuche vielfach variiert und wiederholt werden. Dabei müssen alle Parameter wie Fahrzeugabstände, Geschwindigkeiten und Lenkradien exakt den Vorgaben entsprechen und stets genau eingehalten werden, um eine Vergleichbarkeit zu garantieren.



- Sicherheit. Da die Systeme erst in kritischen Situationen eingreifen sollen, müssen solche Szenarien beim Testen auch herbeigeführt werden. Die Manöver erfordern ein präzises Timing und dürfen niemanden in Gefahr bringen.

In beiden Fällen stößt der Mensch an seine Grenzen – in punkto Reaktionsfähigkeit ebenso wie in Sachen Reproduzierbarkeit. Bei komplexen elektronischen Systemen und speziell bei Assistenzsystemen muss die Absicherung der Funktionen jedoch besonders umfassend und realitätsnah erfolgen, so dass auf solche Fahrversuche nicht verzichtet werden kann. Die Wiederholgenauigkeit der Testmethodik erlaubt, dass die Erprobungsfahrzeuge die vorbestimmte Geschwindigkeit und den Kurs exakt einhalten und sehr exakt bremsen.

Fahrten mit minimaler Kursabweichung

Fährt ein Fahrzeug beispielsweise einen vorgeplanten Kurs mehrfach, weichen die Fahrspuren aller Umläufe weniger als zwei Zentimeter voneinander ab. Wird das Fahrzeug dabei an einer bestimmten Stelle bis zum Stillstand abgebremst, liegen die Endpunkte aller Bremsungen in einem Radius von drei Zentimetern.

Extremtests: Airbag-Absicherung

Neben der Erprobung von Assistenzsystemen kommt das „Automatisierte Fahren“ künftig bei Extremtests zum Einsatz. Dabei wird das Fahrzeug Belastungen ausgesetzt, die weit über den Werten liegen, die bei normaler Nutzung im Straßenverkehr liegen. So soll gewährleistet werden, dass beispielsweise Airbags bei einer heftigen Fahrt über eine Rampe oder gegen einen Bordstein nicht versehentlich zünden. Testfahrten mit hoher körperlicher Belastung für den Fahrer entfallen dadurch.

Mit dem „Automatisierten Fahren“ hat Mercedes-Benz eine neue, einzigartige Testmethodik für Sicherheitssysteme erarbeitet. Sie ist einmal mehr Beleg der Innovationskraft von Mercedes-Benz. Die neue Testmethodik gewährleistet die schnelle und effiziente Entwicklung von Assistenzsystemen hoher Qualität und Zuverlässigkeit und bietet dabei maximale Arbeitssicherheit für die Mitarbeiter. „Um auch in Zukunft auf dem Gebiet der Sicherheit Trends setzen zu können“, so Balasubramanian, „müssen unsere Prüfverfahren mit dem Ideenreichtum unserer Ingenieure mithalten können. Mit dem automatisierten Fahren sehen wir uns gut gerüstet für die Entwicklung der nächsten Generation von Assistenzsystemen.“

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