Anlässlich der Einführung des G-Modell auf dem australischen Markt und der Auferstehung des G-Modells als Rechtslenker war die Idee für die außergewöhnliche PR-Tour bei Daimler entstanden. Das war eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen konnte. Die Canning Stock Route ist in Australien so berühmt-berüchtigt wie in Deutschland der Nürburgring. Die 2.000 km lange Automarter ist eine Aneinanderreihung aus extrem schlechten Wellblechpisten, Felsen, Dünen und Salzseen. Sie folgt einer Viehtriebroute aus dem 19. Jahrhundert, alle 30 - 80 km gibt es einen Brunnen (Well), dort sind die Rastplätze für die Traveller.
Auf der Hälfte der Strecke liegt Well 33, die einzige Siedlung auf den endlosen 2.000 km roten Staubs und die beginnt Route drei Flugstunden östlich von Perth mitten im Outback. Das Briefing vor dem Start war Ehrfurcht erregend, Von jedem Punkt der Route zum nächsten Hospital sind es Minimum 2.000 km, das wäre so als ob Ihr von Deutschland aus nach Barcelona müsstet, so unser Dr. Luke. Alles was wir für die Fahrt brauchen (Wasser, Diesel, Essen, Getränke, Küche, Zelte, Stühle, Betten, Ersatzteile, etc.) haben wir in den Autos bei uns.
Wir fahren in fünf G 350 CDI, der Konvoi Führer Geoff fährt mit Dr. Luke und Koch Bill im G 300 CDI Professional voraus. Die Nachhut bildet der Grazer G-Profi Erwin mit Mechaniker Luke im G 300 CDI Professional Pick Up. Unser Reisetempo ist von Beginn an sehr zügig.
Die 2.000 km Route soll in zwei Wochen zurückgelegt sein und das bei maximal 5-7 Stunden Fahrzeit täglich. Das Fahren auf den ultra brutalen Wellblechpisten hat es in sich, einiger maßen erträglich ist es nur bei unter 20 oder über 60 km/h. Die meisten Traveller bevorzugen die genügsame Variante und cruisen mit 20 daher.
Wir nicht, ab 60 kann man es wieder halbwegs ertragen; unvorstellbar was die Autos aushalten müssen. Vor allem wenn vor den Kurven, die fast nie mit 60 oder gar mehr gehen runter gebremst werden muss das haut einem fast die Plomben raus. Die 18 Zoll Räder auf den G 350 CDI geben sehr viele von den Schlägen an das Fahrwerk weiter, 16 Zoll Räder wären hier die bessere Wahl gewesen.
Neben zwei Begleitern von Daimler und einem Fotografen besteht unsere Gruppe aus zwei australischen, einem neuseeländischen und fünf deutschen Journalisten, nur drei davon mit Off Road-Erfahrung. Das Outback begrüßt uns mit hervorragendem Wetter, jede Menge rotem Staub und einem unbeschreiblichen Sternenhimmel.
Die Übernachtung in sehr großen Luxuszelten auf hochwertigen weichen Feldbetten lässt keine Wünsche offen. Jeden Abend schenkt uns zudem Bill mit seinen Kochkünsten ungeahnte Gourmeterlebnisse. Die Aussicht aus dem Outdoorsessel mit einem Glas australischem Rotwein in der Hand vom Lagerfeuer in den Sternenhimmel werde ich für immer vermissen. Die reine Abwesenheit von Menschen mit deren Lärm und Licht ist eine reine Entspannungskur.
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Die meisten Reisenden befahren die Route von Norden nach Süden. Das ist einfacher, weil man mit dem Wind und auf der festen Seite der Dünen rauf fährt. Wir fahren, den früheren Viehtrieben folgend, in Richtung Norden und müssen so die schwereren weichen Seiten der Dünen erklimmen.
Eine Herausforderung, welche die die Autos locker meistern. Alle Fahrzeuge haben lange Signalwimpel an der vorderen Stoßstange um Zusammenstöße mit Gegenverkehr an den Dünen zu vermeiden. Zudem ist ein Funkgerät für jedes Fahrzeug obligatorisch, auf der Canning Stock Route funken alle Reisenden auf Kanal 40. Man spricht sich mit entgegenkommenden Fahrzeugen ab um nicht an einer Düne zusammenzustoßen. Höchstens einmal am Tag sehen wir andere Fahrzeuge.
Im Süden starteten wir bei Temperaturen um die 20 Grad und es wurde zunehmend wärmer, je weiter wir nach Norden fuhren. Zum Schluss waren es über 30 Grad. Bei Well 33 ist nach sechs Tagen und 1.100 km unser Trip schon vorbei, wir übergeben die Fahrzeuge an die nächste Gruppe.
Am folgenden Tag werden bei fünf Fahrzeugen die Stoßdämpfer gewechselt, das hohe Gewicht unserer Luxusartikel (Zelt, Betten, Sessel, Küche, Sat Antenne, etc.) hat sich negativ darauf ausgewirkt. Trotz dieser ungeplanten Pause erreicht die zweite Gruppe das Ziel Hells Creeck wie geplant sieben Tage später nach zwei Wochen Gesamtfahrzeit.
Text: Jörg Sand
Jörg Sand ist Fachjournalist, Offroad-Spezialist und Herausgeber
vom Magazin"G-Wagen", das rund um den Mercedes G berichtet.
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