Das Auto der Zukunft - Fluch oder Segen?

Dein Auto weiß mehr als Du - der Hacker auch?

Das Auto der Zukunft - Fluch oder Segen?: Dein Auto weiß mehr als Du - der Hacker auch?
Erstellt am 12. Februar 2016

Du fährst, träumst ein wenig und reduzierst deine Aufmerksamkeit auf das Wesentliche. Der Verkehr um dich herum kümmert dich nur ein bisschen. Dein Auto weiß mehr als du. Es warnt, denkt mit und dirigiert dich sanft um alle Gefahren herum. Wie müssen wir uns das intelligente Auto vorstellen: Mit oder ohne Lenkrad, mit oder ohne Fahrspaß, sicherer oder voller neuer Gefahren?

Für den Vorstandsvorsitzenden von Daimler, Dr. Dieter Zetsche, ist klar: "Daten werden ein entscheidender Treibstoff für das Auto der Zukunft sein. Künstliche Intelligenz ist der Motor, der alles zum Laufen bringt", sagte er jetzt auf dem CAR Symposium in Bochum. Das intelligente Auto und die Kommunikation zwischen Fahrzeugen untereinander, zu Ampeln oder zu Baustellen sind längst keine Zukunftsmusik mehr.

Car Symposium in Bochum: In der Bildmitte GM-Chefin Mary Barra und der Vorstandsvorsitzende von Daimler, Dr. Dieter Zetsche.

Mercedes-System hilft Unfälle zu vermeiden

Nachdem Mercedes-Benz als erster Automobilhersteller der Welt die „Fahrzeug zu Fahrzeug Kommunikation“ in Serienautos zum Einsatz gebracht hat, folgt in der neuen E-Klasse nun der nächste Schritt. Ab Werk ist die Car-to-X-Technologie verfügbar. Mithilfe dieses Systems lassen sich Gefahren auf der Straße früher erkennen und dadurch Unfälle vermeiden. Ein im Auto verbautes Kommunikationsmodul informiert den Fahrer über Gefahrensituationen wie Pannen, Unfälle, schlechtes Wetter oder jetzt auch über Baustellen. Das schützt nicht den Fahrer und seine Insassen, sondern auch die Leute von der Straßenmeisterei, die hinter einem Autobahnkreuz am Mittelstreifen arbeiten.

Den Einsatzmöglichkeiten des intelligenten Autos sind weder in der Praxis und schon gar nicht in der Phantasie Grenzen gesetzt. Wege zur Unfallvermeidung sind willkommen. Etwa wenn das System vor einer Katze warnt, die für den Fahrer noch verborgen zum Sprung ansetzt. Oder wenn das Auto im Winter vom mit dem Handy Frühstückstisch vorgewärmt werden kann. Hacker aber haben gezeigt, dass sie dem Fahrer bei computergesteuerten Autos die Steuerung entziehen, die Bremsen betätigen und sogar bei hoher Geschwindigkeit den Motor abschalten können.

Datentransfer als potenzielles Risiko

Selbst scheinbar harmlose Funktionen wie Reifendruck-Kontrollsysteme verwenden drahtlose Übertragungswege. In Bochum zeichnete der Chefmanager für Sicherheitssystem von IBM, Brendan Hannigan, ein bedrohliches Szenario. Diese und ähnliche, bislang als harmlos eingestufte Kommunikationskanäle ändern das Risikoprofil, sodass sich potentiellen Angreifer neue Wege bieten, um Zugriff auf die Elektronik des Fahrzeugs zu erlangen. Es sind jedoch nicht nur drahtlose Netzwerke, die einen Angriff ermöglichen. Durch das einlegen einer mit Schadsoftware infizierte CD oder USB-Sticks, kann die Bord-Software manipulieren.

Der Einfallsreichtum von Hackern bekommt so immer neue Betätigungsfelder. Das vernetzte Auto, das seinen Fahrer vor einem Stau warnt, kann ohne viel Mühe auch private Informationen wie E-Mails oder Text-Nachrichten und natürlich auch alle persönlichen Daten seines Besitzers preisgeben. Mehr noch: Einbrecher könnten das Fahrzeug über GPS orten, um sicherzustellen, dass der Besitzer sich weit weg von zu Hause aufhält. Ihnen bleibt dann eine klar ausrechenbare Zeitspanne, um die Wohnung gründlich zu durchsuchen und noch mehr Beute zu machen, als das bei einem hektischen Raubzug möglich wäre.

Rechtzeitige Vorbeugung tut Not!

Die internationale Automobilindustrie steht nicht nur vor neuen Möglichkeiten, sondern auch vor bisher nicht gekannten Herausforderungen, warnt IBM. Denn auch weltweite Produktionsabläufe lassen sich so beeinflussen und zum Stillstand bringen. Ein Schlüssel dazu: Aufbau einer sicheren Infrastruktur rund um das Auto, vom Bau bis zum Alltag auf der Straße. Um Daten und Fahrzeugsysteme vor unberechtigten Zugriffen zu schützen, ist bei Mercedes das Fahrzeug grundsätzlich nicht direkt mit dem Internet, sondern über eine VPN-Verbindung (Virtual Private Network) mit dem Servern des Unternehmens verbunden. Dieser Weg soll für eine sichere Datenübertragung sorgen. Auch der Kontakt zu externen Dienste-Providern erfolgt anonymisiert. Mercedes hat die Herausforderung erkannt: "Das Auto der Zukunft wird mehr und mehr zum digitalen Begleiter, was bedeutet, dass es nicht nur verkehrs- und betriebssicher, sondern auch datensicher sein muss."

 

Fotos: Daimler, Weinand (1)

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