Auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) 2007 in Frankfurt stellte die Daimler AG das Forschungsfahrzeug Mercedes-Benz F 700, ein Konzept einer luxuriösen Reiselimousine, vor. Dieses nicht gerade unscheinbare Fahrzeug dient als Technologieträger für zukünftige Fahrzeug-Generationen und kommt darüber hinaus mit einem komplett neuartigen Motor.
Der F 700 führt den vom Vorgänger F 500 eingeschlagenen Weg, mittels innovativer Antriebstechniken Verbräuche zu senken, fort. Wurde der F 500 von einem Hybriden einer Kombination aus konventionellem Verbrennungs- und Elektro-Motor angetrieben, so kommt der F 700 mit einer Symbiose aus Ottomotor und Dieselantrieb, dem sogenannten Diesotto.
Diesotto ist kein Kunstwort
Der Diesotto ist ein nur 1,8-l großer Vierzylinder-Motor, der die Stärken der beiden namensgebenden Verbrennungsmotoren kombiniert. So erhält man als Ergebnis den geringen CO2-Ausstoß des Benziners und den geringen Verbrauch des Selbstzünders. Die Technik dahinter besteht aus vielen einzelnen Teilsystemen. So läuft der Diesotto beim Start und unter Volllast wie ein normaler Benzinmotor, der Kraftstoff wird per Zündkerze zur Explosion gebracht. Im Teillastbereich entzündet sich das Gemisch bei den sogenannten Raumzündverbrennung selbst und liefert so eine homogenere und sauberere Verbrennung.
Unterstützt wird der Motorzwitter durch ein zweistufiges Turbolader-System und beim Anfahren durch einen nachgeschalteteten Elektromotor. So erreicht das Konzept eine Leistung von 238 PS, ergänz um 20 PS durch den E-Motor 20 PS, und stemmt ein maximales Drehmoment von 400 Nm auf die Kurbelwelle. Der Kraftstoff-Verbrauch liegt beim Diesotto angetriebenen F 700 bei 5,3 l/100 km, was einem CO2-Ausstoß von 127 Gramm entspricht.
Doch neben der Umwelt gibt es noch einige andere Gründe für die Konstruktion des F 700. Das Forschungsfahrzeug kommt mit einigen technologischen Raffinessen, die das Autofahren einfacher, angenehmer und sicherer machen sollen. Viele der bisherigen Systeme aus Forschungsfahrzeugen haben es in die Serie geschafft, wie der Abstandregel-Tempomat Distronic oder das aktive Fahrwerk Active Body Control.
Vorausschauendes Fahrwerk
Das Pre Scan Fahrwerk des F 700 reagiert nicht nur auf momentane Fahrbahnunebenheiten sondern kann sie mittels zweier Laser-Sensoren im Vorfeld erkennen. Diese sitzen in der Front neben den LED-Scheinwerfern mit Haupt-, Fern- und Tagfahrlicht und scannen unermüdlich die Straße vor dem F 700. Anhand der errechneten Informationen kann ein Steuergerät die Dämpfung entsprechend regulieren. Über die alltäglichen, störenden Unebenheiten wie Gullideckel oder Pflastersteine schwebt der F 700 einfach hinweg, weshalb die Mercedes Leute ihm auch den Namen Fliegender Teppich gegeben haben.
Natürliches Design
Das Design des F 700 ist von fließenden Formen dominiert, schließlich haben die Designer versucht, die Strömungsdynamik von Fischen auf das Fahrzeug zu übertragen. Ein markantes Element ist die Rückenfinne auf dem Dach, in der die Antennen für GPS und die Rückfahrkamera Platz finden.
Das Aqua Dynamik genannte Design ist natürlich auch ein aerodynamisches, Türgriffe sind in die Karosserie eingelassen und die Außenspiegel sind in eine möglichst strömungsgünstige Form gebracht. In den vierziger und fünfziger Jahren waren die sogenannten Fender Skirts ein Styling-Gag, jetzt sind die hinteren Räder ebenfalls so ähnlich durch eine transparente Abdeckung verkleidet, allerdings nun aus aerodynamischen Gründen.
Das außergewöhnliche Design mit einem langen Radstand von 3,45 m gibt den Insassen mehr als ausreichenden Raum bei einer Gesamtlänge von 5,18 m. Dabei erinnert die Front mit den geschwungenen Radhäusern bewusst an die aktuelle S-Klasse und die Linien spannen sich entlang der Seiten wie schon beim CLS.
Das Heck des F 700 ist dem Design zur Folge fließend mit weit nach hinten gezogenen C-Säulen, endet in einer sanft geschwungenen Kofferraumklappe und kommt in Anlehnung an das Frontdesign mit senkrechten Lichtstreifen auf. Ein unverkennbarer Anblick und ein vertrauter, sind doch Ähnlichkeiten zum Maybach durchaus vorhanden...
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Der Barbier von Sevilla
Eine Rasur bei voller Fahrt! Der Barbier von Sevilla rasiert Passagier mit scharfer Klinge im Forschungsfahrzeug F 700!
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Nur ein Gag? Für manchen mögen die hinten angeschlagenen Türen im Fond auf den ersten Blick nur eine verrückte Idee sein. Tatsächlich aber soll die gegenläufige Türöffnung den Einstieg erleichtern.
Unkonventionelles Interieur
Es ist ein unkonventioneller Einstieg in ein unkonventionelles Automobil, dessen beeindruckendes Innenraumkonzept, ein multifunktionales Interieur vorsieht.
Wenn der Beifahrersitz nicht belegt ist, lässt sich der rechte Rücksitz als sogenannter Reverse-Sitz entgegen der Fahrtrichtung nutzen. Dabei fährt der Beifahrersitz elektrisch nach vorne und der rechte Rücksitz folgt, wobei sich der Sitz um die horizontale Achse kippt. Somit wird die vorherige Lehne zum Sitzkissen und umgekehrt. Dem Passagier wird so mehr Platz für die Beine geschaffen und dank der möglichen Kippfunktion auch ein entspanntes Fahren ermöglicht.
Ein weiterer Vorteil dieser rückwärtigen Sitzposition ist das Vis-à-Vis-Sitzen mit dem Gesprächspartner auf dem linken Rücksitz. Die breite, durchgehende Mittelkonsole fungiert dabei als kleiner Tisch, Ablage oder Armlehne und nimmt sogar eine Kühl-/Warmhalte-Möglichkeit für Speisen und Getränke auf. Die Fondpassagiere haben jeweils einen Monitor in der Kopfstütze des Vordersitzes vor sich, der rückwärtig sitzende Mitreisende hat aber auch die Möglichkeit, auf einem 20 großen herausfahrbaren (3D-)Monitor z.B. einen Film zu sehen unterstützt von einer hochwertigen Surround-Anlage.
Suche nach dem perfekten Cockpit - Video
Das Interieur des Forschungsfahrzeug F 700 entstand u.a. bei der Abteilung "Human Factors" in Sindelfingen.
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Fahrer-Assistenz
Auch wenn der F 700 als Chauffeurswagen angedacht ist, auch an das Wohlbefinden des Fahrer wurde gedacht. Dank des neuen Bediensystems Servo-HMI (für Human-Machine-Interface) mit Zentralschalter und Spracherkennung blickt der Fahrer auf ein fast schalterloses Armaturenbrett.
Die Sprachbefehle des Fahrers werden von einem virtuellen Eingabeassistenten entgegengenommen, der beim F 700 keineswegs im off bleibt sondern sichtbar als Avatar in Form ein jungen Frau im Display zu erkennen ist. Dabei soll die junge Dame aber keineswegs den Piloten von seiner Arbeit ablenken, die Bedienung wird durch den gesprochenen Dialog auf ein Minimum reduziert.
Wann die einzelnen Systeme in Serie gehen werden, ist noch nicht bekannt. Mercedes-Benz schätzt, dass der Diesotto bis zum Jahre 2015 serienreif ist.
Technische Daten: Mercedes-Benz F 700
Antrieb: 1,8-l-Diesotto-Motor, 238 PS, Elektromotor 20 PS, Turbolader, 400 Nm, Siebenstufen-Automatik, Heckantrieb
Länge x Breite x Höhe (in mm): 5180 x 1960 x 1438
Räder: 21-Leichtmetallfelgen auf 195/50 R21
Beschleunigung (0-100 km/h): 7,5 s
Vmax: 200 km/h
Verbrauch: 5,3 l /100 km
CO2-Emissionen: 127 g/km
Schadstoffeinstufung: EU6
59 Bilder Fotostrecke | Der Blick in die Zukunft: Forschungsfahrzeug Mercedes-Benz F 700
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