Wie schreibt man eine Erfolgsstory fort? Wie modellpflegt man ein Original? Wie mutig darf ein Mercedes CLS sein? Wie design-orientiert ein Mercedes überhaupt? Auf Fragen wie diese (und vermutlich noch ganz andere!) mussten die Macher des neuen Mercedes CLS möglichst überzeugende Antworten finden. Ob ihnen das geglückt ist, durften wir bei ersten Testfahrten mit dem viertürigen Coupé dann selbst herausfinden.



Zu gern wäre ich 2003 bei der Präsentation des Mercedes-Benz Vision CLS in Frankfurt auf der IAA dabei gewesen. Da haben die Schwaben einen Mercedes präsentiert, wie ihn die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte. Nein, um präziser zu sein: Sie haben ein Auto präsentiert, das Vorreiter für ein neues Segment werden sollte und das ganz sicher vor allem in der Fachwelt viele Fragen aufgeworfen haben dürfte: "Warum zum Teufel baut Mercedes-Benz noch ein zweites viertüriges Modell! Wo es doch die erfolgreiche E-Klasse gibt, die auch die technische Basis stellt?"

Statt Kannibalismus dann Kult!

Das kann doch nur in Verwirrung oder Kannibalismus, schlimmer noch im Chaos enden. "Wer braucht schon einen Mercedes-Benz, dessen vorrangiges Kennzeichnen sein expressives Design ist"?



Die Fragesteller von damals staunen heute: 170.000 Kunden brauchten dies. Und einige Hunderttausende mehr hätten sich diesen Style sicherlich auch vorstellen können! Mercedes CLS - der schöne Stern!

Ausgerechnet Mercedes-Benz - von Kritikern oft als biedere Buchhalter-Marke für Autofahrer mit Hut gescholten - trat den Beweis an, dass schönes Design ein Verkaufsargument ist. Auch ein Mercedes-Benz Kunde darf zu seinen Auto-Emotionen stehen. Wichtiger noch: Der CLS stellte klar, dass die Marke aufregend genug ist, um so ein ambitioniertes Auto glaubwürdig im Portfolio haben zu können.

Wir alle kennen Auto-Enthusiasten, die einräumten, in der CLS-Ära erstmals wieder einen Mercedes näher in Betracht gezogen zu haben, oder? Doch schlag nach bei bei "The Who", "The Rolling Stones" oder bei den "Kastelruther Spatzen", selbst das ewige Leben ist nicht von Dauer: Auch Legenden brauchen eine Blutauffrischung - und das sind beim Auto die schwierigsten Modellpflegen überhaupt!

Polarisieren für den Erfolg!

Mercedes CLS 350 in Iridium-Silber und mit den neuen optionalen LED High Performance-Scheinwerfern



Gefällt er oder gefällt er nicht? Eine Frage, die natürlich vor allem innovative Konzepte immer wieder zu beantworten haben. Beim neuen CLS ist es den Designern gelungen, die ursprüngliche Idee des Mercedes CLS - viertüriges Coupé elegant verpackt - auf aufregende Weise neu zu interpretieren.

Der neue CLS ist unmißverständlich CLS - aber er ist es nun inklusive jener scharf gefalteten Kanten, die der Marke Mercedes-Benz zuletzt deutlich mehr Kontur und Form gebracht haben. Die charakteristischen Kanten werfen speziell bei hellen Lacken ihre Form gebenden Schatten voraus. Auch der neue Mercedes CLS wird polarisieren. Stärker noch als sein Vorgänger. Polarisieren - nicht provozieren. Das überläßt er dann seinem nächsten Verwandten, dem CLS AMG. Vielleicht!

Individualität als Konzept

Für Begeisterung sorgt, dass der Anspruch an ein elegantes Exterieur seine ungeteilte Fortführung im Innenraum findet. Egal für welche Farb- und Material-Kombination sich der Kunde entscheidet - und da steht ihm einiges zur Auswahl - das Interieur ist ein Erlebnis. Wer die fünf Interieurfarben, fünf Zierteil-Ausführungen - darunter seidenmatt polierte Pappel ebenso wie Kohlefaser - sowie die drei Lederqualitäten nach seinem Gusto kombiniert, sollte mit dem Gesamtergebnis sehr zufrieden sein.

Grundsätzlich ist das Armaturenbrett in Leder gehüllt. Sorgfältig eingestreute Metalloberflächen zwischen wahlweise Kohlefaser-, Natürholz oder Klavierlack-Oberflächen wirken elegant und stilsicher platziert. Die geriffelten Verstellräder der Luftdüsen sind gemessen an ihrer Funktion im Fahrzeug optisch fast schon überqualifiziert. Aber gerade diese Details sorgen ebenso wie die analoge viereckige Uhr für ein überzeugendes Wertgefühl.

Der neue Mercedes Benz CLS ist mit Hingabe an das Detail gestaltet und das erweckt doch die Hoffnung, er möge mit der gleichen Hingabe zusammengebaut sein.

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Vier neue Motoren: Vom Vierzylinder-Diesel bis zum V8,...

...von 204 PS bis zur Verdoppelung auf 408 PS ist alles dabei, was die automobile Seele verlangt. Alle Motoren sind für den CLS neu. Den Anfang machen die in Leistung und Effizienz deutlich gestei­gerten Sechszylindermodelle CLS 350 CDI BlueEFFICIENCY mit 195 kW (265 PS) und CLS 350 BlueEFFICIENCY mit 225 kW (306 PS), die ab Januar beim Händler stehen.

Ab März 2011 kommt dann der neue Vierzylinder Diesel, der auch in der S-Klasse eingesetzt wird: der CLS 250 CDI BlueEFFICIENCY leistet 150 kW (204 PS) und weist einen kombinierten Kraftstoffver­brauch von 5,1 Liter Diesel auf. Und dank eines maximalen Drehmoments von rund 500 Nm bleibt auch der Fahrspaß nicht auf der Strecke.

Im Dezember 2010 rollt dann der CLS 500 BlueEFFICIENCY an, dessen V8 stramme 300 kW (408 PS) bereit stellt. Alle Motor-Varianten haben die spritsparende ECO Start-Stopp-Funktion serienmäßig an Bord, genauso wie das weiterentwickelte Auto­matikgetriebe 7G-TRONIC PLUS. Das Zusammenspiel der optimierten Antriebskomponenten soll unter dem Strich eine Spritersparniss von bis zu 25% gegenüber der Vorgänger-Serie einbringen!

Die ersten Fahreindrücke sind keine Überraschung..

...sondern vielmehr eine Bestätigung dessen, was erwartet wurde. Schließlich steht dem Mercedes CLS in Grundzügen die Architektur der Mercedes E-Klasse zur Verfügung! Und diese wurde für den Einsatz im CLS verfeinert. Die elektromechanische Direktlenkung verhilft zu einem präzisen Lenkgefühl und spart gegenüber einer herkömmlichen Servo-Lenkung Sprit.

Der neue Mercedes CLS verwöhnt mit einem sportlich-komfortablen Handling, das viel Fahrspaß verspricht. Das Auto rollt angenehm leise und bietet auch auf schlechten Wegstrecken ein hohes Maß an Komfort. Obwohl auch die Daimler AG beim Cockpit auf den Wrap-around-Effekt setzt, wächst der CLS nicht auf den Fahrer zu, sondern bietet genügend Bewegungsfreiheit.



Über ein Dutzend Assistenzsysteme erhöhen die passive und aktive Sicherheit im neuen Mercedes CLS, darunter auch der Aktive Totwinkel-Assistent sowie der Aktive Spurhalte-Assistent.

Die Unterbringung auf dem ansprechend belederten Gestühl garantiert Sitzkomfort auf hohem Niveau. Das Platzangebot vorn ist großzügig, auf den hinteren Plätzen auch für Erwachsene angenehm.

Der neue Mercedes CLS hat etwas in der Breite gewonnen, was den Passagieren zugute kommt. Kultivierte Sportlichkeit hat Mercedes-Benz für den CLS als Parole ausgegeben. Also keine kompromisslose Härte, die nur das Kreuz malträtiert, aber auch keine Sänfte, die undynamisch ums Eck schaukelt. Kultivierte Sportlichkeit meint Dynamik mit Niveau. Mit viel Niveau.

Ein bisschen Raubkatze in den Genen?

Den Einstieg in den Mercedes-Benz CLS markiert der CLS 250 CDI BlueEFFICIENCY für 59.857 Euro inkl, Mwst. Die beiden Sechszylinder CLS 350 und CLS 350 CDI BlueEFFICIENCY liegen 3.600 - 4.500 Euro darüber! Diese beiden Varianten sind auch in der matt-manganitgrauen, limitierten "Edition 1" erhältlich: Aufpreis dann noch einmal zwischen 6.664 und 10.115 Euro extra!

Beim flotten Dahingleiten fällt einem dann auch wieder die oft gehörte Geschichte vom Jaguar XJ ein. Der so herrlich tief und dynamisch auf der Straße stand und der ein kleines bisschen Vorbild für die Vision CLS gewesen sein soll. Ob das wirklich stimmt? Höchstens spirituell. Denn die realen Schwächen des Jaguars laden nicht zur Nachahmung ein. Und so wurde der Mercedes CLS ein echter Stern. Und zwar ein besonders schöner!

Der Mercedes CLS 500 BlueEFFICIENCY mit 408 PS produziert rund 600 Nm maximales Drehmoment und soll im kombinierten Betrieb nicht mehr als 9 Liter Super verbrauchen.

Der neue Mercedes CLS im Überblick

64 Bilder Fotostrecke | Der neue Mercedes CLS: der Schöne Stern: Erster Fahrbericht vom neuen Mercedes CLS: Was heißt eigentlich kultivierte Sportlichkeit? #01 #02