Nachdem wir vor ein paar Tagen die neue AMG-Fraktion des Oberklasse-SUVs GLE als Coupé vorgestellt hatten, bei denen es in erster Linie um Fahrspaß, Dynamik und Performance geht, wenden wir uns heute den vernunftsorientierten Versionen dieser Baureihe zu. Hierfür hatten wir Gelegenheit, den neuen GLE 500e 4MATIC als Hybrid sowie den GLE 350d 4MATIC ausgiebig zu fahren. Natürlich nicht in der Coupé-Version, sondern als geräumigen "Normal"-SUV, schließlich stehen ja Alltagstauglichkeit und Vernunft im Vordergrund.

Fahrspaß und Vernunft vereint!

Der GLE 500e bietet eine Systemleistung von 442 PS. Der 3 Liter große Benzin-V6 übernimmt davon 333 PS, während 116 Pferde vom Elektro-Modul beigesteuert werden. Das maximale Systemdrehmoment liegt bei wuchtigen 650 Newtonmetern. Neben beeindruckenden Beschleunigungen dank Boost-Funktion bietet der innovative Systemantrieb rein elektrisches Fahren bis zu 130 km/h, optimierte Rekuperation dank der intelligenten Betriebsstrategie und Komfortfunktionen wie die Vorklimatisierung des Innenraums sowohl im Sommer als auch im Winter.

Die rein elektrische Reichweite ist mit 30 Klometern angegeben. Das probierten wir natürlich sofort aus und starteten mit voll geladener Batterie. Die wird übrigens über eine Ladebuchse am Heck geladen, was 2-4 Stunden dauert. Und nach einigen Kilometern wird wieder einmal deutlich, dass solche Reichweiten-Angaben eher theoretischer Natur sind. Trotz absolut ökonomischer Fahrweise und maximaler Ausnutzung von Rekuperation sowie idealen Verkehrsbedingungen musste der Verbrenner schon nach 23 Kilometern einspringen. Und auch der angegebene ECE-Verbrauch von 3,3 l/100 km ist ein reiner Laborwert. Wir kamen auf einen Durchschnittverbrauch von 5,7 Litern, wobei von den 55 gefahrenen Kilometern nur 24 mittels Verbrennungsmotor bewältigt wurden. Unter normalen Bedingungen dürften sich Werte um 9-10 Litern/100 km realisieren lassen, was angesichts der gebotenen Fahrleistungen immer noch ein sehr guter Wert wäre.

Technik-Features vom Feinsten!

Der Technikaufwand, der hinter dem Konzept steckt, ist gewaltig. Der Fahrer kann selbst wählen, welchen Grad der elektrischen Unterstützung er nutzen möchte. Von rein elektrisch bis zum Charge-Modus ist alles möglich. Bei Bedarf errechnet der Computer sogar anhand von Navi-Informationen das Streckenprofil und gibt dem Fahrer Hinweise für besonders ökonomische Fahren, indem er mittels Impulsen im Gaspedal zum Gaswegnehmen auffordert. Dies geschieht auch beim  Aufschließen auf einen Vordermann. Tolle Sache! Das gilt auch für die Fahrleistungen. Tempo 100 ist nach 5,3 Sekunden erledigt, der Topspeed liegt bei 250 km/h. Schneller geht das nur noch mit den AMGs.

Die Kehrseite der Medaille findet man im Kofferraum. Dessen Boden liegt etliche Zentimeter höher als bvei den Nicht-Hybriden, was an der darunter liegenden umfangreichen Batterietechnik begründet ist. Damit wird die Nutzbarkeit und das Volumen des Gepäckraumes deutlich eingeschränkt. Bedauerlich, aber technisch (noch) nicht anders umsetzbar.

Während der GLE 500e Hybrid ein faszinierendes Technik-Vorzeigeobjekt darstellt, ist der GLE 350d mit seinem 258 PS starken V6-Diesel sicher das Arbeitstier in der Flotte. Und  der sahnige Sechszylinder passt bestens zum gediegenen GLE! Auch wenn die AMGs mit ihren überragenden Performance-Leistungen inklusive Gänsehaut-Feeling überzeugen und der Hybrid ein Technik-Leckerbissen ohne Gleichen darstellt, ist der 350d in seiner Gesamtheit eigentlich der perfekte GLE und wird mit Sicherheit zu einem der Bestseller im GLE-Portfolio avancieren.

Der große Diesel und das Luxus-SUV gehen eine perfekte Symbiose ein!

Die drehmomentstarke Maschine, die an das neue 9-Gang-Automatikgetriebe gekoppelt ist, hat stets genug Kraftreserven und treibt den schweren SUV souverän an. Dabei erzieht sie zur Gelassenheit und nimmt dem GLE jede Hektik. Auch das Getriebe schaltet blitzschnell, aber ohne Hektik und hat stets den passenden Gang parat. Die zeitweise Lethargie der alten 7G-Tronic hat die neue Schaltbox dagegen komplett abgelegt. Passend zur entspannten Fahrweise räkelt man sich in edlem Bicolor-Leder und genießt die Annehmlichkeiten an Bord. Davon gibt es jede Menge, zum Beipiel das große Rear-Entertainment-System mit zwei Kopfstützen-Monitoren und Fernbedienung, das Panorama-Dach oder das Comand-Online-System mit DAB+-Radio, TV und DVD. Selbstredend sind diese Features größtenteils aufpreispflichtig. Der riesige Kofferraum sowie das großzügige Platzangebot sind dagegen stets an Bord und lassen keinerlei Wünsche offen.

Bei unserer Testfahrt quer durch die Alpen nach München flossen trotz flotter Gangart nur 9,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer durch die Injektoren. Angesichts des Leergewichtes von 2,3 Tonnen und der gebotenen Fahrleistungen ein sehr guter Wert! Im Anhängebetrieb steigt der Verbrauch natürlich entsprechend an. Bis zu 3,5 Tonnen darf so ein Anhänger wiegen. Im Falle des GLE 500e Hybrid sind nur maximal 2 Tonnen möglich.

Kraftvoller und leiser Antrieb!

Die Fahrleistungen des Diesels können ebenso überzeugen. 0-100 in 7,1 Sekunden und 225 km/h Höchstgeschwindigkeit reichen in den allermeisten Situationen voll aus. Dabei wird das gut gedämmte Triebwerk nie laut. Mehr als ein kräftiges Säuseln lässt sich dem V6 nicht entlocken. Wer den gleichen Motor beispielsweise in der gerade abgelösten C-Klasse W204 erlebt hat, erkennt schnell die zusätzlichen Dämmmaßnahmen im GLE.

Wer noch effektiver unterwegs sein will, dem stellt Mercedes-Benz ab sofort den neuen Einstiegsdiesel GLE 250 zur Seite. Der Vierzylinder mit 204 PS sorgt ebenfalls für gute Fahrleistungen und sehr geringe Emissionen, kann aber an die Souveränität des V6 nicht heranreichen.

Den gut ausgestatteten GLE 350d bekommt man ab 60.749 Euro, für den GLE 500e Hybrid muss man schon mindestens 73.899 Euro überweisen. Am preiswertesten ist der GLE 250, den es wahlweise sogar nur mit Heckantrieb gibt. Hierfür sind 53.866 Euro fällig. Die ausführliche Preisliste gibt es hier als Download:
Preisliste_GLE_150423.pdf
5.07 MB

Das Benzin- und Plug-In Hybrid-Motorenprogramm im Überblick:

Das Diesel-Motorenprogramm im Überblick:

Fotos: Daimler