Einer für alles? One Size fits all? Ja, für den Sprinter stimmt das! Nur gibt es eben nicht den einen Sprinter, sondern mit Beharrlichkeit und Ausdauer lassen sich dem Konfigurator gleich 1700 verschiedene Varianten abringen. Und wenn wir das Ausbauzentrum dazu rechnen, kann man sich noch den ein oder anderen maßgeschneiderten Sprinter extra bestellen. Aber das sind nicht die einzigen Big News zur der neuen Sprinter Generation. Der Clou dürfte sein, dass es das Mercedes Multitalent bald auch als e-Sprinter gibt. Vielleicht noch wichtiger, der neue Sprinter kann auch anders. Ganz anders. Denn Mercedes baut den Sprinter jetzt erstmals auch als Fronttriebler und bietet diesen dann auch als Triebkopf an. Und für wen ist das interessant? Natürlich für Spezial-Fahrzeuge mit Sonderaufbauten, für Kastenwagen, die eine niedrige Ladekante haben sollen, aber vor allem für Camp- und Reisemobile.
Truckerfeelings im neuen Sprinter?
Erstmals baut Mercedes-Benz den Sprinter als Fronttriebler - aus welchem Grund?
Bleiben wir mal beim Fronttriebler. Weil Kardanwelle und Achsantrieb wegfallen, ist es möglich, die Ladekante um 8 cm niedriger zu setzen als beim heckgetriebenen Sprinter. Für den Auslieferfahrer bedeutet das, es sind bei jedem Be- und Entladen immer 8 cm weniger in der Höhe zu überwinden. Bei 100 Ladevorgängen und mehr ganz sicher nicht zu unterschätzen - vor allem nachmittags ab 15:00 Uhr, wenn die Arme schon etwas länger sind.
Und was auch den Chef freut, dass sich der Fronttriebler auch beim Preis bodennah bleibt. Mit dem Aufbau Kastenwagen taucht der Sprinter so netto knapp unter der 20.000 € Grenze durch. Das mach ihn schlagartig auch für eine Branche interessant, bis dato mit Ducato und Co. gearbeitet hat. Ein Name den man da auf der Rechnung haben muss, ist die Firma Hymer, die zugleich auch das Einzelunternehmen mit der größten Stückzahl Abnahme ist. Wenn Camper-Freunde zwischen Ducato und Sprinter wählen können, dürfte klar sein, wohin das Pendel ausschwingt, oder? Zumal der Sprinter bereits bei den zwei vorangegangenen Generationen mit Pkw-ähnlichen Fahreigenschaften überzeugen konnte. Dir Rostvorsorge ist durch zusätzliche Verzinkung verbessert, die Service-Intervalle reichen bis zu 60.000 km oder 2 Jahre.
Sehr gute Lärmdämmung bis 100 km/h
Der frontgetriebene Sprinter gibt in punkto Handling auch Gelegenheitstruckern keine größeren Rätsel auf. Das Auto ist absolut leicht beherrschbar, was die Gestaltung der Kabine angeht bequem und übersichtlich. Keyless-Start und eine optimierte Klimaanlage heben das Komfortgefühl. Das Gestühl würden wir grundsätzlich mit Armlehnen bestellen, weil sie geben doch etwas mehr Seitenhalt und auf lange Strecken sind sie deutlich bequemer. Zu unserer großen Freude ist auch die Lärmdämmung beim Sprinter weiter optimiert worden. Das Auto ist auf der Autobahn vergleichsweise leise, allerdings sind ab 100 km/h die Fahrwindgeräusche wiederum überraschend laut.
Bis zu 20 Sitzplätze im Sprinter
Neben dem Frontantrieb gibt es den Sprinter natürlich auch mit dem bewährten Hinterradantrieb, der dann mit sechs Karosserievarianten, vier Aufbaulängen zwischen 5.25 m und 7,37 m Länge, drei Laderaumhöhen und Tonnagen zwischen 3.0 und 5.5 Tonnen kombiniert werden kann. Varianten mit bis zu 20 Sitzplätzen und fünf Radständen zwischen 3.250 und 4.325 mm kommen dazu. Aktuell stehen zwei Dieselmotoren zur Wahl: ein Vierzylinder in drei Leistungsstufen und exklusiv in dem Segment ein Sechszylinder Diesel. Zu einem späteren Zeitpunkt wird es den Sprinter auch mit Allradantrieb geben. Für Forst- und Bahnverkehr ganz sicher eine interessante Lösung ebenso wie für Fernreisende, die ihr Urlaubsglück abseits befestigter Straßen suchen.
Die Sprinter-Fotogalerie
Neben dem fensterlosen Kastenwagensind mit Heckantrieb sind wir auch mit einer frontgetriebenen Pritsche unterwegs gewesen. Die Modellbezeichnung 314 CD weist auf den 143 PS starken 2,1 l Vierzylinder Diesel hin. Auch wenn für die Fronttriebler beim Testtermin schon eine neue 9-Gangautomatik zur Verfügung stand, mussten wir uns noch mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe befassen. Was zumindest die Erkenntnis brachte, dass das Getriebe leicht und pkwmäßig zu schalten ist und dass auch mit dem kleinen Dieselmotor ganz ordentliche Fahrleistungen drin sind. Schnell ist man auf Tempo 100 und schwimmt im Autobahnverkehr ganz locker mit. Was uns im Kastenwagen aufgefallen ist, war die Überbauung der hinteren Radkästen, die nun so ebenfalls beladen werden können. Variante staut der Sprinter exakt 17 Kubikmeter weg.
Überzeugt uns das neue MBUX im Sprinter?
Die andere große Besonderheit im neuen Sprinter ist das neue Multimediasystem MBUX, das nicht nur der Logistik neue Möglichkeiten einräumt, sondern das Nutzer-Auto-Verhältnis revolutionieren kann. Dieses zuerst in der neuen A-Klasse eingeführte Gadget ist selbstlernend und bietet dem Anwender mittels einer dazulernendem Sprachsteuerung den Sprinter quasi auf Zuruf oder sagen wir besser im Dialog zu steuern. Den Befehl „Zum besten Italiener!" beherrscht das MBUX ebenso wie das Vorlesen der Bundesligaergebnisse. Nur beim Vordringen ins eigene System haperte es noch etwas. So wollte das MBUX die Frage nach dem Durchschnittsverbrauch nicht verstehen. Und schon gar nicht beantworten.
Fuhrparkleiter werden sich für das optionale MBUX auch weniger wegen dessen Unterhaltungswert entscheiden. Für sie ist entscheidender, dass sie mit dem Programm PRO Connect ihre Fahrzeuge bestmöglich koordinieren, ihre Fahrer schnell erreichen und briefen können. Neben dem Standort lassen sich Aufträge steuern, Tankinhalt oder auch Wartungsintervalle abfragen. Zum Start will Mercedes dann gleich acht PROconnect-Pakete bereithalten, darunter auch ein digitales Fahrtenbuch.
Mit Blick auf die Flottenbetreiber hat Mercedes Benz hier dem neuen Sprinter ein echtes As im Ärmel. Da kann man fast verschmerzen, dass man den Knopf zum selbsttätigen Rückwärtseinparken – gern auch mit Anhänger- hier vergeblich sucht.
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