10 % mehr Leistung. 10 % schneller. 20% weniger Sprit. Für die Stammtischdiskussion ist der neue C 63 gut gerüstet. Macht der Schritt zum 4-Liter V8 ein gutes Auto wirklich noch besser?
Neues Detail am Heckdeckel: der 510 PS starke C 63 S ist das AMG Spitzenmodell in der C-Klasse.
Pfennigfuchser unter den Performance-Freaks haben immer schon gewusst, was sie am C 63 hatten. Zeitgenossen, die auf Understatement setzen, auch. Der C 63 begeisterte von Beginn an mit Fahrleistungen, die dem jeweiligen AMG-Topmodell mächtig auf den Pelz rückten und in punkto Handling durchaus auch übertrafen. Nur stand dann vor der eigenen Haustür nicht ein auffälliger Bolide, sondern eine eher bescheidene Limousine oder gar ein Kombi. Und die Nachbarn freuten sich über den bescheidenen Zeitgenossen nebenan, der ja eigentlich ganz nett ist, wenn er doch nur mal den Auspuff an seinem Mercedes reparieren lassen würde….
Mercedes-AMG C 63 - Muscle Car made in Germany
Der C 63 besticht in allen Modellgenerationen durch die ebenso einfache wie furiose Rezeptur eine größtmögliche Maschine in eine kompakte Karosse zu quetschen. Das Ergebnis ist ein Gefährt mit höchster Sprengkraft. Mercedes-AMG orientiert sich dabei an ein Strickmuster, das mittlerweile über ein halbes Jahrhundert alt ist und als deren Erfinder die GM-Marke Pontiac gilt. Pontiac war zu Beginn der Sechziger stehend K.O. bis der neue Pontiac Chef DeLorean auf die ebenso simple wie grandiose Idee kam: „Wir bauen einfach Autos mit mehr Faszination!“ Und mehr Faszination hieß u.a. mehr Motor!
40 Bilder Fotostrecke | Mercedes-AMG Fahrbericht C 63 und C 63 S: Mercedes-AMG: Vier gewinnt! Den Anfang machte 1964 der GTO. Pontiac hievte einen Big Block-V8 in den kompakten Tempest und kreierte das Muscle Car Segment. 50 Jahre später werden die besten Muscle Cars in Good ol‘ Germany gebaut. Während der C 63 da heute ganz sicherlich anführender Position vorn mit dabei ist, hat sich der Erfinder des Segments in die Geschichtsbücher verabschiedet, weil die Idee mit der „Faszination im Auto“ dort irgendwie verschütt gegangen ist. Übrigens kein amerikanisches Problem, sondern in der Autowelt allgegenwärtig.
Video: Fahrbericht Mercedes AMG C 63 S
Nicht so bei AMG. Der W 204 galt mit seinem 457 PS starken Sauger als Granate vor dem Herrn und weil der Begriff „Muskelauto“ so herzerweichend bescheuert klingt, nimmt man den besser auch gar nicht erst in den Mund. Was nichts daran ändert, dass ein C 63 natürlich nichts anderes ist als ein Muscle Car made in Germany. Anmerkung von der mitlenkenden Bevölkerung: Mit dem Unterschied, dass ein AMG auch bei Krümmungen eine sehr gute Figur macht.
Das "rohe C": im C 63 steckt jetzt ein 4.0 l-BiTurbo-V8 wie im AMG GT.
Mit dem neuen W 205, der von Kunden und Kritikern mit Begeisterung aufgenommen wurde, kommt es auch beim neuen C 63 zu einer markanten Zäsur. Der neue 4.0 BiTurbo-V8 – bekannt aus dem GT – ersetzt den grantigen 6,2 Liter V8-Sauger. Ein sensibles Thema. Nicht umsonst unterstreicht AMG, dass der neue C 63 seinen Vorgänger in allen messbaren Disziplinen übertrifft. Und das dann auch gleich zweifach, denn wie bei der E-Klasse gibt es noch ein S-Modell, also einen C 63 S, der alles noch ein bisschen besser kann als der C 63. Und von seinem Naturell eine kleine Spur schmutziger ist. Ein Black Series Modell ist dagegen erst einmal nicht in Sicht.
AMG-Freunde werden also umlernen müssen. Auch beim Namen. Denn mit dem neuen Modell hält auch eine neue Bezeichnung Einzug. Aus dem Mercedes-Benz C 63 AMG wird nun ein Mercedes-AMG C 63. Klingt aber durchaus vertraut, oder? Letztlich begradigt Daimler hier einen etwas sperrigen Modellnamen und betont damit gleichzeitig die Submarke Mercedes-AMG! Naja, faktisch haben viele Fans ohnehin von Mercedes-AMG gesprochen. Und der kommt in der C-Klasse zum Start in den Karosserievarianten Limousine und T-Modell, sowie in zwei Leistungsstufen als C 63 mit 350 kW/476 PS und einem maximalen Drehmoment von 650 Nm, sowie als C 63 S mit 375 kW/510 PS und einem maximalen Drehmoment von 700 Newtonmetern (Nm). Damit katapultiert sich ein C 63 in 4.1 Sekunden auf Tempo 100. Ein Zehntel besser als der Vorgänger.
Fahrleistungen, die aufhorchen lassen. Sicher auch diejenigen, die sich vielleicht für einen GT interessieren. Und genau von dem stammt natürlich der Bi-Turbo. Das Ringen um möglichst niedrige Emissionen und die Steuergesetzgebung wichtiger Exportmärkte hat den Motortausch ausgelöst. Der Bi-Turbo unterbietet mit einem NEFZ-Verbrauch von 8,2 Liter den Sauger um 20 % und erste Fahreindrücke bestätigen zumindest die Tendenz, dass der 4.0-V8 tatsächlich sparsamer ist. An einer guten Akustik wird freilich nicht gespart. Die Trompeten von Jericho dürften sich die Klangspezialisten von AMG zum Vorbild genommen haben. Zwar fehlt ein wenig das gierige Schlürfen vorn, aber die Soundkulisse – speziell in den Fahrprogrammen „Sport“ und „Sport+“ macht schon sehr ordentlich an. Sagen wir es so: wer einen guten V8-Sound im Auto schätzt, wird nicht enttäuscht sein.
Wandlungsfähig: von dynamisch-sportlich bis hin zu fast-wie-Renntourenwagen lässt sich der C 63 auf Knopfdruck anpassen. Das Programm "Race" hat nur der C 63 S.
Das gilt auch für die fahraktive Gesamtabstimmung des C 63. Das AMG-Ride-Control-Sportfahrwerk mit elektronisch geregelten Stoßdämpfern kann über die bereits erwähnten Fahrprogramme dem eigenen Gusto angepasst werden. Im Vordergrund steht dabei natürlich der Blick auf eine agile Fahrdynamik. Zur Wahl stehen die Programme "Individual", "Comfort", "Sport", "Sport+" und exklusiv beim C 63 S zusätzlich noch "Race". Die Programme wirken sich natürlich auch auf das AMG SPEEDSHIFT MCT 7-Gang Sportgetriebe aus und auf das Akustikszenario im Schiebebetrieb bzw. beim Runterschalten. Ein heiseres Fauchen aus dem Heck sorgt dann für wohlige Gänsehaut. Dank Sperrdifferenzial ist Traktion immer und reichlich vorhanden. An der Hinterachse.
Eine 4MATIC-Version wie beim E 63 gehört nicht zum Lineup und ist scheinbar auf Sicht auch nicht vorgesehen. Was freilich etwas überrascht, punktet doch das unterhalb des C 63 angesiedelte C 450 Sportmodel doch gerade mit dem griffig neutralen 4MATIC-Fahrwerk.
Im Modus "Individual" kann munter kombiniert werden (siehe links).
C 63 oder C 63 S: lieferbar als Limousine, T-Modell und was kommmt noch?
Dessen ungeachtet ist das Fahrerlebnis im C 63 sensationell. Fahrleistungen und Fahrdynamik machen den C 63 bei einem Leistungsgewicht von 3,2 kg/PS zum sportlichsten Auto in seinem Segment. Genau das ist jede Sekunde hinter dem Lenkrad erlebbar und nicht zuletzt darin liegt auch der Schlüssel zum Erfolg des C 63, der sich bislang rund 47.000mal verkauft hat. Das Auto kombiniert sportliche Fahrleistungen auf höchstem Niveau mit ein sehr clever eingesetzter Emotionalität. Der Umstieg auf den 4 Liter-V8 ist da nach Faktenlage eher ein Gewinn.
Alle Stellschrauben richtig kombiniert reicht die Bandbreite bis hin zum gefühlten Renntourenwagen mit Straßenzulassung. Und das ab einem Basispreis von 76.100 Euro. Wer den C 63 S favorisiert, muss noch mal 8.000 € oben drauf packen. Die auf 19-Felgen rollende Edition 1 verlangt einen Aufpreis von 14.000 €. Und es geht noch mehr. Das optionale Driver’s Package hebt die Endgeschwindigkeit auf 290 km/h an. Ein Fahrertraining der AMG Driving Academy inklusive. Im Herbst komplettiert dann noch das Mercedes-AMG C 63 Coupé das Portfolio.
2 Kommentare
MB-W176
31. März 2015 08:06 (vor über 9 Jahren)
MercedesMercedes
30. März 2015 15:03 (vor über 9 Jahren)
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