Fahrbericht Brabus 800

E wie Energie: Die Brabus E-Klasse hat das gewisse Extra mehr drin

Fahrbericht Brabus 800: E wie Energie:  Die Brabus E-Klasse hat das gewisse Extra mehr drin
Erstellt am 5. Mai 2020

Wem ein viertüriger Kraftprotz wie der E 63s von AMG noch zu blass sein sollte, der dürfte keine Probleme haben, sein sportlich interessiertes Automobilherz an den Brabus 800 zu verlieren. Mehr E-Klasse als die aus Bottrop ist schwer.

Natürlich sieht der Brabus 800 nicht aus, wie irgendein Mercedes E 220d von der Stange. Doch die Zeiten, in denen die Brabusse komplett auf Krawall gebürstet waren, sind lange vorbei. Und doch reichen die über 600 PS der sportlichsten aller E-Klasse nicht für alle Kunden und insbesondere bei der Individualisierung haben einige höhere Ansprüche als das Serienmodell erfüllen kann. Da kommt ein düster schwarz gekleideter Brabus 800 gerade recht. Die gewaltigen Öffnungen im Kühlerschlund sorgen dafür, dass das doppelt aufgeladene V8-Triebwerk im Vorderwagen auch die nötige Luft zum Atmen bekommt. Schweller, Spoiler und Leisten sind ebenso schicker Zierrat, wie ihn die Fans einer sportlichen Oberklasselimousine wohl lieben dürften. Auffällig allein beim zweiten Blick ist der aufgesetzte Heckspoiler des Brabus 800 mit einer erhaben aufgestellten Abrisskante in der Mitte, die eher für Abtrieb bei hohen Tempi als für die rechte Optik sorgen soll.

Das Entwicklungsteam aus Bottrop hat sich das doppelt aufgeladene Vierliter-Triebwerk umfangreich vorgenommen und ihm dabei wahre Flügel verliehen. Nach der Kraftkur leistet der Achtzylinder 588 kW / 800 PS und ein gigantisches Drehmoment von 1.000 Nm. So schafft der knapp zwei Tonnen schwere Allradler den Spurt von 0 auf 100 km/h in 3,0 Sekunden und bietet eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Mehr wäre drin; aber dann wird mit den Reifen schwierig. Kaum zu glauben, aber der bollernd schwarze Ritter kann auch dezent und dann gleich überaus komfortabel. Kein Wunder daher, dass der Normverbrauch auf dem Papier bei mehr als akzeptablen 10,8 Litern Super auf 100 Kilometern liegt. Das Leistungsplus von rund 200 PS bringen zwei spezielle Turbolader (1,6 bar) mit größerem Verdichter, deren Durchmesser bei 52 Millimetern liegt sowie zwei Rumpfgruppen mit verstärkter Lagerung. Damit dies alles perfekt mit der Motorentechnik aus Affalterbach sowie dem Basispaket aus Stuttgart funktioniert, gibt es ein Brabus-Steuergerät, das per Plug-and-Play-Kabelbaum an die Technik des AMG-Serienmodell angeschlossen wird.

Das Triebwerk des Brabus 800ers ist optisch die Sünde pur, denn wer die Haube des Schwaben mit seinem feurigen Ruhrgebiets-Herz öffnet, sieht nicht nur Karbonabdeckungen sowie einen roten Brabus-Dom, sondern auch ein kleines Fenster, das den Blick auf das Kraftwerk selbst freigibt. Doch wer will sich allein den Motor anschauen, wenn er auf dem Fahrerarbeitsplatz des Brabus 800 einmal den rechten Fuß ausstrecken kann? Bei normaler Fahrt ist vom Unterschied zwischen AMG E 63s und Brabus 800 wenig zu spüren, denn bereits das Affalterbacher Urmodell ist ein Krawallmacher, der gleichermaßen die langsame wie die lässige Fahrweise beherrscht. Über die Klappensteuerung kann der Fahrer sogar derart auf die Edelstahlauspuffanlage einwirken, um ihr im „Coming-Home-Modus“ den akustischen Schrecken für die Nachbarn zu nehmen. Die dürften sich jedoch noch genug erschrecken, wenn sie den Preis hören, den der Brabus 800 kostet. Mit entsprechenden Individualisierungen im Innern und einer Komplettausstattung sind rund 200.000 Euro fällig.

Auf der Autobahn ist es bereits auf der Beschleunigungsspur mit der Zurückhaltung aus der Wohnsiedlung vorbei, denn hier ist der Brabus 800 bereits im Normalmodus mehr als imposant. Bei 3.600 U/min gibt es durch den Leistungsplus von 188 PS auch einen stämmigen Drehmomentzuwachs von 100 Nm. Und mit 1.000 Nm maximalem Drehmoment geht es brachialer denn je zur Sache. Der bis zu 21 Zoll große Radsatz verzahnt sich mit dem Asphalt und nicht erst jetzt weiß der Fahrer, wieso die stärksten Limousinen mittlerweile allesamt mit einem serienmäßigen Allradantrieb unterwegs sind. Nur so lässt sich die gewaltige Leistung überhaupt artgerecht in Vortrieb umwandeln. Der Schub ist über den gesamten Drehzahlbereich brutal, der Vortrieb nicht erst mit einem Blick auf den Digitaltacho vehementer als man es gedacht hatte. Gefallen kann dabei nicht zuletzt die bissige Bremse und die nicht zu spitze Abstimmung der Lenkung. Vorne läuft der Brabus 800 dabei auf Reifen im Format 265/30 ZR 21, während das Gros der Power über die Hinterachse mit ihren 305/25 ZR 21 Reifen übertragen wird.

Durch die Räder mit ihrem niedrigeren Querschnitt gibt es eine sehr direkte Rückmeldung von der Fahrbahn, die durch das elektronisch um 20 Millimeter tiefer gelegte Sportfahrwerk noch unterstrichen wird. Der Restkomfort ist durch die Luftfederung jedoch zumindest für eine derart starke Sportlimousine allemal ausreichend. Wer mehr Komfort im Alltag will, kann auch auf 20-Zöller wechseln. In dem Format ist auch der 63er-AMG der S-Klasse unterwegs. Doch wenn schon, denn schon, denn der 21-Zoll-Radsatz des Brabus 800 ist eine echte Schau.

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Technische Daten: Brabus 800

Motor: V8 mit doppelter Turboaufladung

Hubraum: 3.982 ccm

Leistung: 588 kW / 800 PS

Max. Drehmoment: 1.000 bei 3.600 U/min

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 3,0 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h

Normverbrauch: 10,8 Liter / 245 g CO2

 

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