Fahrbericht Mercedes A‭ ‬220‭ ‬4MATIC Limousine

Familienzuwachs in der A-Klasse

Fahrbericht Mercedes A‭ ‬220‭ ‬4MATIC Limousine: Familienzuwachs in der A-Klasse
Erstellt am 25. September 2018

Mercedes fächert seine A-Klasse in der neuesten Generation weiter denn je auf.‭ ‬Ursprünglich sollte die neue Limousine nur die USA und China erobern,‭ ‬doch jetzt greift der brave Zwilling des kommenden CLA auch in Europa an.
Während andere Autohersteller alles auf die SUV-Karte setzen und das eigene Modellprogramm langsam ausmisten,‭ ‬geht Daimler einen anderen Weg.‭ ‬Gab es von der vergangenen Modellfamilie auf der Frontantriebsplattform fünf Sternen-Fahrzeuge,‭ ‬so wird das untere Ende des Mercedes-Programms sukzessive auf acht Versionen ausgeweitet.‭ ‬Nach der Mercedes A-Klasse und der vanartigen B-Klasse,‭ ‬die auf dem Pariser Salon im Oktober ihre Premiere feiert,‭ ‬kommt im Frühjahr‭ ‬2019‭ ‬auch die europäische A-Klasse Limousine V177 auf den Markt.‭ ‬Noch in diesem Jahr rollt diese auf den amerikanischen Kontinent,‭ ‬produziert im noch jungen Mexiko-Werk in Aguascalientes.‭ ‬Optisch ist sie bis zur hinteren Tür mit dem Schrägheckmodell identisch,‭ ‬doch statt des steil abfallenden Kompakthecks gibt es einen echten Kofferraum mit‭ ‬420‭ ‬Litern Volumen,‭ ‬der sich vom hängenden Hinterteil-Design der auslaufenden CLA-Generation glücklicherweise befreit hat.‭ ‬Wie schon beim direkten Konkurrenten Audi A3‭ ‬sieht die Stufenheckversion von der Seite ebenso wie von hinten für viele Sternenjünger stimmiger und besser aus als die Variante mit Schrägheck.‭

Von der‭ ‬4,61‭ ‬Meter langen Chinaversion unterscheidet sich die A-Klasse Limousine nicht nur durch den mexikanischen Produktionsstandort,‭ ‬sondern auch ein Längenminus von sechs Zentimetern beim Radstand.‭ ‬Dadurch geht es im Fond für die Beine recht eng zu und zumindest wenn in der ersten Reihe Erwachsene mit Gardemaß Platz genommen haben,‭ ‬können im Fond kaum mehr als Kinder sitzen.‭ ‬Sonst ist alles wie bei der bereits vorgestellten Mercedes A-Klasse mit Schrägheck.‭ ‬Nicht nur durch die Länge von‭ ‬4,55‭ ‬Metern knabbert die A-Klasse Limousine dabei von unten schmerzhaft an der jüngst nur blass überarbeiteten Mercedes C-Klasse.‭ ‬Im Gegensatz zu ihr gibt es zwar nennenswert weniger Platz,‭ ‬aber auch deutlich weniger Gewicht und mehr Modernität,‭ ‬die am meisten durch das neue Anzeige-‭ ‬und Bediensystem MB UX auffällt.‭ ‬Überhaupt lässt sich die neue A-Limousine für ein überaus erwachsenes Kompaktklassemodell so ausstatten,‭ ‬als wäre man in der Mittelklasse zuhause.‭ ‬Klimatisierte Sitze,‭ ‬vernetzte Navigation,‭ ‬sehr gute Sprachbedienung,‭ ‬Head-Up-Display,‭ ‬elektrisches Panoramadach und zahlreiche Sportoptionen dürften nicht nur die Konkurrenz aus Asien und Europa,‭ ‬sondern auch die benachbarte Mercedes C-Klasse unter Druck setzen,‭ ‬die abgesehen vom größeren Platzangebot nicht mehr bietet‭ – ‬im Gegenteil.‭

Bei den Motoren darf es in den USA gerne ein bis zwei Nummern größer sein und so bleiben die europäischen Basisversionen A‭ ‬180d mit schlappen‭ ‬86‭ ‬kW‭ ‬/‭ ‬116‭ ‬PS‭ ‬/‭ ‬260‭ ‬Nm sowie der A‭ ‬200‭ ‬mit‭ ‬120‭ ‬kW‭ ‬/‭ ‬163‭ ‬PS‭ ‬/‭ ‬250‭ ‬Nm außen vor.‭ ‬Zwischen Seattle,‭ ‬Houston und Boston geht es mit dem A‭ ‬220‭ ‬los,‭ ‬dem mit seinen‭ ‬140‭ ‬kW‭ ‬/‭ ‬190‭ ‬PS auch in Europa eine zentrale Bedeutung kommen dürfte.‭ ‬Er nimmt im US-Portfolio zukünftig jene Rolle ein,‭ ‬die einst dem CLA‭ ‬250‭ ‬zukam,‭ ‬der mit einem Einstandspreis von knapp unter‭ ‬30.000‭ ‬US-Dollar die günstigste Möglichkeit war,‭ ‬in Obama-Country einen Mercedes zu bewegen.‭ ‬Im Trump-Land kommt diese Rolle ab sofort dem Mercedes A‭ ‬220‭ ‬zu,‭ ‬der nicht nur im amerikanischen Snowbelt optional auch mit dem überaus beliebten Allradantrieb‭ ‬4matic zu bekommen ist.‭ ‬Gewohnt problemlos arbeitet das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe aus eigener Produktion.

Der aufgeladene Zweiliter-Benziner ist eine unspektakuläre,‭ ‬aber gute Wahl für den rund‭ ‬1,5‭ ‬Tonnen schweren Viertürer.‭ ‬Mit dem Turbomotor lässt sich der Mexikaner,‭ ‬dessen europäische Modelle aus dem Werk Rastatt stammen werden,‭ ‬flott und betont unaufgeregt bewegen.‭ ‬300‭ ‬Nm maximales Drehmoment sorgen bereits bei niedrigen Drehzahlen für einen munteren Durchzug,‭ ‬während sich der Normverbrauch von‭ ‬6,5‭ ‬Litern im erwarteten Rahmen bewegt.‭ ‬Störend präsentiert sich unter Last ab mittleren Drehzahlbereichen allein‭ ‬der Motorklang,‭ ‬den man vor Jahren allenfalls einer seelenlosen japanischen Mittelklasselimousine zugetraut hätte.‭ ‬Das ausgewachsene Klangsyndrom,‭ ‬das längst auch die Premiumkonkurrenz aus Ingolstadt oder München bei den Vierzylindern ereilt hat,‭ ‬hat auch Mercedes im Griff.

Besser schlägt sich die Abstimmung von Federn und Dämpfern bei der neuen A-Klasse Limousine‭; ‬vorausgesetzt,‭ ‬man hat sich für das rechte Fahrwerk und die entsprechende Rad-Reifen-Kombination entschieden.‭ ‬Kommod und unaufgeregt geht es beim A‭ ‬220‭ ‬4matic vonstatten,‭ ‬wenn man die optionalen‭ ‬19-Zöller allein dem Verkaufskatalog überlässt und sich nicht für Sportfahrwerk und die um‭ ‬15‭ ‬Millimeter tiefer gelegte Komfortversion entscheidet.‭ ‬Dann federt die günstigste US-Möglichkeit einen Mercedes zu fahren,‭ ‬allzu stößig und unkommod an,‭ ‬ohne dabei wirklich sportlich sein zu können.‭ ‬Lange Bodenwellen verarbeitet das Fahrwerk dagegen deutlich besser als Querfugen,‭ ‬deren Höhenunterschiede sich deutlich im Innenraum und dem Gebälk der Karosserie bemerkbar machen.‭ ‬Angenehm und präzise:‭ ‬die feine Servounterstützung der Lenkung,‭ ‬die einen bei entsprechender Sonderausstattung auch teilautonom durch den Alltagsverkehr leitet und einen nach wenigen Sekunden wieder dazu animiert,‭ ‬verantwortungsvoll das Lenkrad zu greifen.‭ ‬Wieso der adaptive Tempomat sich selbst auf Highways bei Kurven einbremst,‭ ‬die an sich keinen Grund für eine Geschwindigkeitsreduktion geben,‭ ‬bleibt ein Geheimnis der schwäbischen Sicherheitsphilosophie.‭

Der Basispreis für die Mercedes A-Klasse Limousine als‭ ‬163‭ ‬PS starker‭ ‬200er mit‭ ‬1,3‭ ‬Litern Hubraum liegt bei‭ ‬30.916‭ ‬Euro.‭ ‬Weniger als der A‭ ‬220,‭ ‬der in Deutschland ausschließlich als‭ ‬190‭ ‬PS starke Allradversion mit Doppelkupplungsgetriebe angeboten wird,‭ ‬sollte es jedoch nicht sein.‭ ‬Mit entsprechend sinnvoller Ausstattung inkl.‭ ‬Navigation,‭ ‬den beiden‭ ‬10,25-Zoll-Displays des MB UX,‭ ‬LED-Scheinwerfern,‭ ‬Sitzheizung,‭ ‬Fahrerassistenzpaket und Soundsystem drückt sich der Einstiegspreis von‭ ‬36.431‭ ‬Euro schnell deutlich über die‭ ‬40.000-Euro-Marke.‭

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