Wenn er demnächst auf unseren Straßen auftaucht, wird er wie der Vorgänger allein schon durch seine kolossale Größe die Blicke auf sich ziehen, der neue GLS, dessen Modellbezeichnung gemäß der aktuellen Nomenklatur ihn jetzt eindeutig als die S-Klasse unter den Mercedes-Benz SUVs ausweist.
Mit dem Facelift wich das vormals eher softe Design einer markanteren Linienführung, die der Formensprache der Mercedes-Benz-Modellpalette angepasst wurde. Besonders auffällig ist seine neue Front, die mit steiler, breiter Kühlermaske, großem Stern zwischen grob gerippten Doppel-Lamellen, Powerdoms in der Haube und mit kantig akzentuiertem Stoßfänger dem Large-Size-SUV einen markigen Auftritt verleiht, der sich mit dem optionalen AMG Line-Paket noch steigern lässt.
Nicht nur optisch bekam der GLS eine Frischzellenkur
Aber nicht nur das Design wurde aktualisiert, auch in Sachen Technik hat der GLS einige Neuerungen in petto, darunter das agile, jetzt serienmäßige 9G-TRONIC-Automatikgetriebe, die neueste AIRMATIC-Ausbaustufe mit weiterentwickelten Dämpfungssystem (ADS) und die erweiterten DYNAMIC SELECT-Fahrprogramme, bei denen je nach Modus die konfigurierten Parameter von Motor, Getriebe, Fahrwerk und Lenkung automatisch angepasst werden.
Summa summarum ist der großräumige, siebensitzige Luxusliner für alle Situationen und Bedürfnisse bestens ausgerüstet, sei es nun auf oder abseits der Straße, wobei sich die Stellung “Offroad“ des DYNAMIC SELECT-Controllers auf “leichtes Gelände“ bezieht. Für ernsthafte Geländeausflüge gibt´s optional das Offroad-Technik-Paket, darunter eine Geländeuntersetzung und Mittendifferenzialsperre.
Mit dem Luxus-SUV offroad - eine Option von sporadischem Nutzen
Doch hierzulande dürfte der GLS mangels Möglichkeiten wohl eher selten im Gelände bewegt werden, und wer fährt schon mit großformatigen, schicken Alu-Rädern freiwillig in schweres Terrain. Vielmehr dürfte seine 4x4-Alltagstauglichkeit, beispielsweise auf unbefestigten Nebenstraßen, im Winter oder in schneereichen Skigebieten, gefragt sein. Dabei stellt sich die Frage, wie fährt sich eigentlich dieser immerhin rund 2,5 Tonnen schwere Brocken auf Schnee und Eis?
Dies konnten wir im österreichischen Hochgurgl testen, wo sich die Tiroler Hochalpenstraße zum Timmelsjoch auf 2.474 Meter hinaufschlängelt. Doch zunächst ging es auf der ersten Etappe über Landstraßen vom Innsbrucker Flughafen aus in Richtung Skigebiet. Gefahren wurde im Wechsel zu zweit, als Testwagen pickten wir uns den GLS 500 4MATIC mit V8-Biturbo heraus, der satte 455 PS und 700 Nm Drehmoment liefert.
Komfortables Cruisen oder sportlich agiles Fahren - der GLS bietet beides
Am Steuer des GLS fühlt man sich auf Anhieb wohl. Dazu tragen die äußerst komfortablen Sitze, die üppigen Platzverhältnisse, das ergonomische Cockpit mit seinen optimal erreichbaren Bedienelementen und nicht zuletzt die hohe Sitzposition im GLS bei, die dem Fahrer einen großen Überblick verschafft.
Im COMFORT-Fahrmodus erweist sich der GLS als absoluter Leisetreter. Im Innern ist es angenehm ruhig, die AIRMATIC-Luftfederung sorgt effektiv für entspanntes Dahingleiten, und der V8-Biturbo läuft mit angenehm sonorem Sound im Hintergrund. Im Sport-Modus zeigt sich der GLS sofort agiler, Lenkung und Fahrwerk werden straffer und der Achtzylinder hängt jetzt gierig am Gas. Dabei schiebt der Koloss mächtig und zugleich derart geschmeidig vorwärts, dass erst der Blick auf die Tachonadel verrät, wie schnell wir bereits nach wenigen Sekunden unterwegs sind. Maßgeblich daran beteiligt ist das 9G-TRONIC-Automatikgetriebe, das mit seinen schnellen, und dabei ineinander fliesenden Schaltvorgängen eine grandiose Performance abliefert, die nachhaltig für Begeisterung sorgt.
Auf der vereisten Passstraße fährt sich der GLS "schon fast" normal
Am nächsten Morgen standen die Testfahrten auf der vereisten, schneebedeckten Passstraße am Timmelsjoch auf dem Plan, die für den öffentlichen Verkehr bereits gesperrt war. Zur Sicherheit wurde in Kolonne und eine Richtung gefahren, vorneweg der Wagen des Instruktors, der mit den Fahrzeugen per Funk verbunden war und die Tücken der Strecke aus dem Effeff kannte.
Im empfohlenen Glätte-Modus starten wir - diesmal im GLS 400 4MATIC mit V6-Biturbo und 333 PS - den ersten Durchgang mit gemäßigtem Tempo, um die Strecke zu beschnuppern. Es geht ohne Überraschungen zügig vorwärts und der schwere Brocken lässt sich auf der glatten Fahrbahn erstaunlich kontrolliert fahren. Mühelos zieht er die Serpentinen hoch, lenkt sich präzise und bewegt sich dorthin, wohin er soll. Auf schnelleren Streckenpassagen fahren wir wenig später mit 90 Stundenkilometer, alles fühlt sich normal an, obwohl wir auf einer dünnen Pulverschneedecke mit Eis darunter fahren.
Im Glätte-Modus hat die Fahrsicherheit absoluten Vorrang
Durch enge Spitzkehren zirkelt der GLS trotz Masse und langem Radstand äußerst willig und verhält sich beim Herausbeschleunigen aus der Kurve sehr zivil. Dafür sorgt im Glätte-Modus unter anderem die “entschärfte“ Gaspedal-Kennlinie, die über einen langen Pedalweg nur gemäßigt Leistung freigibt und somit das Beschleunigungstempo drosselt. Manch ambitionierter Fahrer mag hier den Eingriff der Elektronik als zu krass empfinden, aber wer auf winterlichen Straßen kein Risiko eingehen will, ist mit dem Glätte-Programm auf der sichereren Seite.
Der Koloss zeigt sich spontan von seiner agilen Seite
Wir wechseln mehrfach zwischen Glätte- und Sport-Modus, der natürlich deutlich mehr Spaß bereitet. Der Koloss ist sofort straffer, agiler und geht mit spontaner Gasannahme forsch vorwärts, bringt aber auch abrupt Eigendynamik ins Spiel, die schnellen Einsatz am Lenkrad erfordert, was wir angesichts der Felsenwände und tiefen Abhänge gar nicht weiter ausreizen wollen.
Auf dem Pass angelangt genießen wir kurz die tolle Aussicht, Fahrerwechsel, dann geht es mit größerem Sicherheitsabstand und moderatem Tempo bergab zur Mautstation. Frühzeitiges Bremsen ist jetzt angesagt, besonders bei den Spitzkehren, denn auf den steilen Gefällestrecken schiebt der GLS spürbar abwärts und allein die Vorstellung, mit dem 2,5-Tonner ins Rutschen zu geraten, reicht, um schon weit vor den Kurven gefühlvoll auf die Bremse zu gehen.
Feuerprobe: Vollbremsung bei voller Beschleunigung
Dafür können wir auf einem geraden Streckenabschnitt bergauf auch harte Bremsmanöver mit hoher Geschwindigkeit austesten. An einem Haltepunkt heißt es aus dem Stand permanent Vollgas geben und an einer zweiten Markierung die Beschleunigung per Vollbremsung abbrechen. Trotz dem Mix aus Eis und Schnee beschleunigt der GLS nach wenigen Metern rasant vorwärts und hält seine Spur bis zum Stillstand ohne bemerkenswertes Eingreifen - immerhin passieren wir den Bremspunkt mit rund 100 Stundenkilometer.
Zweifelsohne ist der siebensitzige GLS ein SUV im XL-Format, das mit herausragenden Eigenschaften punktet. Besonders seine sicheren, komfortablen und souveränen Fahreigenschaften machen den schweren Luxusliner zu einem SUV der Extraklasse, der selbst auf winterlichen Straßen eindrucksvoll überzeugen konnte. Wie er bei uns ankommt, wird sich zeigen. Eine Frage, die sich in den USA weniger stellt, wo er eher hinpasst, Parkhäuser nicht gleich zum Hindernisparcours werden, Benzinpreise kein Thema sind und große SUVs genauso zum Lifestyle gehören wie der obligatorische V8-Motor unter der Haube. Dort toppte sein Vorgänger, der GL, die Verkaufszahlen im Januar um fast vierzig Prozent im Vergleich zum Vorjahr - Zahlen, die schon jetzt für einen Erfolg des neuen GLS sprechen.
Text: Andreas Loleit / Fotos: Andreas Loleit, Daimler AG
Premiere: Der neue Mercedes-Benz GLS Der neue GLS - die S-Klasse unter den SUVs - ist da!
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar