First Flight: Mercedes-Benz SLS AMG – der Super-Sportwagen mit Flügeltüren

Mercedes Fahrbericht: Der SLS AMG füllt nicht nur die Tradition mit neuen Emotionen – er begeistert auch Auto-Fans weltweit!

First Flight: Mercedes-Benz SLS AMG – der Super-Sportwagen mit Flügeltüren: Mercedes Fahrbericht: Der SLS AMG füllt nicht nur die Tradition mit neuen Emotionen – er begeistert auch Auto-Fans weltweit!
Erstellt am 10. November 2009

Bereits auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt im September hatte ich die Gelegenheit, in dem neuen Supersportwagen von Mercedes-Benz – pardon AMG – Platz zu nehmen. Trotz meiner Größe von über 1,90 m passte mir der Flügeltürer wie angegossen – und das auch im übertragenen Sinne – endlich mal ein Auto mit Stern, das Autos mit springenden Pferdchen, vierfach beringten Premium-Volkswagen und zornigen Stieren Paroli bietet! Wie wäre es nur, diesen Wagen einmal zu fahren? Als Otto-Normalverbraucher hätte ich wohl keine Chance bei 170.000 Euro Einstiegspreis, oder....?

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! So auch in diesem Falle, an einem regnerischen Novembertag klingelte das Telefon. Am anderen Ende eine freundliche Dame aus der Mercedes-Benz Presseabteilung: "Guten Tag Herr Frankenstein, wir würden Ihre Redaktion gern einladen zur SLS AMG-Testfahrt!" Normalerweise notiert sich der Journalist dann den Termin und geht zur Tagesordnung über. Auto probefahren ist unser Job - also normal! In diesem Fall aber war es ganz anders. Herzrasen - Vorfreude - Konzentrationsschwäche - also alles das, was man sonst nur von Weihnachten kennt. Am Tag des Abflugs war ich mindestens eine Stunde zu früh am Flughafen. Oder zwei.

Der SLS AMG Testdrive rückt näher

Ein paar Stunden später sitze ich im Flugzeug auf dem Weg in die USA. Meinen Freunden hatte ich Bescheid gegeben - es ist wieder einer dieser Momente, an denen sie alle auch gern meinen Job machen wollen. Sonniges Kalifornien im Winter – was will man mehr, dazu noch die Möglichkeit, mit diesem atemberaubenden Wagen zu fahren, noch dazu auf einer der Traumstraßen Amerikas, dem Highway No.1 entlang der Pazifikküste...Aber wer kennt den Schmerz, die tollsten Autos fahren, aber nicht behalten zu dürfen?

Ich bin 27 Stunden auf den Beinen, bevor es wegen der Zeitverschiebung ins Bett geht – am nächsten Tag geht's früh raus. Aber dann wieder die SLS AMG-typischen Schlafstörungen. Wie wäre es mit Schäfchen zählen? Ich habe es dann mit Möwen - Gullwings - probiert: Tür auf - Tür zu, Tür auf - Tür zu! Frühstück um 6.00 h – kurz nach Sonnenaufgang. Um sieben hab ihn dann in der Hand: den Schlüssel zu "meinem" Mercedes-Benz SLS AMG.

Der Schlüssel ist allerdings eigentlich eine Fernbedienung. Ein Druck und kleine Griffe fahren aus den Türen heraus. Die Flügeltür zu öffnen, fällt dank der unterstützenden Gasdruckdämpfer leicht. Schnell die Kameratasche und den Trolley in den Kofferraum. Gut, dass ich meinen Koffer zu hause gelassen habe, das wäre vermutlich bei 180 Liter Stau-Volumen eng geworden. Aber sich sich auf eine Reise gut vorbereitet und die technischen Daten auswändig kennt, der hat auch den richtigen Trolley zum passenden Super-Sportwagen zur Hand…

Die Flügel sind garagen-tauglich - aber wer denkt jetzt schon an die heimatliche Garage?

Jetzt wird's ernst. Einsteigen! Die Flügeltür schwingt hoch bis auf eine Höhe von 1,60 m. Gerade so hoch, dass sich die Türen auch in einer Garage öffnen lassen! Und allemal hoch genug, um sich ohne Probleme hinter das lederbezogene Volant schwingen zu können. Naja, es ist eher ein Einfädeln. Die Sitzhöhe beträgt nur 37 cm. Du sitzt fast auf der Straße. Das fühlt sich gut an. Mehr Platz als im Dodge Viper, und auch bequemer einzusteigen. Aber kann der Stern die Schlange auch beim Klang schlagen?

Lesen Sie weiter...

...wie es ist, mit dem SLS AMG unterwegs zu sein! Nach dem Klick geht's auf der zweiten Seite weiter!


6,3-Liter sorgen für Gänsehaut-Garantie

Die lange Motorhaube vor mir scheint endlos. Das Warten auf das Wesentliche ist dagegen beendet. Auf Knopfdruck springt der 6,3-Liter V8-Motor an. Nein, das ist kein Anspringen, das ist ein Entzünden. Und Grollen. Die Klangkulisse ist 100 % Vau-Acht. Und sie ist zu 100 % AMG. Mich erinnert sie an den letzten AMG Testwagen, einem C63 AMG. Da wie hier garantiert ein beherzter Gasstoß Gänsehaut. Bei jedem Druck auf das Gaspedal scheinen sich die 571 Pferdchen des Frontmittelmotors auf die Hinterbeine zu stellen. Zeit, die Herde loszulassen….



Auch für Autojournalisten kein Alltag: Mercedes-Fans.de durfte den SLS AMG in Kalifornien testen

Doch vor dem Anrollen gilt es die aufgeschwungene Flügeltür zu schließen. Das ist vom Sitz aus völlig easy. Lassen wir es auf den ersten Metern erst mal langsam angehen, um den SLS AMG kennenzulernen. Die siebenstufige Automatik mit Schaltwippen am Lenkrad und kleinem Schaltknubbel auf der Konsole schaltet sanft. Das Fahrwerk ist angenehm straff und die Lenkung schön direkt! Ein paar Meilen später der erste Stoß auf’s Gas! Natürlich nicht ohne die Straße vor mir im Blick zu haben, das Tempolimit bremst uns – mich und den SLS AMG - ziemlich schnell. Die Beschleunigung gibt Mercedes-Benz mit 3,8 Sekunden auf 100 km/h – also rund 60 mph - an. Zuviel für die Radar-Guns der Highway Patrol. Doch schnell fahren sollten wir beide später noch dürfen.

In 0 auf 100 in 3,8 Sekunden

Dafür durfte ich erst einmal die Aussicht auf die Bay und das Silicon Valley genießen. Und natürlich auch den SLS AMG, der mich Meile für Meile mehr begeistert. Die Bedienung des ersten von AMG entwickelten Supersportwagens ist für Mercedes-Fans nicht Unbekanntes. Alles ist an seinem Platz, angefangen beim Lichtschalter im Armaturenbrett, über die Schalthebel am Lenkrad bis hin zur den Schaltern und Tasten der Klimaanlage. Auch das Infotainment-Center wird über den bekannten Controller bedient – man ist gleich mit dem Interieur vertraut – und fühlt sich fast schon zuhause.

Der SLS AMG fühlt sich überall wohl

Zuhause ist das Stichwort. Ein Supersportwagen wie der SLS AMG fühlt sich sicherlich auf vielen Straßen zuhause und es macht aufgrund des tollen Handlings jede Menge Spaß, das Mercedes Coupé über kurvenreiche Straßen zu jagen, auf einer Rennstrecke kann der AMG Bolide jedoch zeigen, was wirklich in ihm steckt. Laguna Seca ist das Ziel der ersten Route. Die Rennstrecke ist mitten in den Hügeln zwischen Carmel und Monterey gelegen, und ist keinesfalls ein Oval sondern ein anspruchsvoller Rundkurs mit einigen netten Schikanen.

Auf dem Interstate dorthin gibt es die ersten neugierigen Blicke, „Thumbs Up“, lautes Hupen und Menschen, die wie Garfields in den Scheiben kleben. Bei einem kurzen Stopp an einer Tankstelle – nicht zum Tanken, der SLS braucht gerade einmal 13,2 Liter auf 100 km (kombiniert), sondern zur Kaffee- und Mountain Dew-Aufnahme sprechen mich zwei Jungs aus einem Dodge Van an, die mir schon auf dem Highway zugewunken haben und sich nun vorsichtig mir und dem Wagen, in den sie sich anscheinend auf Anhieb verliebt haben, nähern. Die technischen Daten - die "specs" habe ich locker drauf: Beschleunigung 3.8 Seconds, Top Speed 200 mph (317 km/h), Horsepower 571 PS und auch den Preis. Zumindest den deutschen Ladenpreis von 177.000 Euro. Nicht gerade wenig Geld, aber im Vergleich zu den potenziellen Mitbewerber fast schon ein - wie sagen die Amis hier - "bargain". Ein Schnäppchen.

Welcome to Laguna Seca

Ich erreiche den legendären Laguna Seca Raceway. In zwei Gruppen, bestehend aus zwei SLS AMG und einem SLS AMG Pace Car, fahren wir zwei alles andere als langsame Einführungsrunden und lernen, die Kurven zu nehmen, den optimalen Bremspunkt zu finden – immer dem SLS AMG Pace Car folgend. Der Flügeltürer lässt sich äußerst präzise steuern, gibt mir als Fahrer in der Lenkung bestens Feedback. Dank der gut zu dosierenden Bremsanlage mit Keramikbremsscheiben, der Gewichtsverteilung von 47 zu 53 Prozent (vorne / hinten) und den an Bord befindlichen Assistenzsystemen wie ESP komme ich gut durch die Kurven, Pace Car Pilot und DTM Rennfahrer für Mercedes Bernd Schneider hatte statt ESP allerdings sein Popometer an. Die meisten Kurven scheinen harmlos, sind es aber nicht wirklich, eine Kombination aus einer Links- und Rechtskurve hat es besonders in sich.

Diese beiden Kurven bilden mit einem starken Gefälle eine Art Korkenzieher, bei dem man die zweite Kurve nicht wirklich einsehen kann. Nach den beiden Testrunden geht’s richtig los. Der vorausfahrende Bernd Schneider tritt richtig drauf……und ich hab Mühe zu folgen. Aus Sicherheitsgründen trag ich einen Helm, fahre im ESP+ Modus und komme mächtig ins Schwitzen, schließlich will ich an dem Pace Car dranbleiben, den Flügeltürer aber keinesfalls abseits der Strecke parken. Runde für Runde geb ich mehr Gas, entweder wird mir die Strecke vertrauter oder ich mutiger - oder beides.

Private Race

Die 2,24 Meilen (3,58 km) sind jedenfalls nun schon zum vierten Mal umrundet und die Flagge signalisiert: Letzte Runde – schade! Nach einem kurzen Lunch sollte es auf einer weiteren von Mercedes-Benz ausgesuchten Route weitergehen. Da bekomm ich die einmalige Gelegenheit, noch eigene Fahraufnahmen auf der Strecke machen zu können. Das heißt wir - ich am Steuer des SLS AMG und der Fotograf in einem SUV vor mir - dürfen noch mal auf den Circuit – cool! Nach einer dreiviertel Runde sind die Bilder im Kasten und ich hab den Rest von Laguna Seca für mich ganz allein! Der Rest sind vielleicht drei Kurven, aber das Privileg koste ich voll aus und drifte mit dem Rennwagen mit Straßenzulassung über den Asphalt, schließlich will ja mal ausprobieren, wo laut Daimler-Boss Dr. Dieter Zetsche in punkto Supersportwagen „der Hammer hängt“.

Kontrolliert dreht sich das Heck nach außen und kommt ohne Probleme nach der Kurve wieder in die Spur. Beindruckend, was die Jungs aus dem „schwäbischen Maranello“ Affalterbach, da auf die Räder gestellt haben. AMG-Chef Volker Mohrhinweg und sein Team dürfen Stolz sein, und so ist es kein Wunder, dass der gelernte Maschinenschlosser und Dipl-Ing. während unseres Gespräches immer wieder selbst Schmunzeln muss. Der SLS AMG tut hier allen gut!

Weiter geht's...

...auf Seite 3! Hier Klicken zum Weiterlesen!


Der SLS als Kommunikationsmittel

Beeindruckend nicht nur für uns, wie auf unserer zweiten Tour feststellen sollten. Diese ging auf der US-1 entlang der Pazifikküste Richtung Süden nach Big Sur. Die Strecke ist einmalig schön und natürlich haben wir mal hier und da für einen Fotostopp mit und ohne SLS AMG gehalten – und sind eigentlich immer angesprochen worden. Zweifelsohne war der Flügeltürer das kommunikativste Auto, das ich gefahren habe. So kommunikativ, dass wir in der vorgegebenen Zeit unser Etappenziel nicht erreichen konnten und wir kurz hinter der Bixby Bridge umdrehen mussten.

Die Geschichten reichen von zwei Studenten aus Deutschland, die in seit einem halben Jahr in San Diego studieren. Die beiden Mercedes-Fans kannten den SLS AMG aus dem Fernsehen und machten extra einen U-Turn. Zwei Motorrad-Fahrer, die auf dem Weg von Alaska nach Feuerland waren, sprachen uns ebenfalls auf Englisch an, warum wir denn Bilder von Auto machen und nicht von der Coastview!? Die Kennzeichen auf den Bikes outeten die beiden ebenfalls als Deutsche – witzig! Alle waren begeistert von dem atemberaubenden Flügeltürer, doch die beste Geschichte hatte ein älterer Herr auf Lager: Er hatte in den Sechziger Jahren einen echten Flügeltürer SL gefahren, war nun in einem Aston Martin unterwegs und wollte sofort mit mir das Auto tauschen. Doch das ging natürlich nicht, aber sicherlich hat nun der Mercedes-Benz Dealer „Autobahn Motors“ in San Francisco einen neuen, alten Kunden.

Die Zeit im Flügeltürer verging wie im Flug

Ich musste den SLS AMG leider wieder zurückbringen zum Raceway. Nach einer kurzen Nacht sollte es schon am nächsten Tag für mich zurück nach Deutschland gehen – ohne SLS AMG und ohne Sonnenschein, dafür aber mit einem Grinsen im Gesicht und der Gewissheit, eine einmalige Chance bekommen zu haben. Außer natürlich, Daimler stellt uns den SLS AMG einmal als Testwagen vor die Haustür – ich würde nicht nein sagen! Die Kollegen vermutlich aber auch nicht - leider!



Sie wollen die harten Fakten zum SLS? Dann klicken Sie hier!



Mehr Bilder vom SLS? Hier gibt es sie!



Text: Thomas Frankenstein

Fotos: Thomas Frankenstein, Walter Tillmann, Mercedes-Benz

Mercedes-Benz SLS AMG

Motor: V8, 4 Ventile pro Zylinder, 6208 cm³, Bohrung x Hub 102,2 x 94,6 mm

Leistung 571 PS bei 6800/min

max. Drehmoment 650 Nmbei 4750/min

Verdichtungsverhältnis 11,3 : 1

GemischaufbereitungMikroprozessorgesteuerte Benzineinspritzung, HFM



Kraftübertragung

Getriebe AMG SPEEDSHIFT DCT 7-Gang-Sportgetriebe

Übersetzungen

Achsantrieb 3,67

1. Gang 3,40

2. Gang 2,19

3. Gang 1,63

4. Gang 1,29

5. Gang 1,03

6. Gang 0,84

7. Gang 0,72

Rückwärtsg. 2,79



Fahrwerk

Vorderachse: Aluminium-Doppelquerlenkerachse, Bremsmoment-abstützung, Schraubenfedern, Gasdruckstoßdämpfer, Stabilisator

Hinterachse: Aluminium-Doppelquerlenkerachse, Anfahr- und Bremsmo-ment-abstützung, Schraubenfedern, Gasdruckstoßdämpfer, Stabilisator

Bremsanlage: Verbundscheibenbremsen vorn innen belüftet und perforiert, Scheibenbremsen hinten innen belüftet und perforiert, elektrische Feststellbremse hinten, ABS, Brems-Assistent, 3-Stufen-ESP®

Lenkung: Zahnstangen-Servolenkung mit Parameterfunktion, Lenkungsstoßdämpfer

Felgen: 9,5 J x 19 (v) & 11 J x 20 (h)

Reifen: 265/35 R 19 (v) & 295/30 R 20 (h)

Maße und Gewichte

Radstand: 2680 mm

Spurweite vorn/hinten: 1682/1653 mm

Länge: 4638 mm

Breite: 1939 mm

Höhe: 1262 mm

Wendekreis: 11,9 m

Kofferraumvolumen: 176 l

Gewicht fahrfertig nach DIN: 1620 kg

Zuladung (Basis fahrf. nach EG): 240 kg

Zulässiges Gesamtgewicht: 1935 kg

Tankinhalt/davon Reserve: 85/14 l

Fahrleistungen und Kraftstoffverbrauch

Beschleunigung 0-100 km/h: 3,8 s

Höchstgeschwindigkeit 317 km/h (elektronisch begrenzt)

Preis: 177.310 €

89 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Benz SLS AMG – der Super-Sportwagen mit Flügeltüren: Bilder öffnen sich durch zweimaliges Anklicken bis auf Bildschirmgröße Ausgezeichneter Traum: Der SLS AMG füllt nicht nur die Tradition mit neuen Emotionen – er begeistert jung und alt weltweit! #01 #02

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community