Es ist schon dunkel, als wir mit unserem CLS Shooting Brake das Fahrerlager erreichen. Irgendwo hier bei Olszyna in Polen treffen sich Offroad-Begeisterte, um das 24h-Rennen der German Offroad Masters auszufahren. Zusammen mit dem Team Spielvogel dürfen wir hier in den nächsten zwei Tagen beim Offroad-Festival mit an den Start gehen.
Im 230 GE starten wir in das 24h-Rennen
Standesgemäß natürlich mit einem Mercedes. Um genauer zu sein, mit einer G-Klasse. Der 1986er Mercedes 230 GE wurde 2004 für den Rallye-Rennsport umgebaut. Er erhielt einen von MKB modifizierten 4-Zylinder Motor mit 2,9 Liter Hubraum und 200 PS, ein 5-Gang Getriebe aus einem Mercedes 190E 2.5 EVO II sowie einen leichteren Antriebsstrang. Durch GFK-Teile und das Entfernen überflüssiger Bauteile wurde das Gewicht auf 1.660 kg reduziert. Ein echtes Biest wenn es um Schlamm, Felsen, Sand und co geht.
Staubiges Abenteuer - Es geht auf die Piste
Nach kurzem Training und erfolgreichem Qualifying starteten wir am Freitag Abend mit zahlreichen anderen Teams in das Rennen. Aufgeteilt auf zwei Fahrer-Teams, die sich bei den 24 Stunden abwechseln, geht es auf die Piste. Die hohen Temperaturen und die trockene Luft machen das Rennen zu einem staubigen Abenteuer. Die Strecke in Olszyna (PL) ist aufgeteilt in ein Feldstück, Wald- und Sandwege – natürlich mit Schlaglöchern, Rillen, Höhen und Tiefen. Alles was das Gelände-Herz begehrt. Überholmöglichkeiten gibt es nur ganz wenige…
Meine Aufgabe war es, auf dem Beifahrersitz für gute Stimmung zu sorgen, die Fahrerin wach zu halten, Kurven anzusagen und mit den Teamkollegen in der Box zu kommunizieren. Eines weiß ich nun: Wer bei den German Offroad Masters versucht mit den Mechanikern whärend des Rennens WhatsApp-Nachrichten über den Wagenstatus zu schreiben, der braucht einen standhaften Magen ;-)
"Hat mal jemand eine Spurstange?"
Nach sechs Stunden dann der erste Rückschlag: Beim „Rausbeschleunigen“ aus einer Kurve, driftete unser G auf steinigem Untergrund etwas zu weit nach außen und „tuschierte“ einen Baum. Die Folge war eine verbogene Spurstange. Aufgeben kam für uns aber nicht in Frage. Nach einer kurzen Nachtschicht konnten wir die Spurstange wechseln und uns zurück auf die Piste begeben. Die Spurstange wurde uns von einem gegnerischen Team zur Verfügung gestellt. Das Team um Jan Holtz, welches ebenfalls mit einer G-Klasse (G500) um den Sieg kämpfte, ließ sich nicht lumpen und versorgte uns kurzerhand mit den nötigen Ersatzteilen. Klasse Aktion und eine tolle Geste!
Trotz Überschlag in Richtung Treppchen?
Dann nach 16 Stunden ein echter Schreckmoment: In einer engen Kurve kippte der G auf die Seite. Zwar konnte die G-Klasse auf der Piste mit vereinten Kräften wieder auf die Beine gestellt werden, aber die Fahrt in die Box blieb uns nicht erspart. „Das sieht nicht gut aus. Ob wir damit noch weiterfahren können?“ Danach sah es zunächst nicht aus. Die Karosserie um die Dachkante und die Hinterachse waren stark in Mitleidenschaft gezogen. Aber der Ehrgeiz und die Chance auf einen Platz auf dem Treppchen ließen uns hoffen. Zwei Stunden und ein paar „Hammerschläge“ später rollte der G wieder zurück auf die Rennstrecke. Sensationell! Nach einem umkämpften Rennen mit jeglichen Höhen und Tiefen überquerte unser 1986er Mercedes 230 GE als zweiter in seiner Klasse die Ziellinie. Ein toller Erfolg! Erster wurde der G500 vom Team Jan Holtz.
2. Platz in seiner Klasse - Der G triumphiert!
Beim 24 Stunden-Rennen der German Offroad Masters steht neben dem Erfolg vor allem das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund. Gewinnen ist fast schon zweitrangig. Wichtiger ist es, sich beim schrauben, reparieren und auf der Rennstrecke zu helfen und zu unterstützen. Fehlt ein Ersatzteil hilft ein anderes Team, liegt ein Auto auf dem Dach, hilft ein anderes Team. Geschlafen haben wir während des 24h-Rennens jedenfalls kaum. Das Adrenalin hält einen wach – vor allem wenn man zum ersten Mal dabei ist.
Völlig übermüdet, mit Muskelkater am ganzen Körper und Staub in der Lunge begeben wir uns nach drei Tagen auf den Rückweg. Was für ein Erlebnis. So etwas muss man einfach mal erlebt haben...
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