Von l. nach r.: Dr. Dieter Zetsche, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Dr. Thomas Weber
Im Beisein des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg , Winfried Kretschmann, sind gestern die neuen Klima-Windkanäle der Daimler AG am Standort Sindelfingen eingeweiht worden. Mit der 230 Millionen Euro teuren Anlage besitzt der Premium-Autobauer Nummer 1 ein Instrument, um seine Fahrzeugentwicklung weiter zu optimieren und die aufwändige Straßenerprobungen drastisch zu reduzieren. Mit der neuen High-Tech-Anlage, die laut Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche auch ein klares Bekenntnis zum Standort Baden- Württemberg darstellt, können die Fahrzeugentwickler sämtliche klimatischen Bedingungen zwischen minus 40 und plus 60 Grad Celsius auf Knopfdruck herstellen. Fortan kann in einer Halle in Sindelfingen das gesamte Wetter dieser Welt in Sindelfingen realistisch simuliert werden.
Video: So macht Daimler Wetter auf Knopfdruck!
In Sindelfingen gibt's ab sofort immer das richtige Wetter auf Knopfdruck
Es ist noch nicht allzu lange her, da galt das Wettermachen noch als Hexenwerk! Doch was einmal weitverbreiteter Aberglaube war, dass Menschen in der Lage wären, es nach ihrem Wunsch hageln, schneien oder regnen zu lassen, ist in Sindelfingen Wirklichkeit geworden. Es klingt nach wie vor nach Zauberei und die neuen Möglichkeiten der Anlage sind geradezu märchenhaft wenngleich Frau Holle es nur schneien lassen konnte. Es ist keine Hexenkunst, sondern mit einer Investitionssumme von 230 Millionen teure Spitzen-Hightech, derer sich die Daimler AG mit den beiden neuen Klima-Windkanälen bedient. Auf Knopfdruck wird jetzt in Sindelfingen das Wetter nach Wunsch gemacht.
Dr. Zetsche: "Mit einer Investitonssumme von 230 Millionen Euro sind die Klima-Windkanäle ein klares Bekenntnis der Daimler AG zum Standort Baden-Württemberg."
Galt das "Wettermachen" einstmals als unheilvoll, wird es in Sindelfingen segensreich wirken. Vorbei die Zeiten als ganze Flugzeugladungen mit Ingenieuren, Ausrüstung, Testwagen und Messgeräten für Wochen ins glutheiße Death Valley oder in den eiskalten Norden transportiert werden mussten - nur um dort womöglich festzustellen, dass die Laune des Wetters den Entwicklungsplanern dann doch einen Strich durch die Rechnung machte. Dann waren Mühe und Aufwand umsonst.
Bild oben links: In diesem Gebäude befinden sich die neuen Klima-Windkanäle
Mit den neuen Klima-Windkanälen macht sich die Daimler AG unabhängig von Zeit und Ort. Und von den Wetterkapriolen. Jetzt hat man immer das Wetter, das man gerade braucht in Sindelfingen parat. Das Weltklima ist zu einer Inhouse-Veranstaltung geworden! Temperaturen von minus 40 bis plus 60 Grad Celsius, Orkane mit Windgeschwindigkeiten bis 265 km/h, tropische Regengüsse und heftige Schneestürme gehören in Sindelfingen zum ständig verfügbaren Repertoire der Versuchsingenieure. Die neuen Klima-Windkanäle erlauben es den Ingenieuren, neu entwickelte Fahrzeuge oder Komponenten bereits frühzeitig für alle Wetterbedingungen zu optimieren.
Bild oben rechts: Daimlervorstand Dr. Thomas Weber erläutert die Möglichkeiten der neuen Anlage
Optimale Testmöglichkeiten für optimale Autos
"Wofür man früher eine Testdauer von 14 Tagen benötigte, ist jetzt in 14 Stunde abgearbeitet", freut sich Ulrich Mellinghoff, Leiter der Mercedes-Sicherheitsentwicklung: "Wir ersetzen durch die neuen Klima-Windkanäle nicht die Straßenerprobung, können sie aber deutlich reduzieren und wir gehen viel besser vorbereitet hinein. Wir sparen im Vorfeld langwierige Versuche auf der Straße und der Reifegrad unserer Prototypen ist trotzdem höher. Das bedeutet: Wir erreichen schneller unsere anspruchsvollen Ziele.
Realistische Fahrversuche bei allen Wetterbedingungen
Tatsächlich ist der Leistungsumfang der neuen Kanäle enorm. Sie simulieren nahezu alle Umwelteinflüsse für die unterschiedlichsten Fahrzustände. Fahrten mit Teillast oder unter hoher Last sind möglich, mit Höchstgeschwindigkeit oder im Bummeltempo eines Staus, bergauf oder bergab, um den Bremsen Höchstleistung abzuverlangen. Dabei sind die Witterungseinflüsse nahezu beliebig wählbar. Extreme Hitze und Kälte, trockene Wüstenluft und feuchtes Dschungelklima, Nieselregen und Gewitterguss, Graupelschauer und Schneesturm, bedeckter Himmel
oder volle Sonneneinstrahlung den Versuchsingenieuren steht ständig ein großes Wetter-Repertoire zur Verfügung.
Arktische Kälte und Schneestürme im Kaltkanal
Die Temperaturbandbreite im Kaltkanal reicht von minus 40 Grad bis plus 40 Grad Celsius und deckt damit normales Wettergeschehen großzügig ab.
Bei Plusgraden lassen sich hier Regenfälle mit bis zu 80 Litern stündlich pro Quadratmeter erzeugen. Bei Minusgraden stellen selbst schlimmste Schneestürme kein Problem dar, bei denen die Flocken mit 200 km/h auf die Versuchsfahrzeuge einprasseln.
Sonnensimulation mit Wüstenhitze im Warmkanal
Im Warmkanal können Temperaturen zwischen minus 10 und plus 60 Grad Celsius erzeugt werden. Zusätzlich ist eine Sonnensimulation installiert. Ein weiteres Entwicklungsinstrument des neuen Warmkanals ist die beheizte Fahrbahn. Diese sogenannte Hot Road lässt sich stufenlos von 50 bis 70 Grad einstellen. Sie dient dazu, die Hitze einer sommerlichen Straße zu simulieren, um für Messungen auch in diesem Fall möglichst naturnahe Bedingungen zu schaffen.
Zu den beiden Klima-Windkanälen gehören sechs Konditionskammern zur Vorbereitung der Prototypen auf die Versuche. Hier werden die Fahrzeuge zum Beispiel vorgekühlt, ehe sie ein neu entwickeltes, ausgeklügeltes Transportsystem in weniger als zehn Minuten in die großen Klima-Windkanäle bringt. Dort können sie während Dauerversuchen sogar mit vorkonditioniertem Kraftstoff aufgetankt werden.
Neue Klima-Windkanäle und das politische Tauwetter
Am Tag der Einweihung der Klima-Windkanäle war die neue Anlage offensichtlich auf heiter bis freundlich eingestellt. Dass der neue, "grüne" Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Einweihung der neuen Anlage bei der Daimler AG zu Gast war, sorgte aufgrund vermeintlich getätigter autofeindlicher Äußerungen des neuen Landesvaters für großes Medieninteresse. Wer nun infolgedessen den Ausbruch einer neue Eiszeit zwischen Landesregierung und dem wichtigen Wirtschaftsfaktor Automobilindustrie vorhergesagt hatte, der sah sich bei der Einweihungszeremonie für die Klima-Windkanäle eines besseren belehrt. Das Aufeinandertreffen des Ministerpräsidenten und des Daimler Chefs hatte nicht im entferntesten etwas mit einer Begegnung von Mr. Frost und Mr. Freeze gemein. Lag es an den neuen Klima-Windkanälen, dass über den Köpfen der beiden vermeintlichen Kontrahenten keine Gewitterwolken auszumachen waren?
Keine klimatischen Störungen zwischen Politik und Daimler
Zur Überraschung der meisten Anwesenden fand der Ministerpräsident über die Maßen lobende und würdigende Worte für das Engagement der Daimler AG umweltfreundlichere und effizientere Automobile zu bauen. Man könnte fast sagen: Ministerpräsident Kretschmann (Bild links) sorgte für gut Wetter. In der Tat hellte der ideologiefreie Vortrag, in dem der Ministerpräsident die Daimler AG ermunterte, den Weg der umweltfreundlichen Ausgestaltung der Zukunft des Automobils weiter zu begehen, die Mienen der meisten Anwesenden auf. Falls der neue Landesvater jemals auf Konfrontation gesetzt haben sollte, so lautet nun die Suche nach Gemeinsamkeiten sein Credo. Und das dürfte sowohl für das Land, für die Wirtschaft, für die Arbeitnehmer als auch für grüne Umweltziele die bessere Parole sein.
Um nämlich den Wirtschaftsstandort Baden Württemberg und die Ziele für umweltfreundliche Mobilität nachhaltig voranzubringen, gibt es derzeit keine bessere Adresse als die Daimler AG. Keines der weltweit führenden Automobilunternehmen forscht und investiert mehr in Sachen effizientere Automobile. Die Formel Grün steht bei der Daimler AG ganz oben auf der Tagesordnung. Das zeigt sich zum einen bei dem fortgesetzt intensiven Bemühen den Schadstoffausstoß bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor signifikant zu reduzieren. Zum anderen ist die Daimler AG unter den Volumenherstellern dieser Welt das wohl führende Unternehmen für alternative Antriebs- und Mobilitätskonzepte in der gesamten Breite der Produktpalette. Die zur Serienreife entwickelte Brennstoffzelle, die E-CELL-Ausführungen vom Kleinstwagen über den Transporter bis hin zum Supersportwagen sowie das weltweit erfolgreiche Carsharing-Modell car2go sind hier die Stichworte.
Keine Frage: Bei der Daimler AG wird mit großem Einsatz an Gehirnschmalz und beachtlichem finanziellen Aufwand an einer schadstoffarmen bis lokal gänzlich emissionsfreien Zukunft des Automobils gebaut. Dessen war sich bei der Einweihung der neuen Klima-Windkanäle auch Ministerpräsident Kretschmann bewusst. Wer Augen zum Sehen und Ohren zum Hören hatte, der merkte: Hier steht keiner, der sich in der Höhle des Löwen angekommen wähnt.
Daimler entwickelt und baut die Zukunft nachhaltiger Mobilität
Wörtlich sagte Ministerpräsident Kretschmann denn auch in seiner gestrigen Ansprache: "Sindelfingen ist Ideenschmiede und Kompetenzzentrum für alternative Antriebe - hier wird am Automobil des 21. Jahrhunderts geforscht, getüftelt und gebaut. Und weiter: Die Grünen bauen keine Autos. Aber wir arbeiten an grünen Rahmenbedingungen. Weil ich Realist bin, plädiere ich für eine Technologieoffenheit. Ich gehöre übrigens nicht zu denjenigen, welche alles auf die Karte E-Mobilität setzen. Der Verbrennungsmotor wird noch lange als primäre Antriebsquelle für Automobile erhalten bleiben da darf man sich nichts vormachen. Das Einsparpotential bei Verbrennungsmotoren zu heben, das ist einer der ganz großen große Herausforderungen der kommenden Jahre. Mir ist klar, dass man hier als Unternehmen einen langen Atem braucht und dass dies nicht allein Sache der Wirtschaft sei kann. Deshalb biete ich Ihnen ausdrücklich einen engen Schulterschluss von Wirtschaft, Wissenschaft , Politik und öffentlicher Verwaltung an. Lassen Sie uns gemeinsam Strategien entwickeln, um Baden-Württemberg als Musterland innovativer und nachhaltiger Mobilität voranzubringen." Wenn dies die Wünsche des Ministerpräsidenten Kretschmann für das Land Baden-Württemberg sind, dann steht er mit seinen Anliegen bei der Daimler AG sicherlichh in der offenen Tür.
Text: Mathias Ebeling
Fotos: Mathias Ebeling/Daimler AG
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