Mercedes Rückspiegel: Am 24. Juni 2011 wäre der Rennfahrer Juan Manuel Fangio 100 Jahre alt gewor­den

Der fünffache F1-Weltmeister war Chef­pi­lot des Mer­ce­des-Benz Teams in den Jah­ren 1954 und 1955

Mercedes Rückspiegel: Am 24. Juni 2011 wäre der Rennfahrer Juan Manuel Fangio 100 Jahre alt gewor­den : Der fünffache F1-Weltmeister war Chef­pi­lot des Mer­ce­des-Benz Teams in den Jah­ren 1954 und 1955
Erstellt am 7. Juni 2011

Großer Preis von Buenos Aires, formelfreies Rennen in Buenos Aires am 30. Januar 1955. Der spätere Sieger Juan Manuel Fangio (Startnummer 2) am Steuer auf Mercedes-Benz 300 SLR (W 196 S) mit einem Motor, der auf dem Formel-1-Typ W 196 basiert.



Der Renn­fah­rer Juan Manuel Fan­gio ist in den Motor­sport-Jah­ren 1954 und 1955 die Leit­fi­gur von Mer­ce­des-Benz im Wett­be­werb um den Meis­ter­ti­tel der Formel 1. Mit dem Renn­wa­gen W 196 R geht Fan­gio dabei fast eine Sym­bi­ose ein: „Es ist der per­fekte Wagen. Das Gerät, von dem jeder Fah­rer sein Leben lang träumt“, sagt er über den Sil­ber­pfeil. Ins­ge­samt erringt Fan­gio fünf For­mel-1-Welt­meis­ter­ti­tel auf Fahr­zeu­gen von vier Mar­ken. Seine Bezie­hung zu Mer­ce­des-Benz hat dabei eine beson­dere Qua­li­tät. Denn schon seit 1951 ist er Händ­ler für die Stutt­gar­ter Marke in Argen­ti­ni­en. Und nach sei­nem Kar­ri­e­re­ende wird er 1974 Prä­si­dent der Mer­ce­des-Benz Argentina S.A. Er stirbt am 17. Juli 1995 in Bue­nos Aires.

Der Große Preis von Frank­reich am 4. Juli 1954 ist das erste Ren­nen, in dem Mer­ce­des-Benz mit den neuen Sil­ber­pfei­len der Bau­reihe W 196 R antritt. Der Renn­sieger in Reims heißt Juan Manuel Fan­gio, Welt­meis­ter von 1951, Vize­welt­meis­ter von 1950 und 1953. Zu die­sem Zeit­punkt ist der Argen­ti­nier bereits 43 Jahre alt und damit älter als viele andere Fah­rer im Feld. Dazu kommt, dass er in der Sai­son 1952 einen schwe­ren Unfall über­stan­den hat. Doch der Sieg Fangios für Mer­ce­des‑Benz im W 196 R ist kein gran­di­o­ser Schluss­strich unter eine Kar­ri­e­re, son­dern viel­mehr der Beginn einer außer­ge­wöhn­li­chen Erfolgs­ge­schich­te: Bei ins­ge­samt 19 Wett­be­wer­ben der Formel 1 und des Tou­ren­wa­gen-Sports geht Fan­gio 1954 und 1955 für die Stutt­gar­ter Marke an den Start. Zehn die­ser Ren­nen gewinnt er, bei wei­te­ren erzielt er gute Plat­zie­run­gen.

24. Juni 1911: Juan Manuel Fangio wird geboren

Fan­gio wird am 24. Juni 1911 im argen­ti­ni­schen Land­städt­chen Balcarce als Kind ita­lie­ni­scher Ein­wan­de­rer gebo­ren. Da scheint die Kar­ri­ere als fünf­fa­cher Welt­meis­ter der Formel 1 weit ent­fernt. Doch der Jun­ge, der eine Aus­bil­dung zum Mecha­ni­ker macht, pro­fi­tiert von der Begeis­te­rung sei­ner Lands­leute für den Renn­sport. Früh kommt er mit der loka­len Renn­fah­rer-Szene in Kon­takt, macht eigene Erfah­run­gen am Steuer und lernt, Fahr­zeuge für Renn­ein­sätze umzu­bau­en. 1932 grün­det er eine eigene Auto­mo­bil­werk­statt, sein ers­tes Ren­nen fährt Fan­gio vier Jahre spä­ter mit einem umge­bau­ten Ford-Ta­xi.

1951 fährt Fangio erstmals für Mercedes-Benz

Großer Preis von Argentinien in Buenos Aires, 16. Januar 1955. Sieger Juan Manuel Fangio im Mercedes-Benz Rennwagen W 196 R. Als einziger Spitzenfahrer stand Fangio dieses Rennen ohne Ablösung durch und gewann überlegen.



Nach dem Zwei­ten Welt­krieg schafft Fan­gio den Sprung von umge­bau­ten Serien-Pkw auf rein­ras­sige Renn­wa­gen und ins inter­na­ti­o­nale Renn­ge­sche­hen. Er wird 1950 Vize-Welt­meis­ter auf Alfa Romeo und gewinnt für die ita­lie­ni­sche Marke 1951 seine erste Welt­meis­ter­schaft. 1951 ent­steht aber auch Fangios enge Bin­dung an Mer­ce­des-Benz, als er in Bue­nos Aires eine Nie­der­las­sung der Stutt­gar­ter Marke eröff­net. Und im Feb­ruar 1951 sitzt er zudem erst­mals am Steuer eines Sil­ber­pfeils: Mer­ce­des-Benz ist mit drei über­ar­bei­te­ten Vor­kriegs-Renn­wa­gen des Typs W 154 zu einem Gast­spiel nach Argen­ti­nien gekom­men. Fan­gio star­tet neben Karl Kling und Her­mann Lang zum „Premio Pre­si­dente de la Nación Juan D. Perón“. Die Sil­ber­pfeile kön­nen auf dem moder­nen Kurs mit sei­nen Schi­ka­nen aber ihre Geschwin­dig­keit nicht voll aus­fah­ren, Fan­gio kommt nur auf den drit­ten Platz

der Sai­son 1952, als die Welt­meis­ter­schaft nach der Formel 2 aus­ge­tra­gen wird, hat Fan­gio in Monza einen schwe­ren Unfall. Den Rest des Jah­res erholt er sich von den Fol­gen, vor allem von einer Ver­let­zung der Hals­wir­bel­säu­le. Schon 1953 ist er aber zurück auf der Renn­stre­cke und wird auf Mase­rati Vize-Welt­meis­ter.

1954 steht der inter­na­ti­o­nale Renn­sport unter einem beson­de­ren Stern: Mer­ce­des-Benz kehrt in den Grand-Prix-Renn­sport zurück. Als Kapi­tän des Renn­stalls ver­pflich­tet Renn­lei­ter Alf­red Neu­bauer den argen­ti­ni­schen Spit­zen­pi­lo­ten Fan­gio. Die Stutt­gar­ter haben seit 1953 den Renn­wa­gen W 196 R für die neue Formel 1 ent­wi­ckelt. Er hat einen 257 PS (189 kW) star­ken Rei­hen­acht­zy­lin­dermo­tor mit 2,5 Liter Hub­raum, zwangs­ge­steu­er­ten Ven­ti­len und einer Ben­zin-Di­rekt­ein­sprit­zung. Neben dem Strom­li­ni­en­wa­gen ent­steht auch ein klas­si­scher For­mel-Ren­ner mit frei­ ste­hen­den Rädern. Weil die neuen Sil­ber­pfeile nicht gleich zum Beginn der Sai­son star­ten, fährt Fan­gio noch drei Ren­nen für Mase­ra­ti. Denn die Welt­meis­ter­schaft der Formel 1 wird zu die­ser Zeit aus­schließ­lich für Fah­rer ver­ge­ben. Die Kon­s­t­ruk­teurs-Wer­tung erfolgt erst von der Sai­son 1958 an.

04.07.1954: Erster Grand Prix Sieg für Fangio mit einem Mercedes

Großer Preis von Frankreich, Reims 1954. Das Mercedes-Benz Rennfahrer-Team von links: Hans Herrmann, Juan Manuel Fangio und Karl Kling



Am 4. Juli 1954 star­tet Fan­gio zum ers­ten Mal für Mer­ce­des‑Benz bei einem Grand Prix: Genau 40 Jahre nach dem Sieg von Mer­ce­des-Pi­lot Chris­tian Lau­ten­schla­ger in Lyon tritt die Stutt­gar­ter Equipe beim Gro­ßen Preis von Frank­reich in Reims an. Fan­gio gewinnt das Ren­nen vor sei­nem Team­kol­le­gen Karl Kling. Der schein­bar mühe­lose Umstieg von Mase­rati auf den W 196 R unter­streicht ein­mal mehr die große Anpas­sungs­fä­hig­keit Fangios: Seit er die har­ten Lang­stre­cken­ren­nen sei­ner Hei­mat gefah­ren ist, ver­mag er aus jedem Fahr­zeug das Beste her­aus­zu­ho­len. Diese vir­tu­ose Impro­vi­sa­tion führt den Argen­ti­nier immer wie­der zum Sieg.

Die Sai­son 1954 wird zum Tri­umph für Mer­ce­des‑Benz und Fan­gio: Nach Frank­reich erringt er auch in Deutsch­land (Nür­burg­ring), der Schweiz (Bremgarten) und Ita­lien (Monza) jeweils den Sieg. Fan­gio wird zum zwei­ten Mal Welt­meis­ter der Formel 1 – mit fast der dop­pel­ten Punkt­zahl auf den Zweit­plat­zier­ten. Ähn­lich domi­nant zeigt sich der Argen­ti­nier 1955: Er gewinnt die Grands Prix von Argen­ti­ni­en, Bel­gi­en, den Nie­der­lan­den und Ita­li­en, in Groß­bri­tan­nien wird er Zwei­ter hin­ter sei­nem Team­kol­le­gen Stirling Moss.

Karriereende mit 47 Jahren

Juan Manuel Fangio beim Grand Prix von Italien am 11. September 1955. Fangio gewinnt das Rennen vor Piero Taruffi.



Zu den außer­ge­wöhn­li­chen Leis­tun­gen der Sai­son gehört auch Platz 2 bei der Mille Mig­lia, die Fan­gio auf Mer­ce­des-Benz 300 SLR (W 196 S) allein bestrei­tet. Der Sie­ger Stirling Moss hin­ge­gen ist – wie die meis­ten Fahrer – mit einem Kopi­lo­ten unter­wegs, näm­lich Denis Jenkinson. Nach­dem sich Mer­ce­des‑Benz mit dem Ende der Sai­son 1955 vor­erst aus dem Renn­sport zurück­zieht, gewinnt Fan­gio zwei wei­tere Welt­meis­ter­ti­tel auf Fer­rari (1956) und Mase­rati (1957). Im Jahr dar­auf been­det der Argen­ti­nier seine Renn­kar­ri­ere im Alter von 47 Jah­ren. 1974 wird er Prä­si­dent der Mer­ce­des-Benz Argen­tina S.A. Bis zu sei­nem Tod im Jahr 1995 hält er den Rekord von fünf Welt­meis­ter­ti­teln der Formel 1, der erst 2003 von Michael Schu­ma­cher gebro­chen wird.

Heute erin­nern unter ande­rem fünf iden­ti­sche, lebens­große Bron­ze­plas­ti­ken an Juan Manuel Fan­gio, die den Aus­nah­me-Renn­fah­rer zusam­men mit dem W 196 R zei­gen. Sie ste­hen vor dem Mer­ce­des-Benz Museum in Stutt­gart, vor der Mer­ce­des-Benz Zen­t­rale in Bue­nos Aires sowie an den Renn­stre­cken Nür­burg­ring und Monza sowie in Mona­co. Zudem betreibt in Balcarce ein Ver­ein unter ande­rem das Museo Fan­gio. Mit zahl­rei­chen Fahr­zeu­gen und wei­te­ren Expo­na­ten ist es der gesam­ten Lebens­ge­schichte des Renn­fah­rers gewid­met.

Juan Manuel Fan­gio: Ren­nen für Merce­des-Benz


Datum

Ren­nen

Fahr­zeug

Platz

17.2.1951

Gran Premio Pre­si­dente de la Nación Juan D. Perón (Circuito Costanera Norte, Bue­nos Aires)

W 163

3

24.2.1951

Gran Pre­mio Maria Eva Duarte de Perón (Bue­nos Aires)

W 163

DNF*

4.7.1954

Gro­ßer Preis von Frank­reich (Reims)

W 196 R Strominie

1

17.7.1954

Gro­ßer Preis von Eng­land (Silverstone)

W 196 R Stromlinie

4

1.8.1954

Gro­ßer Preis von Europa (Nür­burg­ring)

W 196 R unverklei­det

1

22.8.1954

Gro­ßer Preis der Schweiz (Bern)

W 196 R unverklei­det

1

5.9.1954

Gro­ßer Preis von Ita­lien (Mon­za)

W 196 R Stromlinie

1

19.9.1954

Avus-Ren­nen (Ber­lin)

W 196 R Stromlinie

2

24.10.1954

Gro­ßer Preis von Spa­nien (Bar­ce­lo­na)

W 196 R unverklei­det

3

16.1.1955

Gro­ßer Preis von Argen­ti­nien (Bue­nos Aires)

W 196 R

1

30.1.1955

Gro­ßer Preis von Bue­nos Aires

W 196 R mit 3-Liter-Mo­tor

1

1.5.1955

Mille Mig­lia

300 SLR

2

22.5.1955

Gro­ßer Preis von Europa (Mo­na­co)

W 196 R unverklei­det

DNF*

29.5.1955

Eifelrennen (Nür­burg­ring)

300 SLR

1

5.6.1955

Gro­ßer Preis von Bel­gien (Spa-Francorchamps)

W 196 R unverklei­det

1

11.-12.6.1955

24 Stun­den von Le Mans

300 SLR

RET**

19.6.1955

Gro­ßer Preis der Nie­der­lande (Zand­voort)

W 196 R unverklei­det

1

16.7.1955

Gro­ßer Preis von Eng­land (Aintree)

W 196 R unverklei­det

2

7.8.1955

Gro­ßer Preis von Schwe­den (Kristianstad)

300 SLR

1

11.9.1955

Gro­ßer Preis von Ita­lien (Mon­za)

W 196 R Stromlinie

1

17.9.1955

Tou­rist Trophy (Dundrod)

300 SLR mit Karl Kling

2

16.10.1955

Targa Florio (Si­zi­li­en)

300 SLR mit Karl Kling

2

* DNF = inter­na­ti­o­nale Abkür­zung für „Did Not Finish“ („nicht ins Ziel gekom­men“).
** RET = inter­na­ti­o­nale Abkür­zung für „Retired“ („zurück­ge­zo­gen“).

11 Bilder Fotostrecke | Mercedes Rückspiegel: Am 24. Juni 2011 wäre der Rennfahrer Juan Manuel Fangio 100 Jahre alt gewor­den : Der fünffache F1-Weltmeister war Chef­pi­lot des Mer­ce­des-Benz Teams in den Jah­ren 1954 und 1955 #01 #02

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