Nachdem unsere Leserinnen Nicole Marquardt und Eva Holzhäuser mit dem Mercedes-Benz Vito Rallye an der Wüsten-Rallye Aicha des Gazelles teilgenommen haben, durften wir nun hautnah erfahren, was der Rallye-Vito von Mercedes-Benz Vans im harten Gelände tatsächlich so drauf hat!
Transporter in der Wüste? Geht!
Der Mercedes-Benz Vito ist bekannt als urbanes Arbeitstier, der nicht so leicht schlapp macht. Motorsportliche Ambitionen hingegen wird ihm wohl kaum jemand nachsagen. Ein Grund mehr für Mercedes-Benz Vans, mit genau diesem Modell bei einer der härtesten Wüsten-Rallyes zu starten: Der Aicha des Gazelles in Marokko! Seit einigen Jahren startet man hier mit den Modellen Sprinter und Vito in der Crossover-Klasse, die man mit den Vitos schon mehrfach gewinnen konnte.
Unterwegs im originalen MIB-Vito!
In diesem Jahr stellten wir von Mercedes-Fans.de eine Fahrerbesatzung, die sich aus unseren Leserinnen rekrutierte. Nachdem Nicole Marquardt und Eva Holzhäuser dann erfolgreich ihre Rallye in Marokko absolviert hatten, ließ sich Motorsport-Redakteur Christopher Otto, der die Rallye und "unser" Team auch vor Ort begleitet hatte, die Gelegenheit nicht entgehen, den Vito im harten Gelände zu testen.
Rennwagen-Feeling im Transporter!
Der Vito hat sich bei seiner Verwandlung in ein Rallye-Fahrzeug optisch ziemlich verändert. Das liegt nicht nur am colen Design, sondern auch den den gekürzten Stoßfängern, dem höheren Fahrwerk sowie des Unterfahrschutzes. Große, mit grobstolligen Geländereifen versehene Räder geben schon mal die Richtung vor - ins Gelände. Vorher dürfen wir aber erstmal Platz nehmen. Und das ist nicht so einfach wie in einem normalen Transporter. Für optimale Sicherheit wurde der Vito im Werk hochprofessionell umgerüstet und mit einem Stahlrohr-Überrollkäfig versehen. Zudem sorgen Recaro-Rennschalen und breite Sechspunktgurte für Sicherheit. Wenn man sich erstmal zwischen dem Rohrgewirr in den engen Sitz gefädelt und mit den Gurten festgezurrt hat, fühlt man sich bereits wie in einem echten Rennwagen. Nur die Sitzposition ist höher und etwas entspannter, die Sicht untypisch gut.
Technisch wurde nicht viel geändert am Renn-Vito. Daher startet man das Auto auch ganz normal per Schlüssel. Danach schaltet man die 7G-Tronic auf "manuell" und muss noch das ESP in den reduzierten Modus switchen. Ganz deaktivieren lässt sich die Schleuderhilfe nicht. Das stand zwar bei der Umrüstung zur Diskussion, aber angesichts der relativen Unerfahrenheit der Pilotinnen wollte man auf einen Rest-Schutz nicht verzichten. Zudem funktioniert der Allradantrieb des Vito auch über das ESP. Der reduzierte Modus lässt relativ viel zu bis hin zu leichten Drifts.
Ob Trial oder Highspeed-Piste - der Vito packts!
Nach dem Start geht es zunächst auf die Steigungsstrecke. Hier schafft der Vito eine Steigung von 55% spielend, auch wenn man selbst ganz schön ins schwitzen gerät. Durch die gekürzten Überhänge und die Bodenfreiheit von reglementbedingten 25 cm ist auch die steile Rampe kein Problem. Danach geht es direkt ins schwere Gelände, nämlich auf den Trial-Parcour der Anlage, die eigentlich für den großen Transporter viel zu eng ist. Und schon gerät man ans Staunen, was mit dem Vito alles möglich ist. Auch ohne Sperren und Untersetzung wühlt er sich dank seines kräftigen Turbodiesels munter durch das tiefe Geläuf und packt auch die kurzen, tief gefurchten Steigungen mühelos. In den engen Kurven reichen kurze Gasstöße, um das Heck zum leichten Mitlenken zubewegen. Durch das speziell angefertigte Gewindefahrwerk und die Uniball-Gelenke steckt der Vito die Schläge zwar lautstark, aber klaglos weg.
Der Transporter hängt so manchen waschechten Geländewagen ab!
Weiter geht in den brandenburgischen Wäldern, die dem Transporter keinerlei Probleme bereiten. Nie hat man den Eindruck, das Fahrzeug könnte an seine Grenzen geraten. Beeindruckend. Selbst bei hohem Tempo auf übelsten Pisten hat man nur eines: Spaß! Und das jede Menge. Mit knapp Tempo 100 über ausgefahrene Schotterwege brettern und dabei haarscharf an Bäumen vorbei zirkeln bringt einfach ein dickes Grinsen ins Gesicht eines jeden Motorsportlers. Dabei lässt sich der Vito dank seiner Geländereifen zielgenau positionieren und überrascht auch nie mit unerwarteten Reaktionen. Berechenbar und stabil zieht er seine Bahnen. Aber dieses Auto ist ja für den Einsatz in der Wüste konzipiert, und da gibt es vor allem eines: Sand! Und auch unsere Teststrecke hat ein paar sehr tiefe, sandige Pisten mit hohen Dünen im Angebot. Nichts wie hin! Nun merkt man schon, dass der Vito mit seinem hohen Gewicht und dem relativ schwachen Motor ordentlich in Schwung gehalten werden will. Wer anhält, hat verloren! Aber mit dem nötigen Schwung kommt der Van auch über jede Düne und steckt dabei auch harte Schläge weg. Das ist wichtig, denn im Zweifel muss man mit Vollgas weiter bügeln, bevor man den Schwung wegen Bodenwellen verliert. Hier muss das Fahrzeug seine Robustheit beweisen. Falls man doch stecken bleibt, lässt sich der Vito mit Aufschaukeln und Zurücksetzen aus den meisten misslichen Lagen befreien. Wenn nicht, sind immer noch Schaufeln, vorzügliche Sandbretter und ein Airjack an Bord. In der marokkanischen Wüste mit dem extrem feinen Feshfesh-Sand mussten diese Utensilien öfter benutzt werden, uns blieb es beim Tracktest glücklicherweise erspart.
Leistungsnachweis mit Auszeichnung erbracht!
Bei alledem muss man sich immer wieder vor Augen halten, dass es sich hierbei nicht um ein reinrassiges Rallye-Sport-Gerät handelt, sondern quasi um einen serienmäßigen Mercedes-Benz-Transporter mit Allradantrieb, wie man ihn zu Hauf in den Innenstädten dieser Republik findet. Mit einigen wenigen Modifikationen ist dieser Van in der Lage, in härtestem Gelände seinen Mann zu stehen, ohne im Geringsten angestrengt zu wirken. Das ist vielleicht das beeindruckendste an diesem Tracktest!
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