Beim Autohobby steht bei den meisten der Spaß an der Freude im Vordergrund. Doch dann und wann spielen auch tiefere, ernstere Beweggründe eine Rolle. So verhält es sich auch mit dem „Renovatio-SL-Projekt“ bei dem es sich um ein Mercedes-300-SL-Coupé-Looker auf Basis eines Mercedes SLK 230 (R170) handelt und mit dem eine ganz besondere Geschichte verbunden ist,. Es ist die Geschichte von Vater und Sohn, Christian und Mario Piehl, erfolgreiche Rennbootfahrer der europäischen Spitzenklasse. Ein schwerer Unfall änderte alles. Er war aber nicht das Ende, sondern markierte einen Neuanfang, die im „Renovation SL“ auch formal Gestalt annahm. 3600 Arbeitsstunden stecken in diesem Unikat, das ausschließlich in Handarbeit von Vater und Sohn Piehl angefertigt wurde.
Der lateinische Begriff „Renovatio“ bedeutet Erneuerung und in theologischer Hinsicht einen Eintritt in ein neues Leben. Letzteres trifft auch auf Christian und Mario Piehl zu. Mercedes-Fans.de haben sie ihre Geschichte während des Mercedes-Meetings „SCHÖNE STERNE 2022„ auf Henrichtshütte LWL Museum wo ihr „Renovatio SL zu den viel beachteten Highlights gehörte, erzählt.
Die Geschichte von Christian und Mario Piehl
Mit Erfahrung aus dem Bootsbau und der Konstruktion von Rennbooten seit 1980 sind die Piehls rast- und ruhelos auf der Suche nach Verbesserung und Optimierung. Sportliche Erfolge pflastern ihren Weg. Christian Piehl bestritt über 100 Rennbootrennen und war nationaler Meister. 2007 trat Sohn Mario in die Fußstapfen des erfolgreichen Vaters. Sein Talent, Aeine Ausdauer und und seine Ehrgeiz waren die persönlichen Grundlagen einer großen Karriere im Rennbootsport. Erste Erfolge berechtigten zu den allergrößten Hoffnungen.
Unerwartet wurden Team und Familie im Jahr 2008 durch einen tragischen Unfall von Mario, bei dem er sehr schwere Kopfverletzungen davongetragen hatte, gebremst. Nach einer langen Rehaphase wollte es das Team aber noch einmal wissen und kehrte 2009 auf die Rennstrecke zurück. Die Begleiterscheinungen des Unfalls sind jedoch so massiv, dass das Team seine Arbeit in diesem Sport im Jahr 2012 einstellen musste. Doch lassen wir Mario Piehl seine Geschichte selbst erzählen:
„Mein Name ist Mario Piehl und ich bin heute 41 Jahre alt. Ich wurde sozusagen direkt in den Motorbootsport hineingeboren. Zusammen mit meinem Vater haben wir mein erstes Rennboot gebaut und ich startet meine aktive Laufbahn als Rennbootfahrer. Leider war es mir nicht vergönnt, viele Jahre im Rennsport aktiv zu sein, da ich 2008 einen schweren Unfall mit einem Motorboot hatte. Bei diesem Unfall erlitt ich eine schwere Kopf- und Hirnverletzung und lag 3 Wochen lang im Koma!"
"Negative Begleiterscheinungen waren eine künstliche Schädelplatte, Einschränkungen im emotionalen Bereich durch die Schädigung des emotionalen Zentrums im Frontallappen sowie akute Konzentrationsschwierigkeiten und Epilepsie. Die ersten Versuche, ins normale Arbeitsleben zurückzukehren, waren erfolglos. "Die Liebe zum Rennsport ist geblieben. Das alte Leben wie gewohnt wieder aufzunehmen, war mit der Rente besiegelt. Wir hängten unsere Helme an den Nagel und lösten unser Rennteam auf. Es folgten intensive Recherchen im Internet nach schönen Autos. Was gab es da nicht alles an wunderschöne Formen zu sehen - vor allem die Fahrzeuge der 50er Jahre hatten es mir angetan."
"Durch den Bau von Rennverkleidungen für unsere Boote war ich mit dem Umgang mit Polyester und Glasfaser sowie mit Epoxid und Karbon recht vertraut. Ein Auto im Detail nachzubauen, war nicht mein Ziel. Ich wollte meine eigenen Ideen verwirklichen. Als Spenderfahrzeug entschied ich mich für einen SLK der Baureihe 170. Endlose Diskussionen sowie ständiges Ausprobieren brachte uns unserem Ziel Stück für Stück näher. Vieles mussten wir selbst anfertigen oder zeichnen, um es bei anderen Firmen anfertigen lassen zu können. Das Auto sollte eine gezielte Verbindung zwischen alten traditionellen Fahrzeuglinien und moderner Technik dieser Zeit sein. Mit anderen Worten: Wir wollten das moderne Fahrerlebnis und die Annehmlichkeiten von heute im Kleid der 50er Jahre! Das und meine Vergangenheit inspirierten mich später zu dem Namen "RENOVATIO"! Die Wiederauferstehung der vergangenen Zeit."
"Das Problem für mich ist, dass meine Gesundheit es leider nicht zulässt, über ein gewisses Maß an Energie, Informationen und Druck durch Grübeln und Nachdenken hinauszugehen, und das belastet manchmal die Zusammenarbeit. Aber ich denke, dass sich unser Ergebnis sehen lassen kann und wir hoffen, dass wir damit niemandem geschadet haben. Mit der Qualität unserer Arbeit haben wir versucht, dem Hersteller der Technik (Mercedes) einen würdigen Rahmen zu setzen und deshalb auch den Stern an das Fahrzeug gehängt. Was die Konstruktion unserer Karosserie betrifft, haben wir unseren eigenen Namen verwendet, der als Wort "RENOVATIO" auf dem Fahrzeug zu finden ist.“
RENOVATIO SL wurde vom Club der Sternfahrer übrigens als „Lichtblick in der Dunkelheit“ beschrieben. Der Begriffe steht als Symbol für Integration von Menschen mit Handicap. In diesem Sinne informieren Vater und Sohn Piehl auf all ihren Veranstaltungsbesuchen über das Thema Schädel-Hirn-Trauma, deren Folgen und ihre Behandlungs- bzw Reha-Möglichkeiten. Mehr über Renovatio-SL erfahren.
Bildergalerie: Renovatio SL
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Fotostrecke | SLK Umbau zum Mercedes-300-SL-Coupé-Looker: „Renovatio SL“ - ein Stern in dunkler Nacht
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Mercedes-Fans Facts: Renovatio SL
Chassis Basis: Mercedes R170 SLK 230 Kompressor
Motor: 2,3 Liter 4 Zylinder Kompressor 197 PS zzgl. 2 Zusatzlüfter Getriebe: 6-Gang manuelle Handschaltung
Fahrwerk: TA Technix Airridesystem
Felgen/Reifen: Neu-Barock vorn: 8 x 17- 225/45 R17, hinten 8 x 17- 225/45 R17
Bauzeit: 2017-2019 ca. 3600 Arbeitsstunden, Material Budget 94.000 € zzgl. Lack und Leder Das Fahrzeug ist ein Einzelstück, welches nach Zeichnung und Ausführung ausschließlich in Handarbeit von Vater und Sohn gefertigt wurde.
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