Ein luxuriöser Adenauer-Benz für 800 Euro? Das gibt’s doch gar nicht! Doch – 1963 war das durchaus möglich. Allerdings entsprachen 800 Euro damals 1.600 Mark, und das war eine schöne Stange Geld. Aber hat der Käufer wirklich ein sensationelles Schnäppchen gemacht? Das Video gibt darüber Auskunft.
Aus heutiger Sicht ist das ein fast unglaubliches Angebot. Vom 300 d (W186) wurden von November 1951 bis Juli 1957 nur etwas über 8.000 Limousinen gefertigt. Damit zählt der repräsentative 300 fraglos zu den Seltenheiten mit Stern.
Ein Mercedes 300 Adenauer für 1.600 Mark?
Dennoch erscheint der Gebrauchtwagenhändler nicht besonders vertrauenserweckend. Der Platz, die Verkaufsschilder – alles wirkt ein kleines bisschen nach Hinterhof. Aber vergessen wir nicht: Damals gingen die Uhren anders. Der Krieg war noch keine 20 Jahre vorbei, Deutschland war gerade erst dabei, sich den neuen Wohlstand zu erarbeiten.
Der Mercedes 300 war damals nicht nur eines der schnellsten deutschen Serienautos, sondern auch ein Statussymbol – für seinen Basispreis hätte man fünf, vielleicht sogar sechs VW Käfer kaufen können. Seinen Beinamen „Adenauer“ verlieh ihm der Volksmund, weil der 300 der bevorzugte Wagen des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer war. Es heißt, er habe ihn gewählt, weil er mit seinem obligatorischen Hut bequem einsteigen konnte.
Fakt ist: Der Mercedes 300 hatte nicht nur ein repräsentatives Äußeres, sondern bot seinen Insassen auch enormen Raum. Hinzu kommt, dass die Verarbeitung des Interieurs jedem Modellschreiner zur Ehre gereicht hätte. Die sichtbaren Holz-Intarsien waren nicht etwa bloß Furnier, sondern aus dem Vollen gedrechselt.
Eine repräsentative Staatskarosse zum Schnäppchenpreis. Kann das gutgehen?
Aber wie ist es dem glücklichen Neukunden letztlich ergangen? War er überhaupt ein glücklicher Kunde? Oder ist er dem Gebrauchtwagenhändler nur auf den Leim gegangen?
1.600 Mark für einen herrschaftlichen Mercedes, der sieben Jahre zuvor rund 25.000 Mark gekostet hatte, klingt erst einmal nach einem guten Deal. Aber wo ist der Pferdefuß? Das dicke Ende kommt gewiss noch …
Wir haben das sechsminütige Video des WDR auf YouTube entdeckt. Auch wenn man heute von „Scripted Reality“ sprechen würde, sind wir der Meinung: Diese sechs Minuten sind gut investierte Zeit. Viel Vergnügen!
1 von 125 Exemplaren: Mercedes 300 b Cabrio D (W 186 III)
La crème de la crème: Adenauer-Cabriolet
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