Die einst so strahlenden Kronen der deutschen Autoindustrie sind ins Wanken geraten. Die Zahlen sprechen eine dramatische Sprache: Im dritten Quartal 2024 erlebten die großen deutschen Autokonzerne einen beispiellosen Absturz. Die Umsätze schrumpften um sechs Prozent, der Absatz um neun Prozent – und der Gewinn stürzte sogar um satte 50 Prozent ab. Und die Zukunftsaussichten für Mercedes-Benz, Audi, BMW & Co sind düster, meint die Unternehmensberatung EY in ihrer aktuellen Analyse der Lage der deutschen Autoindustrie.
Während andere wachsen, stecken die Deutschen im Stau
Ein Blick über den Tellerrand zeigt, wie tief der Einschnitt tatsächlich ist. Während deutsche Hersteller mit rückläufigen Zahlen kämpfen, fuhren die US-Autokonzerne ihren Umsatz um acht Prozent nach oben, und auch die japanischen Hersteller konnten ein leichtes Plus von einem Prozent verzeichnen. Doch auch hier gilt: Der Markt ist schwierig. Insgesamt sanken die Absätze der 16 größten Autokonzerne weltweit um sechs Prozent – mit den deutschen Herstellern unter den größten Verlierern. BMW musste Einbußen von 13 Prozent hinnehmen, Volkswagen verkaufte 9 Prozent weniger, und selbst Branchenriesen wie Stellantis verzeichneten Rückgänge von 14 Prozent.
Gewinnmargen im Sturzflug: Deutsche Autobauer nicht mehr Spitzenreiter
Einst als Synonym für Profitabilität gefeiert, sind die deutschen Marken längst von der Spitze verdrängt. Die Gewinnmargen brachen von 9,1 auf 4,9 Prozent ein – ein Absturz, der die Herausforderungen gnadenlos offenlegt. Zum Vergleich: Während deutsche Hersteller um Luft ringen, konnte Suzuki mit einer Marge von 12,7 Prozent die Spitzenposition erklimmen, dicht gefolgt von Kia (10,9 Prozent) und Tesla (10,8 Prozent). Mercedes-Benz, einst eine Profitabilitäts-Ikone, findet sich mit 7,3 Prozent nur noch auf Platz sieben wieder, während BMW und Volkswagen gar auf den neunten beziehungsweise zwölften Platz abrutschten.
Elektro-Offensive aus China setzt den Deutschen zu
Besonders düster zeichnet sich das Bild im wichtigsten Automarkt der Welt: China. Dort schrumpften die Absatzzahlen der deutschen Konzerne um 17 Prozent, während Tesla mit einem atemberaubenden Plus von 30 Prozent die Konkurrenz abhängte. Der Grund? Lokale Hersteller, die mit massiven Investitionen und einem unaufhaltsamen Elektro-Boom die traditionellen Player unter Druck setzen. „In China ist ein erbarmungsloser Preiskrieg im Gange“, warnt Constantin M. Gall von EY. Doch ein Rückzug sei undenkbar – zu wichtig sei der Markt als weltweite Trendsetter für Elektromobilität.
Kostensenkungen und Innovation: Ein Balanceakt auf dünnem Eis
Die deutschen Autobauer stehen vor einer Herkulesaufgabe: Einerseits zwingt die Erosion der Margen zu drastischen Kostensenkungen, andererseits bleiben Milliardeninvestitionen in Schlüsseltechnologien wie Software, Batterietechnik und künstliche Intelligenz unverzichtbar. Der Spagat könnte einige Unternehmen an ihre Grenzen bringen. Gall sieht dunkle Wolken am Horizont: „Die nächsten Jahre könnten brutal werden – und möglicherweise eine Konsolidierungswelle auslösen.“
Götterdämmerung in Sicht?
Die goldenen Jahre der deutschen Autoindustrie scheinen vorüber. Die Herausforderungen sind komplex, die Konkurrenz agiler, der Druck von allen Seiten enorm. Was bleibt, ist die Frage: Können die einstigen Schwergewichte der Mobilitätsbranche rechtzeitig die Kurve kriegen?
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