Gong! Die Runde 1 in einem drohenden Handelskrieg zwischen der USA und der EU hat mit der Verhängung von Strafzölle auf Stahl- und Aluminium aus der EU - gültig ab 01.06.2018 - nun also begonnen. Während die EU noch über eine entsprechenden Reaktion brütete, bastelt US-Präsident Trump schon an der nächsten Eskalationsstufe und baut eine noch größere Drohkulisse auf. Unter anderem sind ihm die Zacken des Mercedes-Sterns offenbar ein Dorn im Auge. Medienberichten zufolge, soll Trump bei seinem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron im April in seiner bekannt poltrigen Manier gesagt haben, dass er auf der Fifth Avenue in New York (Anmk. der Redaktion: Das ist die Prachteinkaufstraße in Manhattan mit den höchsten Miet- und Grundstückspreisen der Welt) keine Mercedes-Sterne mehr sehen will. Noch vor seiner Amtseinführung hatte Donald Trump sich in einem Interview mit der Zeitung BILD beklagt: "Wenn man durch die Fifth Avenue geht, hat jeder einen Mercedes-Benz vor seinem Haus stehen." Trump sieht die heimische Autoindustrie einem unfairen Wettbewerb mit den Fahrzeugbauern der EU ausgesetzt und droht nun, die Zölle auf Autos aus der EU von 2,5 Prozent auf 25 Prozent erhöhen. Dabei interessiert es den US-Präsidenten offenbar wenig, dass ein Großteil der in den USA verkauften deutschen Autos auch in den USA gefertigt werden. Der aufgebauschte Ärger auf die deutsche Autoindustrie ist aus Sicht von Handelsexperten ein Teil des Theaterdonners des US-Präsidenten, um für die USA bei anstehenden Verhandlungen in Handelsfragen den besten Deal mit den größtmöglichen Vorteilen für die USA herauszuholen.
Bad Deal?
Bild: Produktionsstart des GLS im Mercedes-Benz Werk Tuscaloosa 2016
Die Wahrheit ist: Die deutschen Automobilmarken helfen der US-Wirtschaft schon seit Jahren sie "great again" zu machen. Sie leisten einen erheblichen Beitrag für die automobile Handelsbilanz der USA: Gut jedes zweite Auto, das Mercedes-Benz, BMW, Audi und Volkswagen in den USA produzieren, geht als Export nach Europa, Asien und den Rest der Welt. Das sind rund 430.000 Fahrzeuge. Damit ist der Anteil der deutschen Automobilhersteller am gesamten US-Export (Light Vehicles) mit rund einem Viertel dreimal so hoch wie der US-Marktanteil der deutschen Autobauer, der lediglich 8 Prozent beträgt. 2017 haben die deutschen Konzernmarken in den USA 1,35 Mio. Light Vehicles abgesetzt. Der Daimler Konzern brachte 2017 knapp 375 000 Mercedes-Benz-Fahrzeuge an den amerikanischen Mann und die amerikanische Frau. Ca. 333.000 Mercedes-Benz Pkw-Fahrzeuge fertigte Daimler in seinen amerikanischen Produktionsstätten. Das große Mercedes-Benz Werk in Tuscaloosa, Alabama produzierte 2017 mehr als 286.000 Fahrzeuge, die in mehr als 135 Märkte exportiert wurden. Insgesamt werden mehr als 70% der Geländewagen dieses MB-Werks exportiert, was Mercedes-Benz U.S. International, Inc (MBUSI) zum zweitgrößten Automobilexporteur in den USA macht.
Die deutschen Hersteller insgesamt beschäftigen in den USA knappp 37.000 Mitarbeiter. Hinzu kommen rund 80.000 Mitarbeiter bei deutschen Zulieferern. Dieser hohe Beschäftigungsstand ist darin begründet, dass die Zulieferer nicht nur die deutschen OEM als Kunden haben, sondern auch andere Hersteller, die in den USA oder im Nafta-Raum produzieren. Doch das alles ficht in den US-Präsidenten nicht an. Sollte der US-Präsident seine Drohungen auf Strafzölle für deutsche Autos wahr machen, drohen der deutschen Autoindustrie Mehrkosten von ca. 5 Milliarden Euro pro Jahr, rechnen Handelsexperten vor. Das sind Dimensionen, welche bei uns daheim vermutlich nicht spurlos an Konjunktur, Arbeitsplätzen und einer gedeihlichen Entwicklung der Branche vorbeigehen dürften. (Bild: whitehouse.gov)
Autor: Mathias Ebeling
3 Kommentare
Franklin10
1. Juni 2018 22:43 (vor über 6 Jahren)
JayJay
1. Juni 2018 19:26 (vor über 6 Jahren)
Pano
1. Juni 2018 15:45 (vor über 6 Jahren)
Schreibe einen Kommentar