Die sichere Beschäftigung an allen Mercedes-Benz-Standorten ist bei Mercedes-Benz kein Dogma mehr. Die Stimmung in der Belegschaft - vor allem in den produzierenden Werken - tendiert seit einigen Wochen gegen Null. Die Wut gegen die vom Vorstand beschlossenen Sparmaßnahmen und ihre Verantwortlichen wächst. Warum ist das so? Aus Sicht der Arbeitnehmervertreter ist das gute einvernehmliche Verhältnis, das Belegschaft und Konzernspitze in den die letzten Jahren hatten, von Seiten der Konzernleitung aufgekündigt worden. Statt den Ausgleich der Interessen in schwieriger Zeit zu suchen, habe die Konzernleitung, so lautet der Vorwurf aus den Reihen der Betriebsräte, mit ihrer Kosteneinsparungsstrategie eine Basta-Politik verfolgt und zu deren Durchsetzung den Weg der Provokation und Konfrontation gewählt. Das Maß des Erträglichen sei erreicht: „Eine Beziehung, in der man sich weigert, aufeinander zuzugehen, hält nicht lange. Wir sind an einem kritischen Punkt“, zitiert das Handelsblatt einen überaus verärgerten Daimler-Betriebsratchef Michael Brecht. Update: Also doch, Daimler & Geely bauen zusammen einen Welt-Benzinmotor für Hybridanwendung Offiziell bestätigt: Geely und Daimler machen beim Ottomotor gemeinsame Sache Nun aktivieren die Arbeitnehmervertreter die Abteilung Attacke. Casus Belli ist die jüngst offiziell verkündete Botschaft, wonach Geely den neuen Mercedes-Vierzylinder-Benzin-Weltmotor in millionenfacher Stückzahl in China statt in Deutschland bauen wird (siehe Beitrag links). „Eine Zukunft für Daimler wird es weder ohne uns, noch gegen uns geben!“ lautet die Kampfansage der Belegschaftsvertreter. Und weiter: „Der Wandel gelingt nur mit uns. Wir müssen informiert und beteiligt werden!“ Die Konzernleitung gestalte die Transformation unfair zu Lasten der in Deutschland beschäftigten Daimler-Mitarbeiter. Mehr und mehr richtet sich die Kritik aber nicht mehr gegen die Sache selbst, sondern es werden nun auch die Verantwortlichen im Vorstand ins Visier genommen. „Wandel braucht Kompetenz. Besser intelligent lenken, statt beschränkt denken“ lautet eine verbale Breitseite einer an den Vorstand und Aufsichtsratvorsitzenden der Daimler AG adressierten aktuellen „Denkzettel“-Aktion des Daimler-Betriebsrates. Klingt in der tat so, als wäre die Beziehung zwischen Belegschaft und Konzernleitung aktuell ziemlich zerrüttet, wenn nicht sogar schwer beschädigt. Signale der Entspannung sind nicht zu vernehmen. Die Eskalationsspirale ist in Gang gekommen.
Autor: Mathias Ebeling
1 Kommentar
Egide aus belgien
23. November 2020 20:41 (vor über 3 Jahren)
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