Auch wenn es eigentlich seit Langem feststand, ist diese Leistung nicht hoch genug zu bewerten: Lewis Hamilton sicherte sich in Austin mit einem zweiten Rang hinter seinem Silberpfeil-Teamkollegen Valtteri Bottas den Weltmeistertitel 2019, seinen sechsten insgesamt. Bei noch zwei zu fahrenden Rennen ist der Brite auch von seinem Teamkollegen nun nicht mehr einzuholen.
Letzte Chance für Bottas
Bereits vor dem Rennen stand fest, dass Valtteri Bottas schon ein Wunder braucht, um seine Titelchancen noch offen zu halten. Dabei machte der Finne an diesem Wochenende alles richtig. Im Qualifying drehte er richtig auf und setzte die Bestzeit, während Hamilton ungewohnt schwächelte. Nur die fünftbeste Zeit stand am Ende zu Buche, was einen ratlosen Champion zurück ließ. Wer aber nun Hoffnung für Bottas aufkeimen sah, wurde schon beim Blick auf den Tabellenstand enttäuscht. Auch bei einem Sieg des Finnen würde Hamilton ein achter Rang genügen, um vorzeitig die WM zu entscheiden. Selbst vom fünften Startplatz aus erschien diese Aufgabe durchaus machbar.
Harte Strecke für Autos und Piloten
Wie schwer eine solche Aufgabe aber doch sein kann, zeigte das Schicksal des an zweiter Position startenden Deutschen Sebastian Vettel. Der Ferrari-Pilot hatte bereits in der ersten Runde extreme Schwierigkeiten mit seinem Boliden und musste viele Positionen lassen. Nach wenigen Runden kollabierte dann die offensichtlich durch die extremen Bodenwellen bereits angeschlagene Radaufhängung des Ferrari, woraufhin Vettel das Rennen aufgeben musste.
Hamilton fuhr auf Sieg
Ein Selbstläufer war dieses Rennen also auch für Hamilton nicht. Der Brite kam aber sehr gut in Fahrt, machte gleich drei Positionen gut und lag in Schlagdistanz zum Führenden Bottas. Wer Hamilton kennt, weiß, dass er sich den WM-Titel am liebsten mit einem Sieg geholt hätte. Und genauso fuhr er auch - voll auf Sieg. Als Sein Verfolger Verstappen früh zu einem Boxenstopp herein kam und auch Bottas auf diesen "Undercut" mit einem eigenen Stopp reagierte, blieb Hamilton draußen und versuchte sich an einer Ein-Stopp-Strategie. In der Vergangenheit hat der Weltmeister oft bewiesen, dass er meisterlich den Umgang mit dem schwaren Gold versteht und die Reifen bestens schonen kann.
Mit anderer Strategie auf das Podium und zum Titel
Dies tat er auch diesmal und fuhr sich durch den zweiten Boxenstopp von Bottas und Verstappen einen großen Vorsprung heraus. Am Ende gingen ihm dann aber doch die Reifen ein, weshalb er den anstürmenden Teamkollegen trotz harter Gegenwehr nicht halten konnte. Auch Verstappen kam den Briten noch einmal bedrohlich nahe, konte aber aufgrund einer gelben Flagge ausgerechnet am besten Übnerholpunkt nicht mehr wirklich angreifen. So kreuzte Lewis Hamilton am Ende als Zweiter die Ziellinie und machte seinen sechsten Titel perfekt. Es war zugleich der neunte Doppelsieg in dieser Saison für das Mercedes-A;G Petronas Motorsport F1 Team und der siebte Karrieresieg von Valtteri Bottas.
Lewis Hamilton
Ehrlich gesagt, sind meine Gefühle im Moment nur schwer zu beschreiben. Wolke sieben kommt nicht einmal annähernd heran, es ist sehr viel weiter oben angesiedelt. Es war das schwierigste Jahr, an das ich mich erinnern kann. Es war eine echte Herausforderung mit Höhen und Tiefen. Deshalb überwältigen mich gerade die Emotionen. Ich bin stolz und jedem Einzelnen im Team wirklich unheimlich dankbar - allen in unseren Fabriken sowie jedem in der gesamten Daimler-Familie und bei PETRONAS. Alle haben sehr hart dafür gearbeitet, dass wir dieses Ergebnis erreichen konnten. Es ist ein echtes Privileg und eine absolute Ehre, für dieses Team zu arbeiten. Rauszugehen und die Möglichkeit zu haben, Leistungen wie die heutige zu zeigen. Ich vermisse Niki sehr. Heute hätte er seine Kappe gezogen. Ich hätte das niemals ohne Niki geschafft. Im Geiste ist er ganz sicher bei uns. Direkt nach Rennende habe ich meine Eltern gesehen und das Grinsen auf dem Gesicht meines Vaters hat einfach alles gesagt. Meine Familie hat mich von Anfang an unterstützt, sie haben sehr hart dafür gearbeitet, dass ich heute hier sein kann. Ich bin froh, dass sie alle gemeinsam dabei sein konnten. Gestern war ein schwieriger Tag und ich wollte mich heute nur davon erholen und einen Doppelsieg für das Team abliefern. Valtteri hat fantastische Arbeit geleistet, herzlichen Glückwunsch auch an ihn.
Valtteri Bottas
Zunächst möchte ich Lewis gratulieren: sechs WM-Titel sind eine beeindruckende Leistung! Er ist eine starke Saison gefahren und hat den Titel verdient. Alles in allem war er besser. Lewis ist ein harter Gegner, der nur sehr wenige Schwächen besitzt, beinahe keine Fehler begeht und sehr konstant fährt. Aber ich konnte guten Schwung mitnehmen und freue mich im nächsten Jahr erneut auf einen engen Kampf mit ihm. Es war ein richtig gutes Wochenende für das Team und mich. In den zurückliegenden Jahren hatte ich auf dieser Strecke zu kämpfen, deshalb war es großartig, heute als Erster über die Ziellinie zu fahren. Es war kein einfaches Rennen. Ich hatte einen starken Start und einen guten ersten Stint, aber wir mussten auf eine Zwei-Stopp-Strategie umstellen, um auf Max zu reagieren. Danach war ich etwas besorgt, dass Lewis mit einem Stopp vielleicht die bessere Strategie haben könnte. Es war ein richtiger Fight und hat viel Spaß gemacht. Ich musste hart pushen, aber meine Pace war stark und ich konnte Lewis am Ende einholen. Wir hatten einen guten Zweikampf auf der Strecke und ich konnte ihn überholen, um mir den Sieg zu schnappen. Es fühlt sich richtig gut an, das Rennen auf diese Weise zu gewinnen und für den Sieg zu kämpfen.
Toto Wolff
Ich bin unheimlich stolz auf jeden Einzelnen - was für eine fantastische Leistung! Um so ein Ergebnis erreichen zu können, bei dem ein Fahrer die Weltmeisterschaft und der andere das Rennen gewinnt, ist enorm viel Arbeit hinter den Kulissen notwendig. Vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben - hier an der Strecke, Zuhause in den Werken in Brackley und Brixworth, bei Daimler in Stuttgart und bei PETRONAS in Kuala Lumpur. Seinen sechsten WM-Titel zu gewinnen ist eine wirklich bemerkenswerte und besondere Leistung von Lewis. Man kann sehen, wie motiviert er noch immer ist. Er möchte jedes Rennen gewinnen und das bestmögliche Ergebnis erzielen. Hinter uns liegt kein einfaches Jahr. Wir hatten starke Konkurrenz und mussten den Verlust von Niki verkraften. Ich stelle mir vor, wie Niki jetzt von oben auf uns herabschaut und nach dem heutigen Ergebnis seine Kappe zieht. Valtteri ist ein absolut fehlerfreies Rennen gefahren. Er war das gesamte Wochenende über in einer unglaublichen Form und hat den Sieg verdient. Lewis hat sich stilvoll zurückgemeldet und eine starke Aufholjagd vom fünften auf den zweiten Platz gezeigt.
James Allison
Der notwendige Einsatz, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen, ist enorm. Wenn dann alles zusammenkommt, erfüllt dich das mit großer Freude. Das Tüpfelchen auf dem i war für mich, oben auf dem Podium stehen zu dürfen und auf unser Team sowie die Zuschauer hinabzublicken - das war absolut fantastisch. Es ist klasse, Teil dieses Teams zu sein. Hier möchte man gerne arbeiten und gibt sehr viel mehr als normal, weil man von all diesen Menschen umgeben ist, die man nicht hängen lassen möchte. Es macht Spaß, in einem Umfeld zu sein, das dich unterstützt, dich Risiken eingehen und dich Fehler machen lässt, dir dafür aber nicht auf die Finger schlägt. Stattdessen werden alle kollektiv angetrieben. Das ist aufregend und es sorgt dafür, dass die Menschen ein Teil des Ganzen werden wollen. Heute sind wir alle in Gedanken bei Niki, der ein wichtiger Teil unseres Teams war. Ihn zu verlieren war ein enormer Schlag für uns, besonders für Toto, der so viel seiner Arbeitszeit mit ihm verbracht hat, aber auch für uns alle. Denn Niki war jemand, der eine enorme Persönlichkeit hatte. Er war ein starker Charakter in unserem Sport und ein guter Freund des Teams. Ich glaube, dass er dies zu schätzen gewusst hätte - es in diesem Jahr auf diese Weise zu schaffen. Er hätte dieses Team an der Spitze seines Könnens erlebt. Jetzt würde er uns sicher sagen, dass wir am nächstjährigen Auto arbeiten sollen, aber ich denke, dass wir ihn in dieser Saison mit Stolz erfüllt haben.
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