In den vergangenen drei Jahren sind die Preise für Gebrauchtwagen in Deutschland um volle 51 Prozent gestiegen – und sie werden weiter auf hohem Niveau stagnieren und allenfalls leicht zurückgehen. Damit rechnen die Marktbeobachter der Deutschen Automobil Treuhand (DAT). „Wir sehen seit einiger Zeit, dass Gebrauchtwagen wieder länger beim Händler stehen, im Schnitt etwa 85 statt zuvor 70 Tage. Das ist ein klarer Indikator dafür, dass die Preise noch zu hoch sind“, analysiert DAT-Marktexperte Martin Weiss im Gespräch mit auto motor und sport. „Daher zögern die Interessenten noch. Gegenüber dem heutigen Stand werden die Preise mittelfristig etwas sinken, aber sie werden auf jeden Fall klar über dem Vor-Corona-Niveau bleiben.“
Langfristig erwartet DAT-Sprecher Martin Endlein einen weiteren Anstieg der Gebrauchtwagenpreise, weil die Hersteller die Preise für Neuwagen erhöhen, was dann verzögert auf den Gebrauchtmarkt durchschlägt. „Viele (Hersteller) nehmen jetzt ihre Kleinwagen aus dem Programm, auch wegen des hohen technischen Aufwands für die Abgasnorm Euro 7. Elektrische Kleinwagen jedoch werden auf absehbare Zeit auch nicht preiswert sein. Bei den Kunden wird sich der Fokus dadurch noch stärker auf den Gebrauchtwagenmarkt verschieben. Langfristig könnten dort die Preise also weiter steigen.“
Wegen der gestiegenen Preise könnten sich manche nicht einmal mehr einen Gebrauchten leisten. Einsteigermodelle für unter 5000 Euro gebe es „in relevanten Stückzahlen schon länger nicht mehr“, so Endlein. „Viele suchen vermeintlich günstige Kleinwagen auf dem Privatmarkt, müssen aber nach dem Kauf viel Geld für die Reparatur versteckter Mängel ausgeben, wenn es schlecht läuft. Und viele Menschen schaffen es derzeit gar nicht mehr, sich zum ersten Mal in ihrem Leben zu motorisieren. Am Gebrauchtwagenmarkt hatten die Erstkäufer früher 12 bis 14 Prozent Anteil, jetzt ist der Wert einstellig.“
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar