Hintergrund: Verkehr während der Pandemie

Stubenhocker

Hintergrund: Verkehr während der Pandemie: Stubenhocker
Erstellt am 9. März 2021

Die anhaltende Corona Pandemie hat weitreichende Auswirkungen auf den Straßenverkehr. Die Menschen bleiben deutlich mehr zu Hause. Entsprechend weniger los ist auf den Straßen. Im Durchschnitt sind es 40 Prozent weniger Verkehrsbelastungen. Inrix, eines der weltweit führenden Unternehmen für Verkehrsanalysen und Vernetzungsdienste, hat auf der ganzen Welt den Autoverkehr zu Corona-Zeiten durchleuchtet. Die Staustudie bewertet Stau- und Mobilitätstrends in mehr als 1.000 Städten in 50 Ländern im Pandemiejahr 2020. Die Pandemie schränkte dabei nicht nur das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben ein, auch die Mobilität der Deutschen ging im Laufe des letzten Jahres stark zurück.

Keine große Überraschung, dass die Autofahrer in München (65 Stunden) im Jahre 2020 die meiste Zeit im Stau vergeudeten, gefolgt von Berlin (46 Stunden), Nürnberg (35 Stunden) und Hamburg (33 Stunden). Trotzdem verbrachten die Pendler in den größten deutschen Städten zwischen einem Viertel und einem Drittel weniger Zeit im stockenden Verkehr als in den Vorjahren. Deutschlands staureichste Stadt München landete im globalen Vergleich auf Platz 20 – und stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um 27 Plätze im internationalen Ranking. Fahrer in Düsseldorf konnten sich über deutlich flüssigeren Verkehr freuen, hier reduzierten sich die Wartezeiten im Vergleich zum Vorjahr um 46 Prozent. In Leipzig (minus sechs Prozent) und Freiburg (minus 14 Prozent) verringerte sich die Wartezeit hingegen nur geringfügig, so dass beide Städte in diesem Jahr erstmals unter den Top Ten im Stauranking zu finden sind.

Ein weiterer Indikator für den Rückgang der Mobilität im Jahr 2020 ist die geringere durchschnittliche tägliche Fahrleistung im Vergleich zum Vorjahr. Weniger Verkehr bedeutet aber auch, dass es im Jahr 2020 weniger Unfälle gab. Zudem verringerten sich durch die reduzierten Wartezeiten auch die Kosten für Fahrer. Pendler sparten durch die Pandemie so durchschnittlich 173 Euro.

 

Die Analyse von Inrix zeigen, dass es im April 2020 – dem ersten vollen Monat mit strengen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen – deutlich weniger Fahrten in die Innenstädte gab. Die Stadtzentren in Köln und München verzeichneten beispielsweise einen Rückgang der Fahrten um fast zwei Drittel im Vergleich zum Februar. Mit den gelockerten Auflagen während des Sommers stieg die Zahl der Fahrten im September und näherte sich dem Vorkrisen-Niveau wieder an. Etwas überraschend kletterte das Verkehrsaufkommen in München im September sogar vollständig wieder auf den Stand von Februar 2020. Auch in Berlin lag die Anzahl der Fahrten in die Innenstadt um nur acht Prozent niedriger als vor der Krise. Trotz der strengen Einschränkungen durch den „Lockdown light“ im November und den zweiten harten Lockdown ab Mitte Dezember reduzierte sich das Verkehrsaufkommen dann allerdings bei weitem nicht mehr so stark wie während der ersten Sperrphase im März und April.

Ungeachtet dieser Entwicklung zeigen die Daten der Studie aber, dass die Innenstädte aufgrund ihrer zahlreichen Arbeitsplätze, Bürogebäude, Restaurants und Unterhaltungsangebote am stärksten von der Pandemie betroffen sind. Angesichts der immer noch geltenden Beschränkungen und der zunehmenden Verbreitung von Home-Office-Arbeitsplätzen ist davon auszugehen, dass der Verkehr in die Stadtzentren wahrscheinlich im gesamten Jahr 2021 hinter dem Fahrtaufkommen in Vorstädten und ländlichen Gebieten zurückbleiben wird. „Das Corona-Virus verändert die Art und Weise, wann, wo und wie wir uns bewegen. Staatliche Beschränkungen und die zunehmende Verbreitung des Virus haben quasi über Nacht zu einem veränderten Reiseverhalten geführt“, sagt Bob Pishue, Verkehrsanalyst bei Inrix, „die morgendlichen Pendlerströme in die Städte gingen weltweit zurück, da die Menschen ihre Fahrten zu Büros, Schulen, Einkaufszentren und anderen öffentlichen Orten reduzierten.“

In der Staustudie werden auch die staureichsten Straßen der Republik ermittelt. Autofahrer, die über die B96 (Tempelhofer Damm/Mehringdamm) täglich von der Borussiastraße zum Tempelhofer Ufer pendeln, mussten über das vergangene Jahr eine Verspätung von 14 Stunden in Kauf nehmen. Damit ist dieser Streckenabschnitt die staureichste Straße Deutschlands. Im vergangenen Jahr benötigten Fahrer auf der am dichtesten befahrenen Straße – der B2 von der Seeburger Chaussee bis zur Hofjägerallee – 36 Stunden mehr Zeit. Im Jahr 2019 lagen die drei staureichsten Straßen in Deutschland in Berlin, gefolgt von zwei Streckenabschnitten in München. Im Jahr 2020 hingegen haben sich die Schleißheimer Straße in München (13 Stunden) und der Ratsmühlendamm beziehungsweise die Fuhlsbüttler Straße in Hamburg (12 Stunden) in die Top 3 geschoben. Entsprechend waren die staureichsten Straßen in diesem Jahr stärker über ganz Deutschland verteilt.

Im globalen Vergleich führt Bukarest die Liste der staureichsten Städte nach Staustunden an. Hier verbrachten Autofahrer mehr als fünf Tage im Stau und verloren insgesamt 134 Stunden pro Jahr, gefolgt von Bogotá (133 Stunden) und New York (100 Stunden). München stieg um 27 Plätze im Vergleich zum Vorjahr im Ranking auf und belegt 2020 den 20. Platz, Berlin rangiert auf Platz 45, Nürnberg auf Platz 86 und Hamburg auf Platz 97 im weltweiten Vergleich nach Zeitverlust. Die meisten deutschen Städte belegten in der diesjährigen Verkehrsanalyse höhere Ränge als vergangenes Jahr. Das lässt sich auf die geringen Schwankungen bei der durchschnittlichen täglichen Fahrleistung zurückzuführen – in Deutschland waren die Fahrer also mobiler, verglichen mit anderen Städten in Europa und auf globaler Ebene.

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