Der DAT-Report erscheint seit 1974 und ist seitdem die verlässliche Quelle für Informationen zum Verbraucherverhalten rund um den Gebrauchtwagen- und Neuwagenkauf sowie das Werkstattgeschäft. Er gilt als Standardwerk der Automobilbranche und gibt Jahr für Jahr in einer einzigartigen Form exakte Auskünfte über die automobilen Befindlichkeiten in Deutschland. Der neueste DAT-Report belegt: Die Elektromobilität ist im Kommen, aber von einem Durchbruch noch ein ganzes Stück weit entfernt. Viele Autofahrer warten noch ab.
Was wollen die Kunden, was wollen sie nicht? Wie verändert sich das Kaufverhalten und welche Modelle und Antriebsarten sind gefragt? Diese Fragen treiben die Strategen der Autobauer um. Wie schaut es also aus mit der Elektromobilität? „Elektromobilität ist gefühlt allgegenwärtig, spielt aber in der Realität eine untergeordnete Rolle“, lautet das Fazit des DAT-Reports, der seit 47 Jahren eine verlässliche Zustandsbeschreibung über den deutschen Automobilmarkt liefert. Zwar haben 59 Prozent der Autokäufer bei der Neuanschaffung ihres Pkws über ein Fahrzeug mit alternativen Antrieben nachgedacht. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung von 21 Prozent. Die Favoriten sind aktuell die Hybrid-Modelle, also Fahrzeuge, bei denen man keine Wallbox braucht, dagegen haben nur 22 Prozent einen rein elektrischen Wagen in Betracht gezogen. Doch Absichtserklärungen sind die eine Sache, Tatsachen zählen und da ergibt sich ein anderes Bild: Lediglich 43 Prozent haben sich für ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb entschieden, zu denen auch die LPG / CNG-Vehikel zählen, die aber mit vier Prozent sogar noch hinter dem Wasserstoff (sechs Prozent) liegen.
Allerdings ist dieser Wandel hin zur Elektromobilität auch von den Förderungen befeuert. Also ist die Frage, wie nachhaltig der Trend ist. Immerhin 46 Prozent der Autofahrer kann sich einen Umstieg auf ein E-Modell vorstellen, 22 Prozent sind noch unsicher und 31 Prozent lehnen das Stromern rundweg ab. Auf die Frage, wann sich die Autofahrer einen Umstieg auf ein E-Fahrzeug umstellen können, erklären 79 Prozent, dass sie mindestens noch drei Jahre warten wollen. Diese Skepsis manifestiert sich in der Tatsache, dass 67 Prozent mit dem Umstieg auf ein BEV noch abwarten wollen. Legt man die Lupe auf die Skepsis, spielt für 41 Prozent der Neuwagenkäufer die begrenzte Reichweite eine Rolle, 39 Prozent bemängeln die Ladeinfrastruktur, 37 Prozent den (zu hohen) Preis des E-Mobils und 36 Prozent störten sich an den langen Ladezeiten. Ein weiterer Faktor ist auch die Einschätzung der Öko-Bilanz der BEVs spielen: 46 Prozent attestieren den Stromern eine umweltfreundliche Nutzung, jedoch nur zwölf Prozent schätzen die Herstellung der Elektromobile als umweltfreundlich ein. Dagegen sehen 60 Prozent in synthetischen Kraftstoffen als eine „klimaschonende Alternative zur Elektromobilität“ an.
Der DAT Report bestätigt die Erfahrung, die Neu- und Gebrauchtwagenverkäufer, dass die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt. Das liegt hauptsächlich an den Schwierigkeiten der Lieferkette (Stichwort Halbleiterkrise) und hat massive Auswirkungen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) meldet einen Rückgang bei den Neuwagen-Zulassungen von 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch der Neuwagenmarkt schrumpfte, allerdings nur um 4,5 Prozent. Das liegt daran, dass viele potenzielle Neuwagenkäufer auf junge Gebrauchte ausweichen.
Da verwundert es nicht, dass die Preise für Neuwagen in die Höhe schießen. Wer sich 2021 ein neues Auto gekauft hat, musste im Schnitt 37.790 Euro auf den Tisch legen. Absoluter Höchstwert in der 47-jährigen Geschichte des DAT-Reports. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine deutliche Differenz zwischen deutschen Premiummarken und den Importfahrzeugen: Für die heimischen Edelprodukte zahlten die Käufer im durchschnittlich 54.260 Euro, für die Automobile der Importeure dagegen nur 31.840 Euro. In diesem Sog der Neuwagenpreisspirale ziehen auch die Gebrauchtwagenpreise spürbar an und springen auf ein Allzeithoch von durchschnittlich 15.740 Euro. Das entspricht einem Plus von sieben Prozent beziehungsweise 1.010 Euro im Vergleich zum Vorjahr.
Die höheren Preise haben auch etwas mit dem gestiegenen Ausstattungsniveau zu tun, das auch von den immer umfassenderen gesetzlichen Vorgaben getrieben wird. Die große Mehrheit der Autokäufer (72 Prozent der Neu- und 65 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer) steht den Assistenzsystemen positiv gegenüber und versprechen sich im Weg zum autonomen Fahren mehr Sicherheit. Allerdings rechnen 60 Prozent mit einem Anstieg der Reparaturkosten. Offenbar haben sich die Autofahrer mittlerweile an die Helfer gewöhnt: Etwa ein Drittel befürchtet eine Überforderung oder Ablenkung während der Fahrt.
Die Bedeutung der Individualmobilität ist ungebrochen: Für 79 Prozent ist der eigene Pkw unverzichtbar. Das ist ein Anstieg um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr, das ebenfalls unter dem Einfluss der Covid-19-Pandemie stand. Der Trend zur Homeoffice-Arbeit und das reduzierte Reiseaufkommen wirkt sich natürlich auch auf die Jahresfahrleistung aus: 2021 legten die Deutschen im Schnitt 13.180 Kilometer zurück, das ist ein Rückgang um vier Prozent. Bei den Diesel-Fahrzeugen waren es durchschnittlich 16.430 Kilometer (minus 5,6 Prozent). Das ändert nichts daran, dass das Auto des Deutschen liebstes Kind bleibt. 55 Prozent lassen kleinere Roststellen und Kratzer sofort beseitigen und für 77 Prozent ist ein Wartungsstau eine Horrorvorstellung.
14 Bilder Fotostrecke | Ratgeber DAT Report 2022:
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