„Jung gefreit hat nie gereut“, lautet eine Weisheit des deutschen Volksmundes. Und? Stimmt das denn auch? Für den folgenden Fall, der sich am 19.05.21 in Emsdetten (liegt in der Nähe von Münster) ereignet hat, lässt sich die Aussage nicht anwenden - auch wenn darin ein enthusiastischer 15-jähriger Mercedes-Fan und ein Mercedes CL 500 als Objekt seine Begierde die Hauptrolle spielen. Ein Happy End gibt es in dieser Autoliebe-Story nicht.
Was hat sich zugetragen? Das Ereignis, von dem wir aus Gründen der Chronistenpflicht berichten wollen, nahm zur Sternzeit 19.05.2021, 21:45 Uhr seinen Lauf. Um diesen Zeitpunkt überwachten zwei Streifenbeamte der Polizeiwache Emsdetten den fließenden Verkehr. Sie standen mit ihrem Funkstreifenwagen an einer Stelle, die aus Erfahrung bei der Polizei in Emsdetten bekannt dafür ist, dass Autofahrende in den Abendstunden oftmals die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschreiten. Plötzlich, so steht es im Polizeibericht, fiel den Beamten ein auffällig lauter Mercedes CL 500 auf, der aus der Innenstadt in Richtung Greven an den ihnen vorbeifuhr. Die Ordnungshüter setzten dem Fahrzeug mit ihrem Einsatzwagen nach und deuteten ihm per elektronischer Anhaltezeichen über dem Blaulicht, dass er das Fahrzeug stoppen solle. Der Mercedes Fahrer aber ignorierte konsequent die Anhalteaufforderung und fuhr mit erhöhter Geschwindigkeit weiter in Fahrtrichtung Greven. An der folgenden Lichtzeichenanlage missachtete er das Rotlicht. Die Beamten schalteten nun das Blaulicht zusammen mit dem Martinshorn an. Schließlich stoppte der Fahrer seinen Mercedes und unternahm per pedes einen Fluchtversuch. Nach einem kurzen Sprint hatten die Polizisten den Mann aber gestellt. Der Mann wurde in Handschellen gelegt und zur Wache nach Greven gebracht. Bei den nun folgenden Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Geflüchtete erst 15 Jahre alt war. Er hatte den Wagen auf einem Internetportal für rund 4.500 Euro gefunden und war so begeistert von dem Fahrzeug, dass er aus dem Kölner Raum mit dem Zug nach Emsdetten reiste, um den Wagen zu kaufen. Bei dem Kauf wies er sich dem Verkäufer mit gefälschten Personalpapieren aus. Weil das Kaufobjekt nicht zugelassen war, entwendete er kurzerhand zwei Kennzeichen und wollte nun mit dem Wagen wieder nach Hause fahren. Die Heimreise dauerte jedoch nicht lang, weil er den Beamten nach etwa zwei Kilometern auffiel. Die Polizeibeamten ließen den Wagen abschleppen und eröffneten ein umfangreiches Strafverfahren. Der Jugendliche musste längere Zeit auf der Wache Greven verweilen, um auf seine Erziehungsberechtigten zu warten, in deren Obhut er schließlich entlassen wurde. Also, liebe Kinder, bitte nicht zu Hause nachmachen - auch wenn es noch so im pubertierenden Gasfuß juckt. Mag sein, dass, wer zu spät kommt, vom Leben bestraft wird. Ganz sicher aber ist, dass der, der zu früh fährt, von der Rennleitung von der Piste geholt wird. Was lernen wir noch daraus? 1. Mercedes-Fahren ist leider geil. 2. Um einen Mercedes zu fahren, ist es nie zu spät , aber eben manchmal einfach zu früh, denn legal und ohne Reue und ohne Gefährdung anderer ist dieser Fahrspaß erst mit gültiger Fahrerlaubnis und rücksichtvoller Fahrweise zu genießen. (Bild: Polizei)
Autor: Mathias Ebeling
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