Erster Eindruck und erste Mitfahrt:‭ ‬Mercedes A-Klasse PHEV

Gelungene Herz-OP:‭ ‬Die A-Klasse als Plug-In-Hybrid‭

Erster Eindruck und erste Mitfahrt:‭ ‬Mercedes A-Klasse PHEV: Gelungene Herz-OP:‭ ‬Die A-Klasse als Plug-In-Hybrid‭
Erstellt am 2. Juli 2019

Mercedes packt einen Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang in sein Kompaktmodell.‭ ‬Eine erste Mitfahrt zeigt,‭ ‬dass die Herzverpflanzung,‭ ‬die auch bei der B-Klasse stattfinden wird,‭ ‬beim Kompaktmodell gelungen ist. Daniel Jesser ist der Stolz auf sein Baby deutlich anzumerken.‭ „‬Wir haben den Platz optimal genutzt‭“‬,‭ ‬sagt der Mercedes-Entwickler und zeigt in den Motorraum der A-Klasse.‭ „‬Optimal genutzt‭“ ‬ist eher ein Euphemismus.‭ „‬Komplett zugebaut‭“ ‬trifft es da schon eher.‭ ‬Aber ein Plug-in-Hybridantriebsstrang braucht eben Platz und ein Kompaktwagen ist keine E-Klasse.‭ ‬Deswegen ist das PHEV-Modul der A-Klasse auch kompakter als das bekannte,‭ ‬das in der C-,‭ ‬E-‭ ‬und S-Klasse seinen Dienst tut:‭ ‬Der Elektromotor ist in das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe integriert,‭ ‬leistet‭ ‬75‭ ‬kW‭ ‬/‭ ‬102‭ ‬PS und hat ein Drehmoment von‭ ‬300‭ ‬Newtonmetern.‭ ‬Daher kann man auch die Ölkühlung des Getriebes nutzen,‭ ‬um die Temperatur des Elektro-Aggregates im Zaum zu halten.‭ ‬Auch der klassische Anlasser fällt weg,‭ ‬was beides Platz spart.

Zusammen mit dem‭ ‬1.3‭ ‬Liter Benziner,‭ ‬den der schwäbische Autobauer zusammen mit Renault-Nissan entwickelt hat,‭ ‬soll der Elektroantrieb für einen flotten und dabei effizienten Vortrieb sorgen.‭ ‬Über die Systemleistung deckt Mercedes noch den Mantel des Schweigens.‭ ‬Die dürfte sich auf dem Niveau eines A‭ ‬250‭ ‬bewegen.‭ ‬Das wären dann‭ ‬165‭ ‬kW‭ ‬/‭ ‬224‭ ‬PS,‭ ‬die dem Plug-in-Hybriden gut zu Gesicht stehen.‭ ‬Es geht nicht nur um das klassische Stromern,‭ ‬die Elektro-Kraft wird dann auch genutzt,‭ ‬um das Turboloch im Drehzahlkeller auszugleichen.‭

Auch aus der offiziellen Reichweite machen die Schwaben noch ein großes Geheimnis,‭ ‬lassen sich aber entlocken,‭ ‬dass die Batterie eine Kapazität von rund‭ ‬15‭ ‬Kilowattstunden hat und dabei kompakter ist,‭ ‬als die der bisherigen Modelle.‭ ‬Das liegt vor allem an der neuesten Version der Pouch-Zellen,‭ ‬deren Energiedichte höher ist als bisher.‭ ‬Zum Vergleich:‭ ‬Die Batteriekapazität in den PHEV-Versionen der C-,‭ ‬E-‭ ‬und S-Klasse liegt bei‭ ‬13,5‭ ‬kWh.‭ ‬Deswegen passt die Batterie auch unter die Rückbank und im Kofferraum wird nur die Reserveradmulde für die Elektronik des Onboard-Laders und die dazugehörigen Kabel benötigt.‭ ‬Die Batterie wiegt‭ ‬120‭ ‬Kilogramm,‭ ‬durch die Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang entsteht ein Mehrgewicht von etwa‭ ‬240‭ ‬Kilogramm,‭ ‬was die A-Klasse dann auf circa‭ ‬1.6‭ ‬Tonnen Gewicht hievt.‭

Als wir zu der Testfahrt starten,‭ ‬zeigt die Reichweite bei‭ ‬35‭ ‬Grad Außentemperatur und dementsprechend eingestellter Klimaanlage‭ „‬55‭ ‬Kilometer‭“ ‬an.‭ ‬Bei vorausschauender Fahrweise und nicht so extremen Temperaturen sollen durchaus‭ ‬60‭ ‬Kilometer drin sein.‭ ‬Die PHEV A-Klasse kann jetzt erstmals mit Gleichstrom geladen werden,‭ ‬bei einem‭ ‬22‭ ‬kW Lader sind die Akkus nach einer halben Stunde wieder gefüllt.‭ ‬Bei‭ ‬2,3‭ ‬kW braucht man etwa eine Nacht.

Standardmäßig ist immer der‭ „‬Comfort‭“‬-Fahrmodus eingestellt.‭ ‬Das heißt,‭ ‬der Elektromotor hat bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von‭ ‬140‭ ‬Stundenkilometern und bis der Ladestand der Batterie zur Neige geht das Kommando.‭ ‬Die A-Klasse PHEV bewegt sich im Elektro-Modus geschmeidig und auch Zwischenspurts sind problemlos drin.‭ ‬Währenddessen geht es im Innern Fahrzeugs sehr leise zu.‭ ‬Die Fahr-‭ ‬und Rekuperationsprogramme sind fast eins zu eins aus dem Mercedes EQC übernommen.‭ ‬Neben‭ „‬Comfort‭“ ‬stehen noch,‭ „‬Sport‭“ (‬dynamisch‭)‬,‭ ‬Battery Level‭ (‬Ladezustand der Batterie wird gehalten‭)‬,‭ „‬Electric‭“ (‬rein elektrisch‭)‬,‭ „‬Individual‭“ ‬und‭ „‬Eco‭“ ‬zur Verfügung.‭ ‬Grundsätzlich wird bei allen Fahr-‭ ‬und Betriebsmodi die Batterie nicht mehr so aggressiv durch die Kraft des Verbrennungsmotors geladen,‭ ‬wie das früher der Fall war.‭ „‬Unser Fokus liegt auf der Reichweite‭“‬,‭ ‬erklärt Daniel Jesser.

Wenn man dem System das Kommando überlässt,‭ ‬nutzt die A-Klasse den Radar und die Kamera,‭ ‬um vorausschauend zu fahren.‭ ‬Dabei werden auch Verkehrszeichen und Geschwindigkeitsbegrenzungen mit einbezogen,‭ ‬um optimal zu rekuperieren und Strom zu sparen.‭ ‬Das funktioniert übrigens auch ohne aktive Navigations-Zielführung.‭ ‬Die Rekuperationsstufen,‭ ‬die auf Wunsch eigenhändig per Wippen am Lenkrad aktiviert werden,‭ ‬sind aus dem Elektro-SUV EQC:‭ ‬also D+‭ (‬segeln‭)‬,‭ ‬D-‭ (‬leichte Rekuperation und D--‭ (‬starke Rekuperation‭) ‬bekannt.‭ ‬Beim Stop and Go-Verkehr in Stuttgart,‭ ‬funktionierte die Technik schon gut und das Auto wurde durch die Robo-Rekuperation beim Auffahren auf einen Stau fast bis zum Stillstand abgebremst.‭

Bleibt nur noch das Zusammenspiel zwischen Verbrenner und Elektromotor.‭ ‬Das funktioniert schon ziemlich reibungslos.‭ ‬Der Verbrenner springt dem Elektromotor fast unmerklich zur Seite,‭ ‬lediglich das Hochschnellen des Drehzahlmesserzeigers verrät,‭ ‬dass jetzt die Kraft der zwei Herzen am Arbeiten ist.‭ „‬Das war das Entwicklungsziel‭“‬,‭ ‬bestätigt Daniel Jesser.‭ ‬Beim Kick-down,‭ ‬also sobald ein merklicher Vollgas-Druckpunkt des Gaspedals‭ (‬im Mercedes-Jargon:‭ „‬Kick-down Knackfrosch‭“) ‬überwunden wird,‭ ‬holt das System alles aus dem Antriebsstrang heraus.‭ ‬Das Otto-Triebwerk meldet sich hörbar zur Arbeit und es geht flott voran.

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