Kaum ein Modell im Portfolio von Mercedes-Benz hat in den letzten Jahren einen größeren Wandel vollzogen als die A-Klasse. Vom konservativen Elch der Baureihe W168 zum ersten Stern mit MBUX. Anfang 2018 wurde der W177 in Amsterdam präsentiert. „Just like you“ lautete das Motto zur neuen A-Klasse. Jeder soll seine Bedürfnisse in der A-Klasse wiederfinden. Die A-Klasse passt sich jedem an. Die A-Klasse ist wie du! Auch wie wir? Wir machen den Test und fahren die neue Mercedes-Benz A-Klasse A 250.
Aber erstmal ein paar Zahlen: Im Jahr 2018 war jedes vierte verkaufte Fahrzeug bei Mercedes-Benz ein Kompaktwagen. Insgesamt wurden 609.000 A-Klassen, B-Klassen, CLA, CLA Shooting Brake und GLA verkauft. Dabei waren vor allem die Märkte in China und Deutschland stark. Die neue A-Klasse verzeichnete in 2018 weltweit ein Wachstum von 3,4%. Insbesondere im Heimatmarkt Deutschland erzielte die A-Klasse ein starkes Absatzplus von 21,8%.
Internationales Topdesign aus dem Ruhrgebiet
Mit dem W177 entwickelt Mercedes-Benz die A-Klasse wieder ein Stückchen weiter. Noch cooler, noch sportlicher und noch digitaler. Das moderne Design der A-Klasse hat seine Wurzeln übrigens im Herzen des Ruhrgebiets: Internationales Topdesign verwurzelt in Essen? So könnte man es sagen. Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener absolvierte sein Studium nämlich an der Folkwang Universität der Künste in Essen.
Das eigentliche Herzstück der neuen A-Klasse steckt im Inneren: Das MBUX. Habt ihr doch sicherlich schon mal ausprobiert, oder? Uns gefällt das neue digitale Cockpit. Großer Panorama-Bildschirm, Touch-Screen und sogar eine funktionierende Sprach-Kommunikation.
MBUX soll vor allem bei den jungen Leuten punkten. Ein voll-digitales und voll-vernetztes Auto? Das wird die Zukunft sein… Aber ohne Aufpreis geht da nix.
Videogame-Spielspaß dank MBUX
Wie zukunftsorientiert MBUX ist, zeigte Mercedes-Benz nun auf der Technikmesse Mobile World Congress (MWC) in Barcelona. Demnächst erwartet die Kunden neben den bereits bekannten Funktionen der ultimative Videogame-Spielspaß für MBUX. Denn dann soll sich der Fahrersitz ganz schnell zum Gaming-Chair entwickeln.
Das Tolle daran: Mit den Bedienelementen des Autos wird das Videospiel gesteuert. Gelenkt wird mit dem Lenkrad. (Wie geht das denn im Stand? Wird das Lenkrad entkoppelt?) Die Funktion von Gas und Bremse übernimmt die Pedalerie. Alles, was MBUX steuern kann, bekommt in dem Spiel seinen Einsatz. So zeigt etwa der Wechsel der Ambientebeleuchtung von Rot auf Grün dem Fahrer den Start des Spiels an. Steigt die Geschwindigkeit im Spiel, macht sich dies durch stärkeren „Gegenwind" aus den Lüftungsdüsen bemerkbar. Binnen Jahresfrist sollen schon die ersten Spiele für MBUX verfügbar und als Download käuflich sein. Gezockt werden darf aber nur bei ausgeschaltetem Motor. Zumindest vorerst bzw. so lange noch ein Fahrer die Fahrfunktionen steuern bzw. überwachen muss. Aber schon bald werden die Insassen nur noch Passagiere sein. Das autonome Fahren kommt. Dann gibt es viel Zeit, Entertainment-Angebote im Auto zu nutzen. Verrückte Vorstellung. Wir spielen ein Racing-Game während uns das Auto vollautonom zum Fußball bringt.
Mehr Optik, mehr Platz?
Auch mit dem Design der A-Klasse W177 können wir uns prima anfreunden. Auf uns wirkt sie deutlich eleganter, aggressiver und sportlicher als der Vorgänger. Die neue A-Klasse ist deutlich größer geworden. Um ganze 12 Zentimeter in der Länge wächst der Kleinwagen und misst nun 4,42 m. Auch zu erwähnen: Der Breitenzuwachs von 12 mm und die Vergrößerung des Radstandes um 30 mm. Dadurch wirkte die Silhouette des W177 sehr elegant. Für die bereits angesprochene Aggressivität sorgen an der Front die schmalen Scheinwerfer.
Auch zu erkennen ist, dass das Design auf den asiatischen Markt abzielt. Ist das schlimm? Nein! Das ist ganz und gar nicht als Kritik gemeint, ist doch nur nachvollziehbar, dass die Stuttgarter den chinesischen Markt optimal bedienen wollen. Hier werden nun mal für den Stern die besten Geschäfte abgeschlossen. Aber damit die Optik wirklich perfekt ist, braucht das Auto große Räder.
Trotz chic - Die Materialien wirken "lieblos"
Wer viel Zeit im Auto verbringt, möchte aber auch ein passendes Raumgefühl erfahren. Die neue A-Klasse bietet mehr Raum für Schultern, Beine und Ellenbogen. Alles wirkt hell und freundlich. Platz ist jede Menge – wenn man bedenkt, dass man in einem „Kleinwagen“ sitzt.
Einzig und allein, die Mittelkonsole wirkt etwas sehr breit und steht unserem rechten Knie ab und zu im Weg. Kritik auf hohem Niveau…
Gut sitzen können Mitfahrer auch im Fond. Hier können Personen weit über 1,80 m problemlos entspannen, selbst wenn vorn jemand mit der gleichen Größe sitzt. Auch ein Blick in den Kofferraum überzeugt uns. Volumen und Raum gibt es hier genug. Einer problemlosen Beladung dank zweigeteilter Heckleuchten und breiter Kofferraumplatte steht nichts im Wege. Aber so schick, das Interieur auch wirkt, so ganz überzeugt sind wir von der Verarbeitung nicht. Beim Fahren knarzen die Sitze, das Dashboard und die Verkleidungen. Die Materialien wirken „billig“ und etwas steril – ja fast schon etwas lieblos. Wurde das Budget für Unterhaltung und Multimedia ausgegeben und an anderer Stelle weggelassen? Den Eindruck haben wir.
Abzüge gibt es beim Fahrverhalten
Abzüge gibt es leider auch beim Fahrverhalten. Vor allem das Anfahren scheint unserem A250-Testwagen nicht zu schmecken. Beim Anrollen und anfahren an eine rote Ampel rappelt und scheppert der Motor, dass man das Gefühl hat er säuft gleich ab. Das 7G-DCT wirkt alles andere als harmonisch. Bei höheren Geschwindigkeiten arbeitet er dagegen schon deutlich souveräner. Der 1.991 cm³ große 4 Zylinder in der A-Klasse wirkt im Allgemeinen aber sehr angestrengt. Dennoch leistet die Maschine knackige 224 PS. Da kann man auch mal Spaß haben…Zudem soll der Motor die Brücke zum "Einstiegs-" bzw. "Spar-AMG" A35 schlagen und ist somit angesiedelt zwischen dem A200 und dem derzeit kleinsten AMG. Wir haben mit dem A250 einen Durchschnittsverbrauch von genau 8 Litern erzielt.
Viel Sicherheit an Board!
Für Sicherheit sorgen bei der neuen A-Klasse zahlreiche Assistenten. So kann der Aktive Abstands-Assistent DISTRONIC als Teil des Fahrassistenz-Pakets den Fahrer in einer Vielzahl von Situationen streckenbasiert unterstützen und die Geschwindigkeit komfortabel vorausschauend vor z.B. Kurven, Kreuzungen oder Kreisverkehren anpassen. Hinzu kommen u.a. der Aktive Nothalt-Assistent und ein intuitiv verständlicher Aktiver Spurwechsel-Assistent.
Serienmäßig ist ein erweiterter Aktiver Brems-Assistent. Noch etwas unausgereift wirkt der Spurhalte-Assistent, der Fahrer und Auto schon leichtesten Berührungen der Linien radikalst zurück in die Spur „schmeißt“. Nervig.
Unser Fazit: Die Kernkompetenzen fehlen
Die Mercedes-Benz A-Klasse A 250 (W177) startet bei 36.461,60€. Lang ist die Liste der möglichen Extras. Dementsprechend mehr wird am Ende auf der Rechnung stehen. Uns überzeugen vor allem das digitale Cockpit mit seinen Funktionen und das tolle Design. Abstriche machen wir bei der Verarbeitung und leider auch beim Fahrverhalten. Verarbeitung und Fahrverhalten wirken auf uns einfach zu sehr nach Einsparung. Dafür ist uns der Preis für die A-Klasse dann zu hoch. Schade, dass der A250 bei seinen eigentlichen Kernkompetenzen bei uns nicht punkten konnte.
3 Kommentare
Pano
20. März 2019 17:03 (vor über 5 Jahren)
Mercedes-Fans.de
19. März 2019 17:04 (vor über 5 Jahren)
Pano
19. März 2019 15:08 (vor über 5 Jahren)
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