Mut zur Lücke!

Fahrbericht: Neues Sportmodell Mercedes-Benz C 450 AMG 4MATIC

Mut zur Lücke!: Fahrbericht:  Neues Sportmodell Mercedes-Benz C 450 AMG 4MATIC
Erstellt am 25. Februar 2015

Mit dem Mercedes-Benz C 450 AMG 4MATIC bereichert ab Juni 2015 eine neue Modellvariante das C-Klasse Portfolio. AMG spricht vom neuen „Sportmodell“. Zu Recht?

Optionale 19“-Felgen, gut gefüllte Radhäuser, vier Endrohre und ein angepasstes AMG-Line Bodykit – wer eine C-Klasse so aufbretzelt, macht keinen Hehl aus seiner Intention: Man tut’s aus Freude am sportlichen Fahrspaß. Vor mir steht der brandneue Mercedes-Benz C 450 AMG 4MATIC. Daimler spricht vom neuen AMG Sportmodell und meint damit allerdings nicht nur diese C-Klasse, sondern gleich eine ganze Reihe von Modellen, die jetzt und in Zukunft die Lücke zwischen AMG-Line und den AMG Topmodellen schließen sollen.

 Sportmodell mit praktischer Veranlagung: Mercedes-Benz C 450 AMG 4MATIC

Eine Rolle als „Mittelding“ wäre ja nicht ganz ungefährlich. Und daher stellt sich durchaus die Frage „Wieviel AMG steckt denn in so einem AMG Sportmodell?“ Der Heckdeckel hüllt sich diesbezüglich in Schweigen. Hier steht links „450 C“ und rechts „4MATIC“. Unter der Motorhaube? Nein, eine AMG-Plakette trägt der aus dem C 400 bekannte Bi-Turbo-V6 nicht. Dafür aber eine rotlackierte Abdeckung in V-Form. Wichtiger ist, der Treibsatz ist von 333 auf 367 PS erstarkt. Ja, wo sind denn nun die drei magischen Buchstaben? Ah, sie finden sich auf den Vorderkotflügeln und zwar dort, wo beim C 63 „V8 BITURBO“ steht.

Drei AMG für die neue Mercedes C-Klasse Neu: Mercedes-AMG C 63, C63 S und Mercedes-Benz C 450 AMG AMG hat sein aktuelles Sportprogramm für die neue C-Klasse vorgestellt. Zum C 63 gesellen sich jetzt auch ein neuer AMG C 63 S und ein C 450 AMG Sportmodell. Na gut, eine Differenzierung zu den Topmodellen muss ja irgendwie sein. „Wir wollen die Marke AMG erreichbarer machen!“, hatte AMG-Boss Tobias Moers uns in Detroit erläutert. „Erreichbarer“ heißt ja nicht, dass der neue C 450 den AMG C 63 kannibalisieren soll. Ein gewisser Respektsabstand muss also sein. Aber das ist nicht leicht. Von einem AMG erwarten Fans und Kunden schon immer etwas Besonderes. Ein bisschen schwanger geht bekanntlich nicht. Aber ein bisschen AMG? Also ist der C 450 AMG ein Mercedes-Benz und der C 63 ein Mercedes-AMG?! Feinsinnige Dialektik der Affalterbacher Schule. Oder anders gesprochen: Der Mut zur Lücke schließt den Wunsch, zwischen den Stühlen zu sitzen,  ausdrücklich nicht mit ein. Also zurück zur entscheidenden Frage: „Wieviel AMG steckt denn nun drin im AMG Sportmodell?!“

 „Jede Menge!“, sagen die Macher wie z.B. Christian Enderle, Bereichsleiter Entwicklung und Antriebstrang bei Mercedes-AMG. Er ist also bei AMG für Herz und Nieren verantwortlich. Und er sagt: „Wir haben Motor und Getriebe des C 400 soweit bearbeitet, dass der C 450 AMG ein AMG-typisches Fahrerlebnis ermöglicht. Achten Sie mal auf die Schaltzeiten, oder auf den Biss des Triebwerks!“

Viel AMG-Flair im Interieur des "Lückenbüßers".

Gesagt getan! Zuvor aber ein bewundernder Blick über die Innenraumlandschaft. Das AMG-Design hat dem C 450 AMG 4MATIC ein sportlich elegantes, eigenständiges Interieur verpasst. Da sind dann auch die Zutaten verwendet, die der AMG-Fan schätzt und sicher auch erwartet. Und ich spreche da nicht nur von den AMG-Fußmatten.

Sondern eher vom Multifunktions-Sportlenkrad und vor allem von den AMG-Sportsitzen. Gelungen sind auch die Sportarmaturen, die sich der AMG-Optik mit einem Ziffernblatt im angedeuteten Rennflaggen-Look annähern. Keine Frage, das Set-up meines Testwagens ist gelungen. Im Zusammenspiel mit der Knaller-Farbe (Sie finden diese als Hyazinthrot-Metallic im Konfigurator) ist der C 450 AMG 4MATIC ein richtig stimmiges Gesamtpaket. Also, Schlüssel rein. Motor an uuuuuuunnnd? Wow, aggressiver als erwartet….

64 Bilder Fotostrecke | : Das neue Mercedes-Benz C 450 AMG 4MATIC Sportmodell #01 #02

Wir alle wissen, dass Techniker mittels Elektronik ein Auto fast völlig gegensätzlich konfigurieren können. Das gleiche Auto, das eben noch leise, kommod mit leichter Lenkung über die Landstraße schuckelte, kann mit geänderten Schaltpunkten, straffer Abstimmung, anderen Kennlinien und direkter fühlender Lenkung zu einem Kurvenräuber umgebaut werden. „La belle et la bete“ auf Knopfdruck! Wo früher mehrere Werkstattstunden nötig waren, genügen heute ein paar andere Schalterstellungen. Vorausgesetzt, die Hardware stimmt. Denn auch die beste Elektronik kann nur das abrufen, was als Potenzial in einem solchen Auto auch verbaut ist. Und doch erstaunt es, dass der eben noch im Modus „Comfort“ friedlich vor sich hin cruisende C 450 AMG bei Bedarf so ganz anders kann.

Das von den AMG-Technikern überarbeitete Fahrwerk macht den C 450 AMG im Zusammenspiel mit dem permanenten Allradatrieb zu einem wahren Kurvenkünstler 

Der AMG Dynamic Select Schalter gibt dem Piloten die Möglichkeit, aus den Programmen ECO, Comfort, Sport und Sport+ zu wählen. Und die Verwandlung des C 450 hat schon was Bemerkenswertes. Okay, „Comfort“ kann er. Abgehakt. Aber Freunde, „Sport+“ kann er auch. Und wie! Der von uns beim Mercedes-Benz E 400 Fahrbericht als gutmütig, kultiviert und sehr souverän umschriebene 3.0-l-V6 kriegt plötzlich einen leicht bösen Zug um die Bankwinkel. Da haben die Techniker über den Turboboost nicht nur 34 PS (soviel hatte einst ein Käfer 1200) mehr gefunden, sondern irgendwie auch noch ein feines Gift in die Brennräume verströmt. Der klappengesteuerte Auspuff lässt keinen Zweifel daran, dass nun die Sportschau läuft. Nicht mit dem gleichen Donnerhall wie beim C 63, aber akustisch dennoch durchaus eindrucksvoll. Die Kraftübertragung übernimmt eine jetzt in Gemütsstellung „humorlos-trocken“ kalibrierte 7G-TRONIC. Doch, doch, das sind beim Hochschalten schon recht knackige Anschlüsse. Und beim Runterschalten mit den Paddles sind die Schaltvorgänge ebenfalls sportlich-kurz. Untermalt von einem gewollten Fehlzündungsrülpsen.

 

Exklusive Instrumente für den C 450 AMG

Wir konnten den C 450 beim Test im Portugal zwar nicht bis auf die elektronisch abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ausfahren, aber die nehmen wir ihm blind ab. Fahreigenschaften? AMG hat die Vorderachse samt Aufhängung nach C 63 Vorbild optimiert, Vorder- und Hinterachse haben gegenüber dem C 400 etwas mehr negativen Sturz. Zusammen mit der 4MATIC und einer Drehmomentverteilung von 33:67 zugunsten der Hinterachse, kann der C 450 mit einer tollen Fahrdynamik aufwarten. Kurveneinlenkverhalten? Sehr präzise. Rausbeschleunigen nach dem Scheitelpunkt? So neutral ist noch nicht mal die Schweiz! Da muss man beim C 63 - auch wegen dem größeren Krafteinsatz am Heck - mehr zupacken. Vorteil C 450 AMG $MATIC. Und nun kommt‘s: der Sprint auf die 100 km/h-Marke ist bei der Limousine nach 4,9 s erledigt. Der Kombi genehmigt sich 0,1 Sekunden mehr. Übrigends: Interessanterweise ist der deutsche Markt, der einzige, auf dem das AMG T-Modell stärker nachgefragt wird als  die Limousine. Ob das beim C 450 AMG 4MATIC auch so kommt? Er wäre wohl auch unsere Wahl.

Gekonnter Schlusspunkt: Die Sportauspuffanlage des C 450 AMG schaut nicht nur gut aus - sie klingt auch so!

Bleibt die Frage nach dem Preis. Zwischen C 400 mit AMG Line (ca. 44.000 Euro netto) und AMG C 63 ( ca. 64.000 Euro netto) liegen 20.000 Euro. Wenn die Verantwortlichen hier auch Mut zur Lücke beweisen, dann könnte der C 450 AMG 4MATIC vielleicht schon unter 54.000 Euro (netto) beim Händler stehen. Und auch das wäre sehr sportlich! Im April will sich Mercedes-Benz äußern. Oder war’s AMG?  

 

Technische Daten Mercedes-Benz 450 AMG 4MATIC

 

 
Mercedes-Benz C 450 AMG 4MATIC
Hubraum
2996 cm3
Bohrung x Hub
88,0 x 82,1 mm
Leistung
270 kW (367 PS) bei 5.500 - 6.000/min
Max. Drehmoment
520 Nm bei 2.000 - 4.200/min
Literleistung
90,1 kW (122,5 PS)
Kraftstoffverbrauch NEFZ gesamt
7,6 l/100 km (7,7 l/100 km)*
CO2-Emission
178  g/km (180  g/km)*
Effizienzklasse
C
Abgasnorm
EU6
Beschleunigung 0-100 km/h
4,9 s (5,0 s)*
Höchstgeschwindigkeit
250 km/h**

1 Kommentar

  • LukasA250e

    LukasA250e

    Wie kann denn der Sportauspuff gut ausschauen? Blicke ich in der Fotostrecke auf Bild 46, so ist doch zu erkennen, das wieder mal nur so ein doofes Rohr die Abgase durch eine dämliche Blende pustet. Wenn dieses Rohr ja wenigstens noch durch eine Öffnung der Blende pusten würde, gut, das könnte ich optisch noch gelten lassen. Aber was da geboten wird ist optischer Murks. Und dies liegt nicht am Blickwinkel, im MB-Passion-Blog sind noch bessere Bilder dazu, welche auch nichts schöneres zeigen. Gruß

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