Die Carrera Panamericana das härteste Rennen der Welt fasziniert jedes Jahr viele Oldtimer- und Mercedes-Fans. Im letzten Jahr hat das Team Mercedes-Team 382 auf Mercedes-Fans.de über die Carrera Panamericana Rallye gebloggt. An dieser Stelle zeigen wir ein weiteres Fahrzeug, das keinesfalls eine Replica eines Carrera Panamericana-Modells ist, sondern wirklich schon auf der historischen Rallye durch Mittelamerika mitgefahren ist, die 1964er Mercedes-Benz 300 SE Heckflosse von Ralf Weber aus Hofheim.
Wie auch die Mercedes-Benz S-Klasse der Baureihe W108, die wir auf Mercedes-Fans.de hier als Klassiker vorgestellt haben, stammt die Heckflosse der Baureihe W112 aus Italien, wie man anhand der seitlichen Fahrtrichtungsanzeiger erkennen kann. 34 Jahre nach Erstzulassung kam der Mercedes-Benz Oldtimer nach Deutschland und landete bei der Firma HK-Engineering, die den Klassiker für die Rallye Carrera Panamericana vorbereitete.
Als Antrieb für den W112 sah der Mercedes-Benz Spezialist aus dem bayrischen Polling einen 2,8-Liter Reihensechszylindermotor mit Saugrohreinspritzung vor, der die Kraft über ein Viergang-Schaltgetriebe an die Hinterachse weiterleitet. Anstelle des serienmäßigen Fahrwerks mit Luftfederung setzten die Bayern auf eine sportlichere Variante und verbauten die Vorder- und Hinterachs-Komponenten aus der Baureihe W108.
Im Innenraum dominieren Käfig und Schalensitze
Wie es sich für einen solchen Rennwagen gehört, entfernten die Jungs von HK-Engineering zur Gewichtsreduzierung teilweise die Innenausstattung und bauten wegen der Sicherheit einen Überrollkäfig für den kompletten Innenraum mit Abstützungen zu den hinten Stoßdämpferaufnahmen ein. Schließlich verbaute man noch einen Satz Schalensitze und einen VDO-Drehzahlmesser, um für die Rallye Carrera Panamericana gerüstet zu sein.
Dort fuhr das Auto im Jahr 2001 und im Jahr 2002, berichtet der heutige Besitzer Ralf Weber aus Hofheim. Im Jahr 2002 waren Dr. York Seifert und Guido Hommel die Piloten am Volant der Heckflosse. Während York Mitglied im 300 SL Club und dort der Redakteur im Clubmagazin ist, ist Guido derjenige, der jedes Jahr ein Auto für die Lebenshilfe in Giessen spendet, erklärt Weber.
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Der Mercedes-Oldtimer kam wieder nach Deutschland
Im Jahr 2003 wurde das Fahrzeug als Eigentum von Guido Hommel wieder von Mexiko nach Deutschland zurück transportiert. Nach dem Rücktransport aus Bremerhaven war das Auto erst einmal ein oder zwei Jahre verschollen. Ein Mitarbeiter von Guido Hommel erzählte mir, dass das Fahrzeug schließlich in einer Halle in Bremerhaven gefunden worden ist, berichtet Weber, 2004 wurde das Fahrzeug zurück transportiert zu Guido, der es dann zwei Jahre in seiner Halle abstellte.
Bei der Panamericana 2002 hat das Fahrzeug zweimal einen Ausritt ins Grüne gemacht, einmal ist es auch über einen terrassenartigen Vorsprung drüber geschlittert. Der rechte Außenschweller war stark eingeknickt. Sicher war es Guido zu aufwendig, das Fahrzeug zu restaurieren. Ich habe es dann im Jahr 2006 gekauft und zwar auf Vermittlung von Thomas Guth, einem Mitarbeiter von Guido, erklärt der Hofheimer.
Der Rallye-Einsatz sorgte für Kampfspuren
Abgesehen vom Schweller blieben die Restaurierungsarbeiten nach dem harten Rallye Einsatz durchaus in Grenzen.Der Motor lief fein, das Fahrwerk war in Ordnung und die Bremsen zu überarbeiten war nicht schwer, meint Weber. Nachdem das Auto technisch und optisch wieder aufbereitet war, wollte der Mercedes-Fan den Wagen auf die Straße bringen. Leider hatte man bei der vorherigen Zulassung offensichtlich das ursprüngliche Auto zugelassen und dann anschließend umgebaut und den umgebauten Zustand nicht in die Papiere eintragen lassen, berichtet Weber.
Historisch korrekter Umbau
Da der Hersteller des Käfigs nicht mehr zu ermitteln war, war es schwierig, diesen eintragen zu lassen. Auch der Umbau des Antriebs und des Fahrwerks stand noch nicht in den Papieren. Das alles musste mit einem aufwendigen Gutachten dargestellt werden, so Weber, der schließlich im Juli 2007 alle technischen Veränderungen eingetragen bekam und auch noch das H-Kennzeichen erringen konnte. In einem Sachverständigen Gutachten erhielt die Heckflosse eine Note von 2,5 und man ermittelte einen Wert von 22.500 Euro.
Der Mercedes-Klassiker dreht heute seine Runden auch auf der Nordschleife
Ich fahre das Auto regelmäßig bei der Bad Homburg Historic Rallye. Darüber hinaus bin ich damit auch schon zwei oder drei Dutzend Nürburgring-Nordschleifen-Runden gefahren, berichtet der Mercedes-Fan, der in den 1990er Jahren bis 2002 mit einem Ford Mustang in historischen Tourenwagenrennen gefahren ist und einer der wenigen stolzen Besitzer eines echten Carrera Panamericana-Wagen ist.
Text: Thomas Frankenstein
Fotos: Thomas Ebeling
Mercedes-Fans Facts
1964 Mercedes-Benz 300 SE (W112)
Antrieb: OHC-Reihensechszylinder, Saugrohreinspritzung, 2,8 Liter, 200 PS, aufgebaut von HK Engineering; Viergang-Schaltgetriebe, Hinteradantrieb
Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung mit Doppelquerlenker, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Scheibenbremsen; Hinten: Eingelenk-Pendelachse, hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Scheibenbremsen
Räder: 6x14-Leichtmetallfelgen mit 205/70 VR14
Sonstiges: Rennfahrzeug der Carrera Panamericana, Luftfederung ausgebaut, Überrollkäfig, Schalensitze vorn, Gewichtsreduzierung durch teilweisem Ausbau der Innenausstattung,
2 Kommentare
6point3
20. September 2013 22:41 (vor über 11 Jahren)
6point3
20. September 2013 22:37 (vor über 11 Jahren)
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