Ein Auto mit Geschichte: Mit dem Mercedes 220 der Baureihe W187 nahm die S-Klasse de facto ihren Anfang. Gleichwohl tauchte die Bezeichnung „S-Klasse“ erst viel später, nämlich 1972 , in der Mercedes-Nomenklatura auf. Herausragendes Merkmal des von 1951 bis 1954 gebauten Oberklässlers war sein neu konstruierter Sechszylindermotor. Neben seiner Bedeutung als automobiler Meilenstein der Mercedes-Histori, versprüht der Benz einen unnachahmlichen Klassiker-Charme. Gründe genüg für Siegfried Krause, sich eines W187 anzunehmen, um ihn nach allen Regeln der Schrauberkunst wieder auf Vordermann zu bringen.

Der W187 und sein automobiler Vorgänger

Konstruktionstechnisch betrachtet, basiert der Mercedes 220 auf dem Typ 170S. Fahrwerk und Karosserie sind nahezu identisch. Allerdings sind die Frontscheinwerfer nun in den Kotflügel eingebettet. Auch der mit reichlich Holz aufwartende Innenraum zeugt eher von einer Auto-Epoche, die ihre Wurzeln in den 30er/40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat. Als echte Neuentwicklung konnte Mercedes hingegen den agilen Reihensechszylinder präsentieren, der seinerzeit beachtliche 80 PS mobilisierte.

Retro-Style beim Mercedes 220

In der optischen Anmutung wirkte der Mercedes 220 allerdings weniger modern. Vielmehr ist die stilistische Abkunft aus Entwürfen der Vorkriegs-Ära unverkennbar: Trittbretter, freistehende Kotflügel, die steil aufragende Kühlerverkleidung und hinten angeschlagene Türen konnten kaum für sich in Anspruch nehmen, eine zukunftsträchtige Designsprache zu sein.

80 PS beleben den Benz

Besagte Leistung von 80 PS wird von einem Sechszylinder-Aggregat (M180) mit obenliegender Nockenwelle bereit gestellt. Der Motor verfügt über 2195 ccm Hubraum. Die Leistung ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h. Übrigens blieb der Motor M180 erstaunlich lange im Produktions-Programm von Mercedes. Die Grundkonstruktion fand mit vielen Modifikationen und Leistungssteigerungen fast 40 Jahre - nämlich bis 1989 - Verwendung.

Der Mercedes begeistert mit technischen Innovationen

Darüber hinaus bot der Mercedes 220 eine ganze Reihe technischer Verbesserungen gegenüber seinem Vorgänger 170S auf. In diesem Zusammenhang sei auf das Heizgebläse hingewiesen. Ferner auf die Sicherheits-Zapfenschlösser, die ein Aufspringen der Türen während der Fahrt verhinderten. Beides wurde wenig später auch in kleineren Klassen zum Standard.

Karosserievarianten erweitern die Modellpalette des W187

Der deutlich höheren Motorleistung entsprechend ist der Mercedes 220 an den Vorderrädern mit Duplexbremsen ausgerüstet. Zunächst gibt es drei Karosserievarianten – Limousine, Cabriolet A und Cabriolet B. Außerdem entstehen zwischen August 1952 und Mai 1953 insgesamt 41 offene Tourenwagen für die Polizei.

Der W187 macht Platz für den Ponton

Im Mai 1954 endet die Produktion der Limousine, nachdem das letzte Cabriolet B bereits ein Jahr zuvor die Sindelfinger Werkshallen verlassen hat. Coupé und Cabriolet A werden noch bis Juli beziehungsweise August 1955 weitergebaut. Danach vergeht mehr als ein Jahr, bis beide Karosserietypen auch vom neuen Mercedes-Benz 220 mit Pontonkarosserie erhältlich sind.

Der Mercedes 220 avanciert zum gesuchten Sammlerstück

In dreijähriger Bauzeit entstanden gut 16.000 Limousinen. Eines der von Sammlern und Oldtimer-Liebhabern mittlerweile sehr gesuchten (und daher preislich auch recht stolz taxierten) Exponate der Baureihe W187 befindet sich heute im Besitz von Siegfried Krause.

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W187: Moderne Technik im Vorkriegsdesign

Tuning meets Classic

Eigentlich kommt der Torgauer aus einer ganz anderen Ecke der Auto-Szene. Siegfried Krause hat sich nämlich in der Tuning-Szene einen ausgezeichneten Ruf als Tuner (Krause-Tuning) und Lackierer erworben. „Service und Qualität sind bei uns das A und O", setzt Siegfried Krause auf die Zufriedenheit seiner Kunden als allerbeste Visitenkarte seiner Firma. Die gleiche Kompromisslosigkeit in punkto handwerkliche Qualität legte Siegfried Krause auch dem Restaurationsprojekt "W187" zugrunde.

Frisches Waldgrün lässt den W187 aufblühen

Ebenso ausgefuchst designte wie aufwändig ausgeführte Custom-Lackierungen sind eine besondere Spezialität des Torgauer Fachbetriebs. Insofern bilden die zuweilen mit ziemlich schrillen Toppings versehenen Street-Cruiser, die üblicherweise vom Hof der Firma Krause-Tuning rollen, einen scharfen Kontrast zu dem in einem gediegenen Waldgrün lackierten Mercedes-Klassiker.

Der Mercedes zeigt klare Kante

Trotz unifarbener Lackierung: „Eintönig“ ist der W187 kein bisschen. Im Gegenteil: Dieser Mercedes ist nicht nur alt, sondern obendrein auch etwas ganz Besonderes. Sei es der Charme einer vergangenen Epoche oder das Sex Appeal der reizvoll gerundeten Karosserie, die nicht vom Diktat des Windkanals designt, sondern von Künstlerhand am Reißbrett gezeichnet wurde - diesem Mercedes gilt bereits vom ersten Moment an die volle Symphatie enes jeden Betrachters.

Der Zahn der Zeit nagte heftig am Mercedes-Benz

So einen guten Eindruck hinterließ der Mercedes allerdings nicht immer. Als Siegfried Krause die Limousine 1996 erwarb, befand sich der W187 in einem eher bemitleidenswerten Zustand. „Der Zahn der Zeit hatte heftig am Auto genagt“, erinnert sich der 56jährige Kfz-Profi. Na ja, wofür ist der Mann schließlich vom Fach? Dementsprechend konnte sich das ganze Knowhow des Teams von Krause-Tuning an dem arg lädierten Mercedes beweisen. Und dass sich die Schrauber und Lackierer des Torgauer Teams nicht nur aufs Tunen, sondern eben auch aufs Restaurieren von Oldtimern famos verstehen: Davon zeugt dieser perfekt instandgesetzte Mercedes W187.

Eine Komplettrestauration bringt den Mercedes in Bestform

Dass der Mercedes auch nach 58 Jahren so glänzend dasteht, verdankt er einem kompletten Wiederaufbau. Fast scheint es, als wäre der W187 gerade erst vom Band gerollt. So taufrisch wirken die Außenhaut, oder aber die mit viel Liebe hergerichtete Inneneinrichtung, die mit ihrer gemütlichen Wohnlichkeit mit jeder guten Stube der 50er Jahre konkurrieren konnte.

Forever young: Der W187 braust dem ewigen Frühling entgegen

Und genau so quicklebendig fährt sich der über ein vollsynchronisiertes Vierganggetriebe geschaltete Mercedes auch! Für damalige Verhältnisse überzeugt der Sechszylinder mit einem flotten Antritt. Zügig beschleunigend braust der W187 durch seinen zweiten Frühling. Auf der Uhr des Mercedes stehen gerade mal 88.605 Kilometer. Eingedenk der Hege und Pflege, die ihm Siegfried Krause angedeihen lässt, wird’s für den Mercedes mit aller Wahrscheinlichkeit sogar ein ewiger Frühling werden.



Fotos: Marcus Berger

Text: Mathias Ebeling

Mercedes-Fans Facts

Fahrzeugtyp: Mercedes 220 (W187)

Baujahr: 1953

Motor: 6 / Reihe, Hubraum: 2195 ccm; Leistung: 80 PS bei 4600 /min

Getriebe: Viergang-Schaltgetriebe

Bremsen: Hydraulisch, auf Vorder- und Hinterräder wirkend; Trommelbremsen vorn und hinten

Räder: Stahlblech-Scheibenräder, 4,50 K x 15

Reifen: 6,40-15

Fahrwerk: Vorne Doppel-Querlenker und Schraubenfedern, Drehstab-Stabilisator. Hinten: Pendel-Schwingachse und Doppel-Schraubenfedern.

Karosserie: Ganzstahlkarosserie auf x-förmigem Ovalrohr-Rahmen

Innenraum: Serie

42 Bilder Fotostrecke | Der zweite Frühling. die S-Klasse von Gestern: 1953er Mercedes W187 blüht wieder auf - Mercedes 220 in Topform! #01 #02