Im Oktober 1997 veränderte ein Fahrmanöver die Welt. Robert Collin vom schwedischen Automobilmagazin Teknikens Värld führte mit einer Mercedes A-Klasse den sogenannten Elchtest durch und kippte mitsamt Auto und Beifahrer um. Damals war die Geschichte ein Desaster, jedoch lernte Mercedes schnell aus den Vorfällen und setzte eine Kampagne in Gang, von der wir heute alle profitieren. ESP ist zum Quasi-Standard in allen Fahrzeugklassen geworden, der Elch gewann weltweit an Popularität und die Marke mit dem Stern setzte eine unfreiwillige PR-Kampagne in Gang, die niemand für möglich gehalten hätte.
So wie der Benz zum Tier, kam auch Nelson Lopes zu seiner A-Klasse. Sozusagen wie die Jungfrau zum Kinde. Eigentlich lagen in seiner Hamburger Wohnung schon Fussmatten mit Fiat Bravo-Schriftzug herum. Aus unerklärlichen Gründen hatte es den gebürtigen Portugiesen ins italienische Lager verschlagen. Das Geschäft mit dem Händler platzte aber in der sprichwörtlichen, letzten Minute, so dass Nelson auf den Ex-Firmenwagen seines Arbeitgebers zurückgriff. Dieser ging nach drei Jahren Nutzung in den Besitz von Nelsons Bruder über, welcher ihn nach nur einem Jahr Haltedauer gegen eine adäquate Ablösesumme abgab.
So wenig ihn die A-Klasse anfangs interessierte, umso mehr wuchs ihm der Wagen mit der Zeit ans Herz. Ein paar Veränderungen sollten es schon sein, um den tiefseeblauen Kompaktwagen aus der Masse hervor zu heben. Die Suche nach Teilen gestaltete sich indes schwieriger als gedacht. Das Angebot der Tuningbranche war überschaubar dünn, dementsprechend war guter Rat teuer und das Internet so nah. Bei den Clubkollegen der Elchfans (www.elchfans.de) fand sich Nelson schnell in guter Gesellschaft und so konnte der Umbau langsamen Schrittes steigen.
Die im Überfluss vorhandene Bodenfreiheit wurde dank eines Sportfedernsatzes um 40mm reduziert. Union Leichtmetallräder in 7,5x17 Zoll sorgen mit der 205/40er Bereifung für einen ansprechenden, optischen Auftritt. Eine Tuningfront von CarLine Tuning sorgt für ein recht heftiges Facelift. Unter dem lackierten Grill machen sich drei riesige, vergitterte Lufteinlässe breit. In die beiden äusseren baute der Kaufmann Micro DE- Nebelscheinwerfer von Hella. Scheinwerferblenden von Inden Design geben den ansonsten recht grossen Augen etwas Katzenhaftes.
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Schaut man sich den Wagen nun von der Seite an, fallen die gedrehten Schwellerverkleidungen von Lumma Tuning auf. Nelson entschied sich für den Anbieter, da die Teile seiner Meinung nach bestens zu dem Gesamtkonzept des Fahrzeugs passen. Lumma lieferte dann auch den Dachspoiler, welcher die Abrisskante optisch verlängert.
Die Heckstosstange bekam ein Diffusor-Unterteil anlaminiert. Auch hier findet sich das typische Racegitter wieder, nur wird es diesmal von den beiden Endrohren des modifizierten Supersprint-Endschalldämpfers durchbrochen. Der Sound ist nicht von schlechten Eltern. Und damit den tiefen Tönen auch ein paar Taten folgen können, wurde der Vierzylinder per OBD-Chiptuning von den serienmässigen 102 PS auf 119 PS gebracht.
Schwingen wir nun die Türen auf und schauen uns den Innenraum an. Als erstes fällt das in Mondsilber Metallic lackierte Armaturenbrett auf. Das Serienlenkrad tauschten Nelson und seine Kumpels gegen ein kleineres Modell von Raid. Natürlich heisst es mit Namen Silberpfeil und selbstverständlich kam auch der Airbag wieder mit an Bord. Ebenso auffällig erscheint die Tatsache dass die Seriensitze (zumindest in der ersten Reihe) durch FK Halbschalen ersetzt wurden. Hosenträgergurte von Schroth halten die Piloten sicher im Sitz.
In Sachen Interieur hat Nelson wirklich ganze Arbeit geleistet. Alle Modifikationen aufzuzählen würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, die ganze Auflistung findet sich am Ende des Artikels. Nur soviel: Es gibt kaum ein Teil, was nicht verchromt, lackiert, beleuchtet oder zumindest ausgetauscht wurde.
Auch in puncto Car-HiFi trägt Nelson dick auf. Panasonic Receiver, JVC DVD-Player und -7 Monitor gehen eine grosse Koalition im Cockpit ein. Drei Verstärker (zwei Mal Crunch und ein Audio System Exemplar) bereiten die Klänge auf, bevor sie über Lautsprecher von SinusLive und Infinity auf die Insassen losgelassen werden. Klappt man den Kofferraum auf, schwenken zwei 12,1 Zoll Monitore nach unten weg und geben den Blick auf den Crunch Subwoofer und die restlichen ICE-Komponenten frei.
Dafür dass Nelson um ein Haar Fiat-Fahrer geworden wäre, hat er seinen Geschmackswandel konsequent und bis ins letzte Detail vollzogen. Diverse Auszeichnungen auf Treffen (u.a. 1.Platz in der Kategorie A-Klasse beim Mercedes-Treffen Harsewinkel 2009) geben ihm recht, seinen Jack weiter auszubauen. Moment, wieso Jack? Nun, Nelson steht auf den Film Titanic. Und genau wie in dem Streifen Rose und Jack (gespielt von Kate Winslet und Leonardo DiCaprio) erst auf den zweiten Blick zueinander finden, hat Nelson erst über einen Umweg zu seinem A gefunden. Na dann bis dass der TÜV Euch scheidet!
Text & Fotos: Igor Vucinic
Mercedes-Fans Facts
1988er Mercedes A 160, Typ W168
Antrieb: 1598 ccm-Reihenvierzylinder mit 75 kW (102 PS), OBD-Chiptuning auf ca. 88 kW (119 PS), Raid HP Sportluftfilter, modifizierte Luftansaugung, Spiegelfolie an Motorhaubeninnenseite, modifizierter Auspuff mit umgebautem Supersprint Endschalldämpfer; 5-Gang-Schaltgetriebe
Räder: Union in 7,5x17 ET35 kit Star Performer Reifen in 205/40 R17
Fahrwerk: 40mm Tieferlegungsfedern von Fintec
Karosserie: Neulackierung in original Tiefseeblau, CarLine Frontschürze mit Streckgittereinsätzen und Hella DE Nebelscheinwerfern, Scheinwerferblenden von Inden Design, Lumma Seitenschwellerverkleidungen und Dachspoiler, Diffusor an die Heckschürze anlaminiert und mit Streckgitter bestückt, blaue Seitenblinker, Lufteinlass und Scheibenwischerspoiler blau lackiert, Heck- und Seitenscheibe nachtschwarz getönt, Türgriffe und Zierleisten in Wagenfarbe
Innenraum: Armaturenbrett in Mondsilber Metallic lackiert, Raid Silberpfeil Lenkrad, Instrumente blau beleuchtet und chromumrandet, Chromschaltknauf mit blau beleuchteter Schaltgrafik, Carlsson Handbremshebel, Chrom Lüftungsregler FK Halbschalensitze, elektrische Schroth Hosenträgergurte, Alu-Pedale vom A210 Evo, beleuchtete AMG Einstiegsleisten,
ICE: Panasonic CQ-C 9901N Receiver, DVD-Player im Handschuhfach, JVC 7-Monitor in der Mittelkonsole, zwei 12,1-Monitore im Kofferraum, drei Verstärker (1x Audio System F4-600, 1x Crunch V-600, 1x Crunch V-150), 1 Farad PowerCap, Tiefmitteltöner vorne von SinusLive (SL-16), Hochtöner Neo 28S, hinten Infinity Reference Series 5022 Lautsprecher, Crunch X-Fat 401 Subwoofer
55 Bilder Fotostrecke | Die garantiert kippsichere A-Klasse: Das Kind, die Jungfrau und ein A
2 Kommentare
McDell
17. September 2009 22:53 (vor über 15 Jahren)
HanSchopp
17. September 2009 17:13 (vor über 15 Jahren)
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