Do-it-yourself-Wohnmobil mit Stern und smart Roadster inside

Kongeniales Gespann: Mercedes-Viano mit Eigenbau-Trailer im Viano-Look

Do-it-yourself-Wohnmobil mit Stern und smart Roadster inside: Kongeniales Gespann: Mercedes-Viano mit Eigenbau-Trailer im Viano-Look
Erstellt am 7. Oktober 2016

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen, drum nehm ich meinen Stock und Hut und tät das Reisen wählen.“, heißt es in einem Lied des deutschen Dichters Matthias Claudius (1740-1815). Die Zeile wurde zum geflügelten Wort und ist sozusagen seit über 200 Jahren das Motto der reiselustigen Deutschen. Ja, reisen tun die Deutschen gern......nur mögen heutzutage nicht mehr alle mit Stock und Hut in die Ferne schweifen. Peter Pfeil zum Beispiel wollte lieber mit einem Wohnmobil/Trailer und zugleich mit seinem smart Roadster in die nahe und weite Welt hinaus. Praktisch, chic, individuell und nicht unerschwinglich kostspielig musste der Reisegefährte auf Rädern sein. Und also entschloss sich der heute 64-Jährige, einen handelsüblichen MB Viano zwecks Umbau anzuschaffen und dazu noch einen Trailer im Viano-Look zu bauen. Mercedes-Fans.de erzählte Peter Pfeil seine Geschichte von dem kongenialen Mercedes-Benz Gespann, das genaugenommen ein Daimler-Trio ist, weil es ja auf Reisen auch noch einen smart Roadster beherbergt.

Der Macher

Im schönen Vogtland ist Peter Pfeil daheim. Bis vor 2 Jahren war der 64-Jährige im Außendienst in Sachen Modellbau unterwegs. Glückliche Fügung: Hobby und Beruf gingen hier Hand in Hand, denn Peter Pfeils Hobby seit Jugendtagen war ja Modellbau. Von daher rühren auch seine umfassenden Kenntnisse in Sachen Kunststoffverarbeitung, GFK-Technik sowie das handwerkliche Talent – freilich nur bis zum maximalen Maßstab 1:8. Das kommende Projekt freilich sollte lebensecht in Originalformat 1:1 entstehen. Na, klingelt da nicht was? Ähnliches hat man doch schon mal gesehen, oder? Na klar: Im „Der Flug des Phönix“, einem Hollywood-Film aus dem Jahr 1965 spielt Hardy Krüger alias Heinrich Dorfmann einen Modellflugzeugkonstrukteur, der aus den kümmerlichen Überresten einer über der Sahara abgestürzten Transportmaschine ein „richtiges“ Flugzeug zimmert und zum Lebensretter wird. Nun, um Leben und Tod ging es bei Peter Pfeils Projekt zwar nicht gerade, aber dafür um die Verwirklichung einer großartigen Idee. Nun aber zu der eigentlichen Geschichte des einmaligen Mercedes-Benz Viano-Trailers


Die Idee

"Vor 4 Jahren schaffte ich mir einen Mercedes-Benz Viano an. Ich wollte den Van u.a. für Urlaubsreisen nutzen. Ein Viano in der Marco Polo- Version als Campmobil wäre eigentlich dafür perfekt gewesen, aber der Anschaffungspreis ist ja nicht ganz ohne. Dazu kam, dass man natürlich immer die Campingausstattung im Alltagsbetrieb mit an Bord hat. Darum entschied ich mich dann für einen Mercedes-Benz Viano in der Standardversion. Für die geplanten Reisen baute ich ein Küchenmodul, Staumodul und eine Liegefläche ein. Mit einem passenden Busvorzelt hatte ich dann mein Campmobil. Die erste Reise damit führte uns in die Schweiz, weitere Reisen damit nach Österreich und Südtirol. Wie man aus den Reisezielen erkennen kann, lieben wir die Alpen. Auch eine Urlaubsreise mit meinem kleinen Cabrio, ein Smart Roadster Brabus führte uns in die Alpen. Mit diesem Cabrio auf den Hochalpenstraßen zu fahren, ist einfach genial! Das Problem ist leidier, dass die 400 Kilometer lange Anfahrt von meinen Wohnort ins Hochgebirge im smart für uns etwas zu strapaziös ist. Die Frage war: Wie lässt sich komfortables Campen mit dem Viano und smart-Fahrspaß miteinander verbinden? Das brachte mich nun auf die Idee, auf der Basis eines PKW-Transportanhängers, einen Trailer zu bauen, mit dem sich der smart auf Reisen mitnehmen kann und der als Wohnwagen nutzen kann"

Der Plan

„Die Basis für den Wohnwagenaufbau war in Form eines doppelachsigen PKW-Trailers der engl. Firma Brain James bald gefunden. Man hätte relativ einfach einen Aufbau mit GFK-Sandwichplatten realisieren können, doch dann hätte man eben nur einen mehr oder weniger rechteckigen Kastenaufbau. Mein Ziel war es aber, einen Aufbau zu realisieren, der zur Zugmaschine, dem Viano, auch optisch passt. Von der Höhe wollte ich nicht wesentlich höher gehen wie das Zugfahrzeug, um keine „Schrankwand“ hinterher ziehen zu müssen. Deshalb sollte das Dach in der Höhe verstellbar sein, um im Inneren genügend Stehhöhe zu besitzen“
Ein hochfahrbares Dach ist immer eine gute WoMo-Installation und ebenso praktisch wie komfortabel. Aber das Umsetzen dieses Gedankens sollte sich später als eine der größeren Herausforderungen des Projekts erweisen.


Es geht los

„Im Jahr 2012 begann ich mit dem Umbau. Da ich aber zu diesem Zeitpunkt noch berufstätig war, blieben mir lediglich die Wochenenden, um zu werkeln. Folglich ging es also nur schleppend voran. Da ich keine Halle zu Verfügung hatte, schalte ich meinen Carport mit Dämmplatten ein, um auch an Herbsttagen und milden Wintertagen bauen zu können.

 Auf gut Glück: Wer braucht schön Konstruktionspläne?

„Der Aufbau erfolgte intuitiv, eine Konstruktionszeichnung hatte ich nicht. Über mein Vorhaben tauschte ich mich mit Freunden und Bekannten aus, die mich auch mit Rat und teilweise mit Tat unterstützten. Begonnen wurde mit Stellern, die aus Holzschichtplatten zugesägt wurden und auf der Anhängerplattform befestigt wurden. Das Profil dieser Steller, war der Silhouette des Viano nachempfunden. Mit Hartschaumplatten wurden die Außenwände erstellt. Um die Linienführung und Rundungen mit den Hartschaumplatten ausführen zu können, wurde der Hartschaum mit einen heißen Draht geschnitten. Dann wurde die Oberfläche geschliffen und mit einer Leichtspachtelmasse geglättet.“

Der Rohbau steht

„Dieser Rohbau wurde dann mittels GFK-Technik laminiert. Ein Schichtaufbau mit Epoxidharz und Glasfasergewebe, verlieh der Konstruktion die nötige Stabilität. Man musste darauf achten, möglichst sauber zu arbeiten, denn alle Unebenheiten mussten ja später durch Spachten und Schleifen geglättet werden. Als Seitenfenster sah ich die Originalscheiben vom Viano vor. Die Ausschnitte dafür wurden in MDF-Platten eingearbeitet, die dann ebenfalls mit GFK laminiert wurden. Die Heckklappe wurde ähnlich wie die Seitenwände hergestellt. Das Dach wurde auf einer Unterkonstruktion aus Aluprofil ebenfalls in GFK-Technik gefertigt. Im Frühjahr 2015 war dann der Rohbau fertig.“

 Alles gut bedacht

„Nun musste die Hubtechnik für das Dach und die Heckklappe installiert werden. Für das Dach wurden im Frontbereich zwei elektromechanische Hubstützen angebracht , die das Dach pultartig anheben. Die Öffnung der Heckklappe wird mittels seitlich angebrachter Gasdruckfedern unterstützt. Die ganze Mechanik funktionierte nicht ganz problemlos von Anfang an, einiges musste noch umgebaut werden, doch zum Sommer 2015 funktionierte alles so, wie es sollte“

 Lack mich!

„Jetzt konnten die Vorbereitung für die Lackierung beginnen. Obwohl ich versucht hatte beim Laminieren so sauber wie möglich zu arbeiten, war noch jede Menge an Spachtel- und Schleifarbeit zu erledigen, um eine ordentliche Oberfläche zu erhalten.Die Lackierarbeiten wurden durch eine professionelle Lackiererei ausgeführt. Als Kolorit für den Wohnwagen wurde der Farbton des Mercedes-Benz Viano gewählt.“

 Im Herbst 2015 konnte der Innenausbau beginnen

„Im Frontbereich des Wagens wurde eine kleine Küchenzeile mit Kühlbox und Spülbecken installiert. Daneben eine Waschmöglichkeit und eine Toilette. Die Toilette und die Kühlbox sind in der Schrankzeile untergebracht und bedarfsweise herausfahrbar. Im Stauraum unter den Boden, wurden ein Frischwassertank und ein Abwassertank angebracht. Die Verkleidung der Wandflächen wurde mit 3mm Pappelsperrholz, das mit Kunstleder bezogen wurde vorgenommen. Staufächer wurden seitlich angebracht. Dabei musste beachtet werden, dass natürlich noch genug Platz für das Cabrio bleibt. Deshalb auch die Betten seitlich klappbar, ebenfalls die Sitzhocker.“

 „Die Stromversorgung einmal mit einen Stromkreis mit 220V (auf Campingplätzen sind ja entsprechende Anschlussmöglichkeiten gegeben) und einmal über einen 12V Stromkreis. Gespeist von einem zusätzlichen Akku der mittels eines Solarpanels auf dem Dach gepuffert wird. Das Aufstelldach wurde mit Bezugsstoff bespannt, wie er bei PKW-Himmel verwendet wird. Rechts und links wurden in den beiden seitlichen Aufstellflächen zwei Bullaugen montiert. In der vorderen Ausstellfläche ein Poliplastic-Ausstellfenster. Die Abdichtung der Türen und des Aufstelldachs war nicht ganz problemlos wie überhaupt der Innenausbau doch mehr Zeit in Anspruch nahm, wie ursprünglich gedacht. Doch im August 2016 war es dann soweit, das Gespann war startklar.“
Technische Abnahme durch den Sachverständigen

Vor der Techn. Abnahme durch die DEKRA musste das Leergewicht festgestellt werden. Ein spannender Moment: Würden meine Bestrebungen erfolgreich gewesen sein, möglichst leicht zu bauen, um genügen viel Zuladung unterzubringen (smart u. Ausrüstungsgegenstände?). Die Fahrt auf die Waage wurde zum Moment der Wahrheit. Puuh, das Leergewicht beträgt rund 1.360 kg und der Anhänger ist bis zu einem Gesamtgewicht von 2,6 Tonnen zugelassen. Damit gibt`s genügend Ballast-Reserve für smart und Ausrüstung. Die Abnahme durch die DEKRA verlief denn auch problemlos.“


Geglückte Jungfernfahrt

„Den Smart mittels einer elektrischen Seilwinde an Bord zu hieven, funktionierte auch tadellos. Nun konnte es endlich mit dem Mercedes-Benz Viano-Gespann auf Reisen gehen. Unsere erste Tour führte uns zum Caravansalon nach Düsseldorf - mal schauen, was die Industrie an Neuheiten so zu bieten hat. In Düsseldorf parkte ich auf dem Caravan Center an der Messe, wo unserer Gespann gleich zum Blickfang wurde.Nicht wenige Messebesucher fragten nach den Hersteller meine Gefährts. Es gab viele anerkennende Worte von Camping-Enthusiasten, als ich erklärte, dass ich alles in Eigenregie gemacht habe.“
Günstig reisen. Danke Viano!

„Die erste große Reise, die wir bis dato unternehmen konnten, verlief problemlos. Erstaunlich war für mich der moderate Spritverbrauch des V6 Dieselmotors. Trotz der max. Reisegeschwindigkeit von 100km/h auf der Autobahn, die nahezu immer per Tempomat gehalten wurde, lag der Durchschnittsverbrauch bei lediglich 10,2 Liter.In Nachhinein muss ich schon eingestehen, dass es etwas verrückt war, so ein komplexes Projekt, als Heimwerker anzugehen. Ohne entsprechende Werkstatträume, ohne konkrete Konstruktions- und Bauunterlagen. Die Arbeitsstunden habe ich nicht gezählt, ist aber auch nicht so wichtig, denn das Bauen und Tüfteln hat immer Spaß gemacht. Aber mal ehrlich, 4 Jahre sollte das Projekt von Beginn bis zur Fertigstellung eigentlich nicht dauern. Gut, dass ich über all die Jahre Hilfe und Helfer hatte. Bedanken möchte ich mich bei allen, die mich mit Rat und Tat unterstützt haben. Besonders bei meiner Frau, die immer viel Verständnis für meine Hobbys hat.“ (Bilder: Peter Pfeil)

Autor: Mathias Ebeling

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1 Kommentar

  • sp2thomas

    Sp2thomas

    @ Peter Pfeil Bist Du beim Smart Roadster Board (ch), oder im V-Club Vorum? MfG Thomas Hahn

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