Vor zwei Jahren stellten wir Edmund Ullrichs bildhübschen und toprestaurierten Mercedes 180 der Baureihe W120 (B-III) erstmals vor. Schon damals präsentierte sich sein Benz in einem absoluten Traumzustand. „Aber perfekt ist die Story deswegen nicht, denn demnächst bin ich als Gespann unterwegs“, nahm Uwe uns seinerzeit das Versprechen ab, seinen Ponton-Mercedes mit dem damals noch in der Restauration befindlichen Bestattungsanhänger von Westfalia erneut abzulichten. Und tatsächlich ist das bemerkenswerte Ensemble einen “zweiten Blick“ wert.
Westfalia: Fahrzeugbau mit Tradition - und kultigen Produkten
Heute ist die Marke Westfalia vor allem für ihre pfiffig ausgestatteten Camping-Mobile bekannt. Doch hat der in Rheda-Wiedenbrück bei Bielefeld ansässige Fahrzeugbauer seine Wurzeln im Anhängerbau – und deshalb seit jeher praktische Produkte für die unterschiedlichsten Anwendungen und Transportbedarfe im Programm.
Ein Schreiner betätigt sich als Mann für alle Fälle
Darunter findet sich auch die vom Ponton-Mercedes auf den Haken genommene Bestattungsvariante (Typ 250G), welche 1967 bei Westfalia gefertigt worden war.
Ein Schreiner hatte den Anhänger zu jener Zeit geordert. Wie damals nicht unüblich, hatte der in der Holzverarbeitung versierte Handwerker sich zugleich als Sargmacher und Bestatter betätigt.
Dem dahinsiechenden Bestattungsanhänger droht selbst das Ende
Nach etlichen Dienstjahren wurde der Anhänger jedoch ausgemustert, um fortan auf dem Betriebshof der Tischlerei vor sich hin zu gammeln. Fast hätte den Bestattungswagen seinerseits das Zeitliche gesegnet – da kam zu dessen Glück Mercedes-Fan Edmund des Weges. „Im rundlich designten Anhänger sah ich die ideale Ergänzung meines Ponton-Mercedes“, blickt Edmund zurück und ergänzt: „Ich war mir sicher, dass die beiden zusammen ein ebenso hübsches wie interessantes Tandem bilden würden.“
Der Mercedes 180 begeistert als Einzelgänger
Fraglos ist der zweifarbige Mercedes 180 der Baureihe W120 B-III für sich genommen bereits ein hinreißender Hingucker. Übrigens: Schon seit 1987 befindet sich der Klassiker in Edmunds Besitz.
„Als ich den Mercedes 180 vor über 30 Jahren erwarb, war er allerdings in einem fürchterlich schlechten Zustand. Der Zahn der Zeit hatte dem Benz nämlich dermaßen heftig zugesetzt, dass eine aufwändige Komplettrestauration unumgänglich war.“
Der W120 kommt wieder in Form
„Die Karosserie zeigte an vielen Stellen erhebliche Rostschäden“, blickt der Versicherungsmakler zurück. „Um den verwohnten und von den etlichen Vorbesitzen offenkundig immer nur notdürftig reparierten Innenraum war es kaum besser bestellt.
Alles in allem standen gut 2.000 Arbeitsstunden an, um den Mercedes180 wieder tadellos herzurichten“, berechnet der Remscheider den beachtlichen Restaurationsaufwand. Als Teileträger fungierte hierfür ein eigens gekauftes Schlachtfahrzeug. „Soweit möglich, habe ich natürlich Originalteile verbaut“, erläutert der Mercedes-Fan.
Perfektion bis ins Kleinste
„Zahlreiche Parts wurden vor der Montage verzinkt oder wie die Abgasanlage aus Edelstahl gefertigt, damit der instandgesetzte Mercedes über lange Jahre dem Zahn der Zeit erfolgreich trotzen kann“, berichtet der passionierte Hobby-Schrauber.
Neben sorgfältiger Handwerksarbeit legt Edmund großen Wert auf Detailtreue. Davon legt das hübsch drapierte Interieur ein beredtes Zeugnis ab. Besondere Highlights der schmucken Kabine stellen das Becker-Radio (Mexiko) und der kultige Plattenspieler dar. „Nach Letzterem habe ich über ein Jahr gesucht“, merkt der 64jährige mit hörbarem Stolz auf seinen bemerkenswerten "Fund" an.
Gekrönt wird die akkurate Instandsetzung des Mercedes von einer Zweifarblackierung in Rot und Schwarz – eine Farbkombination, die damals auf Wunsch geordert werden konnte.
Attraktives Anhängsel
Gewissermaßen als Krönung seines Ponton-Projekts erweitert Edmund den Mercedes 180 mithilfe des interessant linierten Westfalia-Bestattungsanhängers, dem ebenfalls eine sorgfältige Restauration und die gleiche Zweifarblackierung zuteil wurden, zu einem Duo von besonderer Eleganz. In die Wiederherstellung des knuffig-rundlichen Karrens investierte der passionierte Hobbyschrauber nochmals beachtliche 800 Arbeitsstunden.
Ponton und Anhänger bilden ein schönes Paar
Rollende Ruhestätte
„Die Kotflügel habe ich komplett neu angefertigt und die Achse für die Verwendung mit dem Mercedes 180 als Zugfahrzeug umgebaut“, erzählt Edmund. Zwecks Harmonisierung der Optik kommen die Rad-Naben eines Mercedes 190 SL (W121) zum Einsatz. Solchermaßen nun wieder in neuem Glanz – und dank Sargschiene und -Schlitten in voller Funktionalität! - hergerichtet, könnte der Westfalia-Anhänger sogar wieder für Bestattungen eingesetzt werden.
Gleichwohl nutzen Edmund und seine Gattin Bärbel den Westfalia-Anhänger lieber als mobile Übernachtungsmöglichkeit. Denn die beiden Mercedes-Fans sind mit ihrem Ponton gerne und viel auf Reisen. „Da ist es gut, immer einen Schlafplatz dabei zu haben“, geben sich beide pragmatisch.
Mercedes-Fans Technische Daten
Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 180 B (W120 B-III)
Baujahr: 1960
Motor: Vierzylinder-Reihenmotor, Hubraum: 1897 ccm, Leistung: 68 PS bei 4.400 U/min
Getriebe: Viergang-Schaltgetriebe, Lenkradschaltung
Bremsen: Trommelbremsen vorne und hinten
Räder: Mercedes, 4,5 x 13 vo/hi
Reifen: Michelin, 640-13 vorne und 700-13 hinten
Fahrwerk: Doppel-Querlenker, Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfer, Drehstab-Stabilisator vorne und Eingelenk-Pendelachse, Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfer hinten
Karosserie: Selbsttragende Ganzstahlkarosserie, Original Webasto-Faltschiebedach, Bordsteintaster, Lackierung in Schwarz (040) und Rot (516), Westfalia-Bestattungsanhänger Typ 250G (Baujahr 1967)
Innenraum: Frontscheibe mit Tönung, durchgehende Sitzbänke
ICE: Becker „Mexiko“ mit mechanischem Sendersuchlauf, Plattenspieler
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