Ein Mercedes-Benz 280 S W108 macht den Abgang

Sub & optimal: 67er Mercedes-Benz 280 S ist dem Untergang geweiht

Ein Mercedes-Benz 280 S W108 macht den Abgang: Sub & optimal: 67er Mercedes-Benz 280 S ist dem Untergang geweiht
Erstellt am 5. April 2019

Wer als MIB viel Aufmerksamkeit gewinnen will, braucht manchmal einfach nur einen ikonisch gestylten Stern mit weniger Bodenfreiheit. Das jedenfalls ist das Erfolgsrezept von Serdal Yumurtaci. Der 30jährige Elektriker sorgt mit seinem 67er Mercedes-Benz 280 S W108-Airrider dafür, dass der Funke der Begeisterung bei vielen Mercedes-Fans und den Freunden schöner Automobile sofort überspringt.

Ein Kindheitstraum kommt ins Rollen

Seit Mai 2018 ist Serdal im Besitz des zeitlos schönen Mercedes. „Der Mercedes W108 ist das Dreamcar meiner Kindheit. Den musste ich einfach irgendwann mein eigen nennen“, bekennt der Niederrheiner seine tief empfundene Sympathie zum schicken Stern.

Dieser Stern ist „zeitlows“

Sein erstes Coming Out als Lowrider hatte Serdals Mercedes-Benz 280 S Baujahr 1967 auf dem Mercedes-Fans.de Event SCHÖNE STERNE 2018 in Hattingen auf Henrichshütte. Nicht nur bei SCHÖNE-STERNE-Besuchern mit Fotohandy hat es bei dem Anblick des „ultimatief“ versenkten Stern seinerzeit ganz oft „klick" gemacht. Überall dort, wo der cremeweiße Mercedes vorfährt, wird er von Gernfahrern sogleich als Leckerschmecker für den Sehsinn registriert. „Der W108 ist ein absoluter Hingucker, weil man dieses Modell hier in unserer Gegend so gut wie sonst gar nicht mehr zu sehen bekommt,“ berichtet Serdal. Selten gesichtet, aber unvergessen ist dieser Benz. Umso mehr macht das Wiedersehen Freude. Und wer den Wagen zu seinen Hochzeiten nicht erlebte, weil er da vielleicht noch flüssig war, der spürt beim ersten Kontakt, dass er hier wirklich etwas Großartigem begegnet.

Im Rückspiegel: Mercedes-Benz W 108/109 (1965 bis 1972)

Als Nachfolger der Heckflossenmodelle W111 /112 legte die Marke mit dem Stern im August 1965 den W108 als neues Spitzenmodell auf. Er wurde zunächst als 250S, 250SE und 300SE gebaut. Neu gegenüber seinen Vorgängern waren die Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Bei den Motoren griff man für die 250er Modelle auf aufgebohrte Blöcke der 220er Reihe zurück. Mit der Karosserieform des würdevoll daherkommenden Oberklassewagens gelang dem für das Design zuständige Paul Bracq ein Entwurf von zeitloser Eleganz


Im März 1966 wurde die Modellpalette um den Typ 300 SEL erweitert, der einen gegenüber dem Basismodell um 100 Millimeter verlängerten Radstand besitzt. Der Raumgewinn kommt dabei ausschließlich dem Fußraum im Fond und der Einstiegsbreite der Fondtüren zugute. Wie bei seinem direkten Vorgänger mit gleicher Typenbezeichnung gehört auch beim neuen Typ 300 SEL Luftfederung zur Serienausstattung. Übrigens: Werksintern sind die Typen mit konventioneller Federung in der Baureihe W108 zusammengefasst, der luftgefederte 300 SEL wird jedoch unter der Bezeichnung W 109 einer eigenständigen Baureihe zugeordnet.

Die Produktion der Typen 250 SE und 300 SE endete Anfang 1968. Als Nachfolger wurden im Januar die Typen 280 S und 280 SE präsentiert. Sie unterschieden sich von den Vorgängern nur in der Motorisierung und in einigen Ausstattungsdetails. Als Spitzenmodell der Modellreihe kam im März 1968 der Typ 300 SEL 6.3, der den kraftvollen V8-Motor und das Automatikgetriebe des Mercedes-Benz 600 inne hatte, ins Rollen.

Würdigung eines großartigen Paul Bracq-Entwurfs

Mit modernen und schwungvoll modellierten Linien ließen W108/W109 ihre Vorgänger W111/W112, welche ja noch mit den ebenso großen wie markanten Heckflügeln versehen waren, insgesamt betrachtet ziemlich "alt" aussehen.
Das gefiel. Das kam an. Die schnörkellose Designsprache des neuen Oberklasse-Stern wies denn auch dem Styling der rangniedrigeren Mitgliedern der Mercedes-Benz-Modellfamilie den Weg. Und das war gut so.

Ein 52 Jahre altes Auto, das noch heute fasziniert

Darüber, dass die Marke mit dem Stern vor über fünf Jahrzehnten Automobile baute, die auch in unseren Tagen und wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit so wunderbar anmuten, ist Serdal hin und weg. Was begeistert ihn noch an seinem W108: Es ist das Gesamtpaket aus Eleganz, Würde, Niveau und Souveränität der Erscheinung, einem hervorragenden Eindruck des Innenraums und einer Sanftheit des Fahrens.

Flotter Dreier im noblen Stern

Es gehört zu den bemerkenswerten Randnotizen dieses Baureihe, dass sie sich für einen flotten Dreier zuweilen nicht zu schade war - wenn es denn die Ausstattung so wie etwa in Serdals 280 S hergab. Der Wählhebel für das 4-Gang Automatikgetriebe ist in seinem Benz nämlich am Lenkrad und nicht oberhalb des Kardantunnels positioniert. Durch diese seinerzeit nicht oft gewählte Option ist der Wagen in Verbindung mit einem Sitzkissen zwischen rechtem und linken Vordersitz und hochgeklappter gepolsterter Armlehne auch heute noch für drei vorn sitzende Personen zugelassen.

Higher in Love with a low car

Hoch soll der Mercedes-Benz 280 S bei Serdal leben, aber tief muss der Wagen, den seitliche Markierungsleuchten und übereinanderliegenden Rundscheinwerfer als USA-Exportmodell dastehen lassen, liegen. Durch den Verlust an Bodenfreiheit, soll der 52 Jahre alte Mercedes noch mehr an Aufmerksamkeit gewinnen - so lautet die Intention des Lehrauftrags mit dem Serdal im Zeichen des Sterns unterwegs ist:
„Mit dem Luftfahrwerk-Umbau wollte ich demonstrieren, dass man mit einem Klassiker von Mercedes-Benz auch ein jüngeres Publikum ansprechen kann.“ In der Tat zieht der Abgang des Sterns vor allem die Blicke jugendlicher Autoenthusiasten wie magisch an. Bei SCHÖNE STERNE 2018 gehörte sein platt wie ein Pfannkuchen aufgelegter 280 S zu den absoluten Favoriten der Frischlinge im Mercedes-Benz-Fans-Lager. Ob er bei SCHÖNE STERNE 2019 seinen Beachtungserfolg wiederholen kann? Wir werden es erleben, wenn vom 24.-25.August das große Mercedes-Benz Treffen zum zehnten Mal auf Henrichshütte in Hattingen steigt und Serdal, wenn nix dazwischen kommt, die absoluten Höhen und Tiefen im Dasein eines W108 vorführt.

Bildergalerie: Mercedes-Benz 280 S W108 51 Bilder Fotostrecke | Ein Mercedes-Benz 280 S W108 macht den Abgang: Sub & optimal: 67er Mercedes-Benz 280 S ist dem Untergang geweiht #01 #02


Mercedes-Fans Technische Daten

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 280 S (W108)

Baujahr: 1967

Motor: Reihensechszylinder, Hubraum: 2.778 ccm, Leistung: 140 PS

Getriebe: Viergang-Automatik

Bremsen: Original Mercedes 280 S

Räder: Original

Reifen: 205/75 R14 VA/HA

Fahrwerk: Airlift-Luftfahrwerk mit Einzelradsteuerung

Karosserie: Mercedes 280 S mit US-Seitenleuchten und US-Scheinwerfern ( übereinanderliegenden Rundscheinwerfer)

Innenraum: Original Mercedes 280 S

Text & Fotos:‭ ‬Mathias Ebeling

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community