Im Sommer 2017 in einem Garten rein zufällig entdeckt, bot der seit 25 Jahren dort dahindämmernde Mercedes der Baureihe 123 ein ziemlich durchwachsenes Bild. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes! Dann wer so lange rastet, setzt nicht nur Rost, sondern auch jede Menge Moos an! Und so avancierte der Mercedes 300D im Laufe seiner langen Standzeit zum Tummelplatz für allerlei Kleingetier und Buschwerk. Und dennoch springt der unverwüstliche Motor willig an! Eben typisch Baureihe 123!

Beim Benz ist Vieles im “grünen Bereich“

Ja, nicht von ungefähr ist die Baureihe 123 – und hier besonders ihre Dieselvarianten – für ihre robuste Langlebigkeit bekannt. Doch um dieses spezielle Modell, das sich seit knapp einem Jahr im Besitz von Mercedes-Fan Tim Jakubowski befindet, ranken sich nicht bloß Legenden über schier unendliche Laufleistungen sondern richtig echtes Pflanzenwerk. In Hülle und Fülle!

Der Funke springt auch nach 25 Jahren über!

Nach der Wiedererweckung aus seinem 25jährigen Dornröschenschlaf präsentiert sich der von allerlei Buschwerk dicht überwucherte Mercedes als echter "Evergreen" und beweist – als typischer Vertreter der Baureihe 123 – seine enormen "Nehmerqualitäten". Denn es genügte seinerzeit, lediglich eine frisch geladene Batterie anzuschließen, damit der willig anspringende Benz tatsächlich aus eigener Kraft den Trailer erklimmen konnte! Ab durch die Hecke: Das muss ein anderes Fabrikat dem Mercedes erst einmal nachmachen...!

Der Mercedes kommt aufs Abstellgleis

Aber immer schön der Reihe nach! Denn zunächst sei die Geschichte der Entdeckung dieses außergewöhnlichen Blumenfreundes unter den Benz-Youngtimern erzählt! Ausfindig wurde der Mercedes von Tim und Vater Siggi gemacht. Ein Zufallsfund! Denn eigentlich waren Vater und Sohn Jakubowski nach Anröchte gereist – hier stand ein ausgemusterter Bundeswehr-Geländewagen zum Verkauf – um eben jenen Allradler persönlich in Augenschein zu nehmen.

Der Mercedes wird wiederentdeckt!

Bei diesem Besichtigungstermin erspähte Tim im Garten des Verkäufers den dort abgestellten Mercedes 300D. Seit 25 Jahren stand der Wagen hier unbewegt im Freien und war Wind und Witterung schutzlos ausgesetzt. Längst hatte das Buschwerk vom Benz überall Besitz ergriffen. Demzufolge besiedelten Pflanzen die Karosserie und schlugen in dem sich ablagernden Erdwerk des löchrig gewordenen Innenraums Wurzeln.

Die Spuren heftiger Korrosion, welche die Bleche großflächig befallen hat, sind unübersehbar. Keine Frage: Eine Restauration lohnt hier nicht mehr. Doch als rollender Blumenkasten ist der Mercedes auf Auto-Treffen ein Hingucker der besonderen Art.

Tauschhandel: Bier gegen Benz

Der Fahrzeugeigner hatte einfach keine Zeit gefunden, sich um den Mercedes zu kümmern und es aber auch nicht übers Herz gebracht, sich von dem immer mehr vermodernden W123 zu trennen.

Nun aber war die Zeit für Veränderungen gekommen. Im Zuge des Allradler-Verkaufs wechselte daher der Mercedes für zwei Kästen Bier, die kurzerhand auf den für den Geländewagen ausgehandelten Verkaufspreis draufgeschlagen wurden, den Besitzer.

Der W123 als “Tierfreund“

„Die Pflanzen sind alle echt“, betont Siggi, der auch zu berichten weiß, dass in den Jahren nicht nur reichlich Grünzeug, sondern auch das eine oder andere Nagetier im Benz heimisch wurde.

„Im Mercedes haben Mäuse und Eichhörnchen Unterschlupf gefunden und natürlich entsprechende Spuren und Futterreste hinterlassen.“

Der 3,0-Liter Diesel meldet sich unverdrossen zurück

Und trotz der Tatsache, dass der Mercedes über eine so lange Zeit sich selbst und den Naturgewalten überlassen wurde, geschah das zuvor bereits erwähnte Wunder.

„Kaum zu fassen“, erinnert sich Kfz-Mechaniker Tim, „aber wahr: Wir haben eine Batterie angeschlossen, und der 3,0-Liter-Diesel sprang an, sodass der Mercedes aus eigener Kraft die Anhänger-Rampe hinauffuhr“, schildert Mercedes-Fan Tim die erstaunlichen Energieleistung.

Und der Motor? Läuft!

In den letzten Zügen liegt der Mercedes aber keineswegs. Denn der Limousine wohnt nicht nur jede Menge “Flowerpower“ inne.

Vielmehr beeindruckt sie nach wie vor mit einem tadellos anspringenden Motor, dank dessen der W123 auf dem Grundstück der Jakubowskis oder auf Treffen-Geländen – begleitet von den staunenden Blicken verdutzter Besucher - problemlos bewegt werden kann.

Reif für die Schrottpresse – oder den Komposter?

Eine (Teil-)Restauration des Mercedes steht freilich nicht an. Und auch in einer Garage wäre dieser automobile Naturfreund wohl fehl am Platze. „Der Mercedes gehört nach draußen“, sagen beide unisono. "Deshalb stellen wir den Benz an einem Waldstück ab. Dort hat es der Mercedes schön schattig, damit die Pflanzen nicht etwa den ganzen Tag pralle Sonne kriegen“, informieren die beiden achtsamen Bochumer und zeigen damit, dass sie nicht nur ein Händchen fürs Schrauben, sondern auch den grünen Daumen haben. Ihr Schlußwort überrascht daher kaum: „Natürlich werden die Pflanzen regelmäßig gegossen!“

29 Bilder Fotostrecke | Es grünt so grün: Mercedes 300D (W123): 1979er Benz wandelt sich zum Biotop für Flora und Fauna #01 #02

Mercedes-Fans Technische Daten

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 300D (W123)

Baujahr:1979

Motor: Fünfzylinder-Dieselmotor, Hubraum: 2998 ccm, Leistung: 88 PS

Getriebe: Automatik

Bremsen: Original W123, Bremsschreiben rundum

Räder: Mercedes-Stahlfelge in 14-Zoll

Reifen: Continental, 175-14 vo/hi

Fahrwerk: Original W123, vorne Doppel-Querlenker-Vorderachse mit Drehstab-Stabilisator und hinten Diagonal-Pendelachse. Hydraulische Teleskop-Stoßdämpfer, Schraubenfedern, Gummi-Zusatzfedern, Drehstab-Stabilisator vo/hi

Karosserie: Original, “begrünt“ ☺

Innenraum: Original, “bewohnt“ ☺