Geht es um dezentes sportliches W201 Tuning, dann steht der Mercedes-Benz 190 E von Christian Laube eindeutig unter Niveauverdacht. Einfach aber gut gemacht - so präsentiert sich der Baby-Benz, der in dynamischer Hinsicht dank seines 160 Ps starken 2,6-Liter Sechszylinder-Triebwerks über großartige Fahrleistungen verfügt. Mit wenigen Mittel wurde bei diesem Projekt viel Hinguckerpotential geweckt.

Seit einem Jahr ist der Mercedes 190 E Christians Wegbegleiter. Es ist bereits sein zweiter Mercedes-Benz . Bei seinem ersten Stern handelte es sich ebenfalls um einen W201. Mit diesem Wagen machte der heute 26-ährige nach bestandener Führerscheinprüfung seine ersten eigenen Erfahrungen auf dem Sessel des Chefpiloten.

Mercedes 190 Liebe auf den zweiten Blick

Der Vorgänger des aktuellen 190 Weggefährten blieb freilich seriennah. Als Kfz-Mechaniker schraubte Christian zwar gerne an Autos herum, doch bei diesem Mercedes beließ er die Konfiguration so, wie er sie beim Gebrauchtwagenkauf schon vorgefunden hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte es noch nicht so richtig zwischen den beiden gefunkt.

Nach einiger Zeit gingen die zwei dann wieder getrennte Wege. Die Fahrzeuge einer anderen Marke waren zwischenzeitlich in Christians Fokus geraten. Frecher. Jugendlicher. Sportiver. So wünschte er sich seinen Auftritt auf vier Rädern. Allerdings musste er bald feststellen, dass er mit diesen Wünschen nicht alleine war. Viele junge Männer und Frauen im Tuner Fahrerlager teilten mit ihm diese Wünsche. Und sie wollten sie zumeist mit denselben Mitteln verwirklichen. Zwangsläufig blieb somit das Ziel, Individualität zu erfahren, letztendlich auf der Strecke.

Mercedes 190: Du sollst mein Glücksstern sein!

„Wenn man anders sein will, als andere – dann darf man eben nicht mit der Automarke um die Ecke kommen, die alle anderen fahren“, erkannte Christian. Und während er so über seine Zukunft als tuningbegeisterter Automobilist grübelte, kam ihm wieder sein erster Mercedes in den Sinn. „Dieses Modell wäre es doch gewesen, Den hat doch nun wirklich nicht jeder“, dachte er bei sich. Sollte ihm dieser Stern etwa den Weg ins Autoglück weisen? Er sollte! Doch zuvor musste der berühmte Zufall erst noch ein bisschen Schicksal spielen.

Vor zwei Jahren war Christian für den ADAC als Pannenhelfer und gelber Engel unterwegs. Eines Tages wurde er zu einer Unfallstelle gerufen, bei der es galt, Abschlepphilfe zu leisten. Tatopfer war ein Mercedes 190 E, Baujahr 1988. Bei dem Crash war dem Mercedes ein Federbein gebrochen. Der Benz konnte aus eigener Kraft nicht in die Werkstatt gelangen. Christian nahm also den lädierten Wagen an den Haken. Auf dem Weg zum Reparaturbetrieb kam er mit dem Besitzer des W201, der den Abschleppwagen als Mitfahrgelegenheit nutzte, ins Gespräch. Und höre da: Der Unglücksrabe spielte doch tatsächlich mit dem Gedanken, den 190er zu verkaufen.

Der Zufall half nach

Mit dem Ansinnen, einen Käufer für den lädierten Mercedes zu finden, war der Vorbesitzer des 190E bei Christian genau an der richtigen Adresse. Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Da wurde nicht mehr lange überlegt. Schnell ward man sich handelseinig. So geschehen im Februar 2009.

Nachdem sich die Mercedes-Benz 190 E Eigentumsverhältnisse zu Christians Gunsten verändert hatten, machte er sich sogleich daran, die frischen Unfallschäden zu beseitigen. Als Mann vom Fach fiel ihm das auch gar nicht schwer. Auch die ob des Crash notwendig gewordenen Lackierarbeiten gingen ihm leicht von der Hand. Die Angleichung der frischen Farbfelder mit dem Altlack, bei dem es sich übrigens um das 190er Originalkolorit Liasgrau handelt, sind ihm recht gut gelungen.

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Da in der Zwischenzeit in Christian den Entschluss herangereift war, mehr als nur normal aus dem Mercedes zu machen, modifizierte er die Oberflächengestaltung des W201 ein wenig. Die Seitenschwellerleisten und tief heruntergezogenen Serienschürzen erhielten ebenfalls einen Anstrich in Wagenfarbe. Zusätzliche Plastikparts sucht man an dem Mercedes aber vergebens. „Heckflügel? Verbreiterungen? Lufteinlässe? Nein – das ist nicht mein Stil“ erläutert Christian seinen dezenten Tuning-Geschmack.

Der Mercedes wird anders erleuchtet

Darüber hinaus brachte Christian an dem Mercedes weiße Frontblinkergläser in Stellung. Am Heck setzt der W201 gar auf völlig neumodische Art und Weise seine optischen Signale. Denn an diesem Ort geht dem Mercededes mit Klarglas-Rückleuchten ganz transparent das Licht auf. Akustisch wiederum klingt der Mercedes, obwohl sich die Abgase durch Eigenbau-Endrohre mit 65 mm Auslass verflüchtigen, so, wie man ihn kennt.

Dass der Baby-Benz eine athletische Figur macht, liegt vor allem an seinem Fahrwerk. Die Senkung der Karosserie um 60 mm/40 mm VA/HA mittels H&R Federn hat eine ziemlich dynamische Positionierung auf der Piste zur Folge. Die geduckte Haltung steht dem kompakten Viertürer freilich sehr gut zu Gesicht.

Sechs im Auto

Die Vitalisierung der Gesichtszüge korrespondiert ausgezeichnet mit dem Leistungsvermögen des Mercedes 190 E Aggregats. Wenn Christian mit dem W201 von seinem ländlich gelegenen Domizil in die große Stadt fährt, dann ist „Sechs in the City“ angesagt. Seine 190er Ausgabe des W210 wird nämlich von dem vorzüglichen 2,6-Liter-Sechszylinder Aggregat mit 160 PS angetrieben.

Runde Sachen: Brock B1 am Baby-Benz

Mit diesem Motor unter der Haube kann der Mercedes so schnell fahren, wie er heißt – nämlich 190! Weil sich der W201 somit von einer starken Seite zeigen kann, ist es umso wichtiger, dass er seine Bodenhaftung nicht verliert. Um den Kontakt zur Fahrbahn zu halten, griff Christian zu Brock-B1-Rädern in 9 x 16 ET1, die sich mit Hankook-Evo-Pneus in 215/40 ZR16 sportlich profilieren. Die viel tausendfach bewährten Brock Felgen mögen - an heutigen Maßstäben gemessen – vielleicht nicht gerade spektakulär gestylt sein. Ihr 80ties Look passt allerdings perfekt zum 22 Jahren alten Mercedes.

Die inneren 190 E Werte

Sitzt Christian hinterm Steuer seines 190 E, dann gibt er mit einem Holzsportlenkrad von Raid den Kurs vor. Generell wurde im Innenraum ein sportlicher Kurs eingeschlagen. So hielt z.B. ein Überrollbügel Einzug. Ferner wurden Schroth-H-Gurte installiert - jetzt reißt ihn so schnell nichts und niemand mehr vom Hocker.

Im Mercedes wirft man sich in Halbschale

In der ersten Reihe ist überdies sehr beachtlich ummöbliert worden. Hier nimmt man jetzt in Halbschalensitzen Platz. Das sportive Gestühl erhielt übrigens nachträglich einen Bicolor-Lederbezug in Schwarz und Rot. Die sorgfältige Verarbeitung der Häute wie überhaupt das ganze tierisch gut aussehende Resultat ist das Verdienst von Christians Lebensgefährtin Janine.

Das Interieur des W210 war ein Fall für Felle

Janine wachte auch darüber, die Türen mit den zweifarbigen Fellen und den Wagenfond mit schwarzem Leder zu beziehen. Die Rückbank des Mercedes wurde zuvor entfernt. Auf der freien Fläche der Lederlandschaft macht sich gegenwärtig ein Teil der Unterhaltungsabteilung breit. Momentan wäre das musikalische Werk allerdings noch als unvollendet anzusehen. Der Subwoofer fehlt – aber er ist bereits in Arbeit.

Dezent war Trend

Alles in allen erstreckten sich die Umbauarbeiten am Mercedes-Benz 190E über einen Zeitraum von vier Monaten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Denn die Macher haben erreicht, was sie mit ihrem Projekt bezwecken wollten. „Einen Wagen, wie wir ihn haben, fährt bei uns zuhause nicht jeder“, freuen sich Christian und Janine über den hohen Wiedererkennungswert ihres W201, der zweifellos ihr persönlicher Glücksstern geworden ist.

Mercedes-Fans Facts:

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 190 E (W201)

Baujahr: 1988

Motor: 2,6 Liter Sechszylinder, 160 PS, Eigenbau-Endrohre mit 2 x 65-mm-Auslass

Getriebe: Fünfgang Schaltgetriebe

Bremsen: Serie, hydraulische Zweikreis-Bremsanlage mit Unterdruck-Bremskraftverstärker; Scheibenbremsen vorn und hinten

Räder: Brock „B1“ in 9 x 16 ET15 rundum

Reifen: Hankook „Evo“ in 215/40 ZR16 rundum

Fahrwerk: vorn Dreiecks-Querlenker, Drehstabstabilisator; hinten Raumlenker-Hinterachse, Drehstabstabilisator, H&R Tieferlegungsfedern (minus 60 mm/40 mm VA/HA)

Karosserie: Weiße Frontblinkergläser, Klarglas-Rückleuchten, Spoilerstoßstangen und Seitenschwellerleisten in Wagenfarbe lackiert

Innenraum: Raid-Sportlenkrad, Halbschalensitze und Türverkleidungen mit Bicolor-Lederbezügen in Rot und Schwarz, Schrothgurte, Überrollkäfig, Rückbank entfernt

ICE: JVC-Headunit, JBL-Endstufe, Dreiwege-Pioneer-Speaker, Fondausbau mit Leder

Dank an: meine Frau Janine

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