Unter Automobilhistorikern gilt die Baureihe W116 als Meilenstein in der Mercedes-Historie. Das Top-Modell 450 SEL 6.9 kürte die Zeitschrift "auto motor und sport“ gar zum „besten Auto der Welt“. Gleichwohl sahen sportlich ambitionierte Zeitgenossen nach wie vor Modifikationsbedarf und Tuning-Potential. Welche Updates seinerzeit angesagt waren, führt der Mercedes 450 SEL von Frank Olbrich, der im originären Individualtrimm jener Jahre beindruckt, vor Augen.
Der Mercedes 450 SEL: Ein Auto von Format
Im September 1972 präsentierte Mercedes eine komplett neue Fahrzeuggeneration, welche erstmals ganz offiziell als "S-Klasse" tituliert wurde. “Sonderklasse“: Mit dieser Namensgebung war der Anspruch unmißverständlich formuliert. Die S-Klasse sollte in allen automobilen Belangen Maßstäbe setzen – eben das beste Automobil der Welt sein. Auftrag ausgeführt und Mission erfüllt! Ab 1973 rüstete Mercedes die Baureihe 116 auch mit dem hubraumstärkeren 4,5 Liter V8-Motor aus. Zeitgleich erschien der Mercedes 450 SEL, der einen um 100 mm verlängerten Radstand vorweist, um Fondpassagieren (noch) mehr Beinfreiheit zu offerieren.
Ein großer Wurf
Nicht wenige Mercedes-Fans und Freunden der diversen Oberklasse-Baureihen verehren den W116 als formschönste S-Klasse überhaupt. Nun ja, darüber mag es auch andere Meinungen geben, aber fraglos war der W116 – gemeinsam mit dem Coupe R107 - für die Formsprache der Meredes-Flotte stilbildend und wegweisend. So finden sich zahlreiche Design-Merkmale später in anderen Modell-Linien wieder, um auf diese Weise das Mercedes-Gesicht neu zu prägen.
Die S-Klasse geht auf Nummer Sicher
In Bezug auf die passive Sicherheit definiert der mit verstärkter Fahrgastzelle und energieabsorbierenden Knautschzonen ausgestattete W116 ein bis dato nicht gekanntes Referenzmaß.
So ist der Tank nun kollisionsgeschützt über der Hinterachse platziert. Im Innenraum sorgen das stark gepolsterte Armaturenbrett, versenkt angeordnete Schalter und das mit einem großen Pralltopf versehene vierspeichige Lenkrad für größtmöglichen Insassenschutz.
Bling Bling!
Bei allen technischen Pluspunkten seien freilich die optischen Vorzüge der bildhübsch linierten Limousine nicht vergessen! Zudem beschert ein umfangreicher Chrombesatz der ebenso imposant wie sportlich anmutenden Karosserie ein glanzvolles Erscheinungsbild.
Mercedes mit Meriten
„Die firmenhistorische Bedeutung und die besonderen Verdienste um die markenspezifische Formsprache sowie um den technischen Fortschritt im allgemeinen Automobilbau: Dies sind alles gute Gründe, welche auch heute noch für einen Mercedes 450 SEL sprechen“, fasst Frank Olbrich die Vorzüge seines Achtzylinder-W116, den der 49jährige seit 1995 in seinem Besitz hat, prägnant zusammen.
Gewusst wie!
Als Chef seiner Firma “MB-Classic-Service“ weiß Frank natürlich nur zu gut, wovon er spricht.
Denn sein in Beckum ansässiger Betrieb ist auf die Mercedes-Baureihen der 70er, 80er und 90er Jahre spezialisiert. Wartung, Pflege und Reparaturen zählen zum Service des Unternehmens.
Und natürlich das eine oder andere Klassik-Projekt! Als werbewirksame Visitenkarte dient Franks eigener Mercedes 450 SEL, der im zeitgenössischen AMG-Trimm für geweitete Pupillen sorgt.
AMG - die frühen Jahre
Zu Beginn seiner Firmengeschichte fertigte AMG noch keine eigenen Fahrzeuge in Serie, aber kooperierte sehr wohl bereits eng mit Mercedes-Benz. So wurden die Autos aus der laufenden Produktionslinie zu der Tuning-Schmiede gesandt, dort entsprechend der Kundenwünsche modifiziert, um hernach wieder zurück ins Werk zu gehen, wo sie komplettiert wurden. Auch Privat-Kunden gaben ihre Fahrzeuge in die Hände des seit 1976 in Affalterbach beheimateten Veredlers oder bauten mit AMG-Parts ihren Benz in Eigenregie um.
Glanz und Gloria
Den stimmigen Sport-Style jener Epoche repräsentiert Franks Mercedes 450 SEL, der mit Alu-Felgen und einer kompletten Abgasanlage von AMG aufwartet. Lorinser-Federn legen die metallic-rote Karosserie um satte 60/60 mm tiefer.
Für einen optischen Imagegewinn sorgt der Frontspoiler des W116-Flaggschiffs Mercedes 450 SEL 6.9.
Frische Kräfte treiben den Mercedes zu neuen Höchstleistungen
Statt der einstigen 225 Serien-PS, stellt der Achtzylinder in Franks Mercedes mittlerweile über quirlige 265 Pferdestärken zur Verfügung.
Die Mehrleistung resultiert aus dem auf 4900 ccm erweiterten Hubraum, einer manuell einstellbaren Nockenwelle und der Überarbeitung von Ein- und Auslass sowie Ansaugbrücke.
Der Innenraum als Komfortzone
Die tiptop gepflegte Kabine verwöhnt Mitreisende mit einem umwerfend-grandiosem Raumangebot.
Kuschelige Velourpolster, edles Holzdekor und die stimmige Architektur des funktional durchdachten Armaturenträgers prägen das wohlgefällige Ambiente.
Und dank der AMG-Insignien (Silberpfeil-Lenkrad und Tachometer) kommt auch die sportliche Note angemessen zur Entfaltung, ohne dabei den eleganten Charakter des gemütlichen Interieurs zu konterkarieren.
29 Bilder Fotostrecke | Gut, besser, Benz: Mercedes 450 SEL: 1979er W116 besticht mit Kraft und (S-)Klasse
Mercedes-Fans Technische Daten
Fahrzeugtyp: Mercedes 450 SEL (W116)
Baujahr: 1979
Motor: V8-Motor (Basis: 4.520 ccm und 225 PS), Hubraumerweiterung auf 4.900 ccm, Nockenwelle mit manueller Einstellung, Ein- und Auslass sowie Ansaugbrücke bearbeitet, komplette AMG-Abgasanlage, Leistung: 265 PS, Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
Getriebe: Dreistufige Automatik
Bremsen: Originale Scheibenbremsanlage
Räder: AMG, 8,0 x 16 vorne und 9,0 x 16 hinten
Reifen: Continental „Sport Contact“, 225/50-16 vorne und 245/45-16 hinten
Fahrwerk: Lorinser-Federn, minus 60/60 mm, Spurplatten rundum: 2 x 15 mm vorne und 2 x 25 mm hinten
Karosserie: Frontschürze des Mercedes 450 SEL 6.9 AMG, schwarzer Grilleinsatz, Lackierung in Rot-Metallic
Innenraum: AMG „Silberpfeil“-Lenkrad, AMG-Tachometer, Holz-Schaltknauf, Wurzelholz-Dekor
ICE: Blaupunkt-Anlage mit Tuner, CD und Lautsprechersystemen
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