Visionär vor 50 Jahren: Das am 16. März 1973 der Weltöffentlichkeit vorgestellte Experimentier-Sicherheits-Fahrzeug ESF 22 von Mercedes-Benz ist ein Meilenstein der Fahrzeugsicherheit. Es entstand 1973 auf Basis der Mercedes-Benz S-Klasse der Baureihe 116 und war ein Wegbereiter wichtiger Innovationen (Assistenzsysteme, Sicherheitsgurtsysteme, Airbags und Karosseriemaßnahmen) in Serienfahrzeugen der Marke.
Sicherheit für Insassen und andere Verkehrsteilnehmer ist Mercedes-Benz seit Jahrzehnten ein wichtiges Anliegen. Ende der 1950er Jahre beginnt Mercedes-Benz mit praktischen Versuchen für die Sicherheitsforschung. Den Anfang machte die Erprobung einzelner Komponenten. Eine wichtige Rolle in der Sicherheitsforschung spielten bald aber auch Versuchsfahrzeuge. Von 1971 bis 1974 beteiligte sich der Erfinder des Automobils am internationalen Programm ESV (Experimental Safety Vehicles). Ziel dieses Projektes war es, Pkw nach den Sicherheitskriterien der US-amerikanischen "National Highway Traffic Safety Administration" (NHTSA) zu verbessern. Das Lastenheft forderte ein minimales Verletzungsrisiko der Passagiere bei einem Frontalaufprall mit 80 km/h auf eine starre Barriere, bei einem frontalen Zusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug bei 120 km/h, beim seitlichen Aufprall eines anderen Fahrzeugs mit 50 km/h, beim Heckaufprall eines anderen Fahrzeugs mit 120 km/h und beim Überschlag des Fahrzeugs.
Bei Mercedes-Benz steht die passive und aktive Sicherheit ganz oben auf der Agenda der Entwicklungsarbeit. Ab Frühjahr 1971 kommt das Projekt ESF in Sindelfingen groß ins Rollen. Zur praktischen Erprobung dienen die sogenannten Experimentier–Sicherheits-Fahrzeuge (ESF), von denen in den folgenden vier Jahren mehr als 30 Fahrzeuge aufgebaut und erprobt werden. Das Mercedes-Benz ESF 22 ist das dritte öffentlich präsentierte Experimentier-Sicherheits-Fahrzeug. Seine Weltpremiere feiert es auf der 4. Internationalen ESV-Konferenz vom 13. bis 16. März 1973 in Kyoto (Japan).
Auf den ersten Blick sieht die große ESF-22-Limousine der S-Klasse der 1970er-Jahre ähnlich. Doch bereits die Fahrzeugfront zeigt, dass dieses Exemplar in puncto Sicherheit seinen Artgenossen vorausfährt. Die ersten beiden ESF-Forschungsfahrzeuge (ESF 05 / 1971, ESF 13 / 1973) gaben wichtige Impulse für Sicherheitstechnologien. Sie hatten Rückhaltesysteme, entschärfte Aufprallbereiche im Innenraum, Antiblockiersystem ABS, Leuchtenwischer , Karosseriemaßnahmen – diese und weitere Innovationen haben bereits ESF 05 und ESF 13. Das ESF 22 baute darauf auf und optimierte die bisherigen Errungenschaften für mehr Sicherheit.
Der ESF 22 kann mit ABS, Airbags, Gurtstraffer, Sicherheitslenkrad mit Pralltopf, Wisch-Waschanlagen für Frontscheinwerfer sowie Knautschzonen und Stoßstangen mit einer integrierten Vorbauverlängerung inklusiver hydraulischer Pralldämpfern. Dank dieser Sicherheitsausstattung hätten, so teilte die Daimler AG seinerzeit mit, die Insassen im ESF gute Überlebenschancen bei einem Frontalaufprall mit 65 km/h auf eine starre Barriere gehabt.
ESF 22: Auf Basis der S-Klasse (Baureihe 116), präsentiert auf der 4. Internationalen ESV-Konferenz vom 13. bis 16. März 1973 in Kyoto (Japan)
- Ausgelegt für Aufprallgeschwindigkeit 65 km/h
- Vier Dreipunktgurte mit je drei Kraftbegrenzern und einem Gurtstrammer
- Airbag statt Gurtstrammer für den Fahrersitz
- Leergewicht fahrfertig: 2.025 Kilogramm (287 kg mehr als Serie)
- Gesamtlänge 5.240 Millimeter (280 mm mehr als Serie)
- Vorbauverlängerung inklusive hydraulischer Pralldämpfer: 245 mm
- Bremse mit Antiblockiersystem ABS
Bildergalerie: Mercedes-Benz ESF 22 16 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Benz Experimentier-Sicherheits-Fahrzeug ESF 22:
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